Was ist der Raspberry Pi?

Raspberry Pi

Der Raspberry Pi ist ein Mini-Computer, der ursprünglich für Schüler und Studenten gedacht ist, aus diesem Grund sehr günstig ist und nur ca. 35 Euro kostet. Dieser Mini-Computer ermöglicht den Erstkontakt zu Linux, Shell Scripting, Programmieren, Physical Computing und kann auch im Produktiveinsatz verwendet werden. Ganz nebenbei kann man mit dem Raspberry Pi viel über die grundsätzliche Funktionsweise von Computern lernen.
Der Raspberry Pi wurde wegen rückläufiger Bewerberzahlen für den Studiengang der Computerwissenschaften an der Universität Cambridge entwickelt. Statt reiner Theorie wollte man den Studiengang mit praktischen Anwendungen aufwerten.

Aktuelle Modelle im Vergleich

Raspberry Pi Zero (W/WH) 3 A+ 4 B
SoC BCM2835 BCM2837B0 BCM2711
ARM Core 1 x ARM1176JZF-S 4 x Cortex-A53 4 x Cortex-A72
Architektur 32 Bit (ARMv6Z) 64 Bit (ARMv8-A) 64 Bit (ARMv8-A)
Takt 1,0 GHz 1,4 GHz 1,5 GHz
RAM 512 MByte 512 MByte 1, 2 oder 4 GByte

Den Raspberry Pi gibt es in drei verschiedenen Größen. Als sparsamen Raspberry Pi Zero in verschiedenen Ausführungen mit 512 MByte RAM und einem ARM-Rechenkern der zwischen 10 und 20 Euro kostet. Als ebenfalls sparsam und leistungsfähigeren Raspberry Pi 3 A+ mit 512 MByte RAM und vier schnellen ARM-Rechenkernen der zwischen 25 und 30 Euro kostet. Und das Topmodell Raspberry Pi 4 B mit vier schnellen ARM-Rechenkernen und wahlweise 1, 2 oder 4 GByte RAM der zwischen 35 und 55 Euro kostet.

Raspberry Pi: 1. Generation

Modell RPi A RPi A+ RPi B RPi B+
System on Chip Broadcom BCM 2835 (ARMv6)
700 MHz
RAM 256 MByte (400 MHz) 256 MByte (400 MHz) 512 MByte (400 MHz) 512 MByte (400 MHz)
Speicherslot SD-Card MicroSD-Card SD-Card MicroSD-Card
USB 2.0 1 1 2 4
HDMI x x x x
Video-Ausgang x x x x
Audio-Ausgang x x x x
Fast Ethernet - - x x
GPIO-Pins 26 (17) 40 (26) 26 (17) 40 (26)

Raspberry Pi Zero

Modell RPi Zero RPi Zero W RPI Zero WH
System on Chip BCM2835 (ARMv6)
1 GHz
RAM 512 MByte
Speicherslot MicroSD MicroSD MicroSD
Micro-USB x x x
Mini-HDMI x x x
WLAN - x x
Bluetooth - x x
GPIO-Header - - x

Raspberry Pi: 2. Generation

Modell RPi 2 B RPi 3 B RPi 3 A+ RPi 3 B+ RPi 4 B
System on Chip BCM2836 (ARMv7) BCM2837 (ARMv8) BCM2838 (ARMv8) BCM2838 (ARMv8) BCM2711
900 MHz 1,2 GHz 1,4 GHz 1,4 GHz 1,5 GHz
RAM 1 GByte 1 GByte 512 MByte 1 GByte 1, 2 oder 4 GByte
Speicherslot MicroSD MicroSD MicroSD MicroSD MicroSD
USB 2.0 4 4 1 4 2
USB 3.0 - - - - 2
HDMI x x x x 2
Video-Ausgang x x x x x
Audio-Ausgang x x x x x
Fast Ethernet x x - x x
Gigabit Ethernet - - - x x
WLAN - IEEE 802.11b/g/n IEEE 802.11b/g/n/ac IEEE 802.11b/g/n/ac IEEE 802.11b/g/n/ac
Bluetooth - BLE 4.1 BLE 4.2 BLE 4.2 5.0

Es gibt noch das Compute Module, bei dem der System-on-Chip und das RAM wechselbar ist. Der ist allerdings für den Industrie-Bereich gedacht.

