Q.SIG / PSS1

Q.SIG ist ein Standard für die Signalisierung zwischen TK-Anlagen unterschiedlicher Hersteller. Es ist eine vom internationalen Standardisierungsgremium ETSI anerkannte Plattform für Entwicklungen bei der heterogenen Vernetzung von TK-Anlagen.

Das Q.SIG-Protokoll heißt offiziell "D-Kanal-Protokoll am Q-Referenzpunkt". Der Q-Referenzpunkt ist der logische Signalisierungspunkt zwischen zwei TK-Anlagen. Die physikalische Anbindung erfolgt am C-Referenzpunkt. Q.SIG arbeitet auf der 3. Schicht, der Vermittlungsschicht, des OSI-7-Schichten-Modells.

Referenzpunkte für das öffentliche und private ISDN-Netz

Übersicht der Referenzpunkte

Historische Hintergründe

Wegen fehlender Standards entwickelten die großen TK-Hersteller ihre eigenen Protokolle, um TK-Anlagen miteinander zu vernetzen. Diese Protokolle beruhen auf der CCITT-Empfehlung Q.931. Hierzu gehören zum Beispiel die Protokolle ABC von Alcatel, TNet von Avaya (ehemals Bosch Telecom/Telenorma/Tenovis) und CorNet N von Siemens.
Die herstellerspezifischen Protokolle erlauben es nur die Systeme des gleichen Herstellers miteinander zu vernetzen. Aufgrund der geringen Initiative seitens der ITU-T (früher CCITT) entwickelte die ECMA eine Serie von Standards für private ISDN-Netze. Später übernahm der CENELEC und dann ETSI die Kooperation mit der ECMA für das Q.SIG-Protokoll. Inzwischen führt auch das ISO/IEC die Q.SIG-Standards unter der Bezeichnung PSS1 (Private Signalling System 1). Der Inhalt der Dokumente sind bei allen Gremien (ECMA, ETSI und ISO/IEC) im wesentlichen gleich.

Vorteile von Q.SIG

  • Herstellerunabhängigkeit
  • Unabhängigkeit von der Vernetzungstopologie
  • Unbegrenzte Anzahl von Netzknoten (max. 5 Transitverbindungen, um Laufzeitprobleme zu vermeiden)
  • flexibler Rufnummernplan
  • transparente Leistungsmerkmale
  • Zukunftssicherheit

Leistungsmerkmale von Q.SIG

Die Grundlagen des Q.SIG-Protokolls bilden die Basic Calls (BC) und das Generic Function Protocol (GF). Im BC sind der Verbindungsauf- und abbau, sowie die Fehlerbehandlung beinhaltet. Das GF stellt die Protokollmechanismen für die Steuerung von Supplementary Services und Additional Network Features bereit.
Die Supplementary Services (SS) sind Leistungsmerkmale, die das Q.SIG-Protokoll für die Nutzer des TK-Netzverbundes zu Verfügung stellt. Unter Additional Network Features (ANF) befinden sich Funktionen, die unabhängig von Nutzer die Verwaltung von Verbindungen oder die Leistung des gesamten Netzes verbessern.
Für Hersteller, denen die Basis-Leistungsmerkmale von Q.SIG nicht ausreichen, bietet Q.SIG die Generic Functional Procedures (QSIG GF). Diese standardisierte Methode dient zum Transport von Nicht-Standard-Funktionen und zum Message-Handling im Q.SIG-Netzwerk.
Die folgenden Leistungsmerkmale und Dienste stellen nur einen groben Überblick über die Möglichkeiten von Q.SIG dar.

Gebührenübertragung Advice of Charge AOC
Automatischer Rückruf Call completion CC
Automatischer Rückruf Completion of Calls to Busy Subscribers CCBS
Rückruf bei Frei Completion of Calls on No Reply CCNR
Rufumleitung Call forwarding und diversion CF/CD
Rufweiterleitung bei Besetzt Call Forwarding Busy CFB
Anrufüberweisung Call Deflection CD
Rufweiterleitung bei Frei Call Forwarding No Reply CFNR
Rufumleitung Call Forwarding Unconditional CFU
Rufabfangen Call Interception CINT
Rufaufschaltung Call Intrusion CI
Anklopfen Call Offer CO
Umlegen Call Transfer CT
Anklopfen Call Waiting CW
Hereinwahl Direct Dialling In DDI
Ruhe vor dem Telefon Do Not Disturb DND
Rufnummernanzeige Calling Line Identification Presentation CLIP
Rufnummernanzeige Connected Line Identification Presentation COLP
Rufnummerunterdrückung Calling/Connected Line Identification Restriction CLIR
Namensanzeige Calling Name Identification Presentation CNIP
Namensanzeige Connected Name Identification Presentation CONP
Namensunterdrückung Calling/Connected Name Identification Restriction CNIR
Mehrfachrufnummern Multiple Subscriber Number MSN
Wegoptimierung Path Replacement PR
Wiederanruf Recall RE
Unteradressierung Subadressing SUB
Signalisierungsinformationen übertragen User to User Signalling UUS

Beispiel einer reelen Testkonfiguration

Testkonfiguration mit Siemens, Alcatel und Tenovis

Weitere Leistungsmerkmale von TK-Anlagen

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