Raspberry Pi 400

Der Raspberry Pi 400 ist ein kompletter Personal Computer, der zusammen mit einer Tastatur in ein Gehäuse eingebaut ist. Die Bauform erinnert sehr stark an die ersten Heimcomputer C64, Amiga 500 oder Atari ST. Bis auf die Verfügbarkeit von Schnittstellen entspricht die Hardware-Ausstattung einem Raspberry Pi Modell 4.

Raspberry Pi Pico

Der Raspberry Pi Pico ist ein Mikrocontroller-Board für 4 Euro von der Raspberry Pi Foundation. Er hat einige nützliche Funktionen für Steuerungen, wie man es von anderen Mikrocontrollern kennt. Eine Besonderheit sind programmierbare Ein- und Ausgänge, die unabhängig von den Rechenkernen arbeiten.

Raspberry Pi Compute Module

Das Raspberry Pi Compute Module ist für Hardware-Entwickler und Gerätehersteller gedacht, die einen Mini-Computer in Form einer Platine in ihre eigenen Produkte einbauen wollen. Das Modul ist nicht viel teurer als ein normaler Raspberry Pi, enthält aber zusätzliche Funktionen.

Erste Schritte mit dem Raspberry Pi

Der Raspberry Pi ist so entwickelt, dass er eine niedrige Einstiegshürde bietet. Im Prinzip kann man den Raspberry Pi nach dem Anschluss eines Bildschirms per HDMI und einer Tastatur und Maus per USB sofort in Betrieb nehmen. Dafür reicht ein einfaches Steckernetzteil mit dem man auch ein Handy aufladen kann.

Das Betriebssystem wird von einer SD-Speicherkarte gestartet und muss dazu zuerst auf die Speicherkarte geschrieben werden. Dieser Vorgang ist beim ersten Mal etwas knifflig. Es gibt aber SD-Speicherkarten zu kaufen, auf denen das Betriebssystem schon aufgespielt ist. Es ist aber zu empfehlen es selber zu versuchen, damit man ein zerschossenes System im Zweifelsfall selber wieder herstellen kann.

Typische Anwendungen mit dem Raspberry Pi

  • Mini-PC
  • Steuerungs-Computer
  • Multimedia-Center
  • NAS (eingeschränkt)

Die Rechenleistung des System-on-Chip von Broadcom ist nicht besonders groß, weshalb es für den Raspberry Pi nur eingeschränkte Anwendungen gibt. Wer mit dem Raspberry Pi experimentiert stößt schnell an dessen Leistungsgrenzen.

Betriebssysteme

Als Betriebssystem kommt ein beliebiges Linux zum Einsatz, das für den Raspberry Pi compiliert ist. Besonders beliebt ist Raspbian, dass auf der Debian-Distribution basiert. Es gibt aber noch andere Alternativen. Insbesondere für spezielle Anwendungsfälle.

Erweiterungen

Für den Raspberry Pi gibt es verschiedenste Erweiterungen. Am einfachsten lässt sich ein Raspberry Pi über den USB erweitern. Hier kann man USB-Hubs, Festplatten, WLAN-Sticks und weiteres anschließen. Voraussetzung ist jedoch eine Treiber-Unterstützung. Es gibt allerdings viele Online-Shops, die spezielle Komponenten für den Raspberry Pi anbieten.

  • Kamera
  • Erweiterungsboards über GPIO-Pfostenleiste
  • RaspiRobot Board für Modellbau-Servos und Motoren
  • Anschlüsse für Arduino-Shields
  • Belegung GPIO für Raspberry Pi

HAT - Hardware Attached on the Top

Hardware Attached on the Top, kurz HAT, ist eine Spezifikation für Erweiterung für den Raspberry Pi. Die als HAT bezeichneten Erweiterungsboards kennt man auch als Shields für den Arduino und Capes für das BeagleBoard. Ein Erweiterungsboard darf sich aber nur als HAT bezeichnen, wenn es sich an die HAT-Spezifikation hält.
Die Spezifikation definiert eine 65 mm × 56 mm große Platine mit abgerundeten Ecken und vier Löchern zur mechanischen Befestigung des HAT am Raspberry Pi. Eine Buchsenleiste stellt die Verbindung mit dem 40-poligen GPIO-Header des Raspberry Pi her. Mit den Modellen A und B des Raspberry Pi sind HATs nicht kompatibel.
Auf den Erweiterungsboards ist ein EEPROM vorgesehen über das es erkannt und die benötigten Treiber automatisch geladen werden. So soll dem Nutzer eine manuelle Konfiguration erspart bleiben.

Warum Raspberry Pi?

Angesichts verschiedener und viel leistungsfähiger Alternativen spricht für den Raspberry Pi vor allem der Preis und die damit geringe finanzielle Einstiegshürde. Wer nach dem Kauf feststellt, dass das ein Fehlgriff war, hat nicht so viel Geld kaputt gemacht und bekommt aufgrund des großen Interesses einen Raspberry Pi mitsamt Zubehör auch schnell wieder verkauft.
Gleichzeitig hat der Raspberry Pi im Vergleich zu allen anderen niederpreisigen ARM-Computern die beste Software-Unterstützung. Und es gibt vielfältige Zusatz-Hardware und Erweiterungen zu günstigen Preisen, die bei anderen ARM-Computern kaum verfügbar oder viel teurer ist.

Alternativen zum Raspberry Pi

Viele Raspberry-Pi-Konkurrenten sind oftmals leistungsfähiger und preislich genauso interessant. Leider sind die Software-Unterstützung und Dokumentation deutlich schlechter.

  • Banana Pi
  • Odroid von Hardkernel
  • Tinker Board von Asus
  • BeagleBoard
  • Cubieboard
  • Industrie-PC

Neben den klassischen Einplatinen-Computern gibt es auch Microcontroller-Boards, die weniger mit dem Raspberry Pi konkurrieren, sondern ihre eigenen Anwendungsgebiete haben.

Die teilweise kommerziellen und nichtkommerziellen Initiativen haben ihre jeweils eigene Fan-Gemeinde.

Arduino vs. Raspberry Pi

Gelegentlich werden der Arduino und Raspberry Pi auf eine Stufe gestellt und miteinander verglichen. Doch so einfach ist das nicht. Denn beide Systeme sind viel zu unterschiedlich, als das man sie als Konkurrenten sehen könnte. Ein Arduino hat zum Beispiel keine Grafikausgabe. Es lässt sich mit ihm also kein PC nachbauen. Mit einem Raspberry Pi ist das dagegen möglich, wenn auch nicht besonders leistungsfähig.
Der Arduino eignet sich hauptsächlich für Sensordatenerfassung und Steuerungsaufgaben. Selbstverständlich ist das auch mit einem Raspberry Pi möglich. Der entscheidende Unterschied zwischen Raspberry Pi und Arduino ist, dass auf einem Arduino kein Betriebssystem arbeitet, sondern der Nutzer ein Programm schreiben muss, dass dann als Firmware im darauf befindlichen Mikrocontroller gespeichert und ausgeführt wird. Die Anbindung von Netzwerken und Massenspeicher sind nur über Umwege möglich. ARM-Computer, wie der Raspberry Pi, sind hier wesentlich leistungsfähiger, wobei sie auch mehr Ressourcen benötigen.
Wer reine Steuerungsaufgaben hat und das Programmieren in C nicht scheut, der ist mit dem Arduino gut beraten. Alles darüber hinaus macht man besser mit einem Raspberry Pi.

Bastel- und Experimentier-Ideen

Übersicht: Raspberry Pi

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