Computernetzteile zerstören Computer!

Kürzlich öffnete ein Kollege von mir ein PC der nicht mehr funktionierte. Zuerst stellte sich heraus, dass das Netzteil defekt war und danach kam zum Vorschein, dass die Motherboard und die Festplatte auch nicht mehr arbeiteten. Auf der Leiterplatte der Festplatte erkannte man am Gehäuse eines IC einen ganz kleinen Riss, der eindeutig durch Überhitzung zustande kam.

Es sieht ganz danach aus, dass beim Prozess der Zerstörung des Netzteiles eine für Motherboard und Festplatte tödliche Überspannung, oder mehrere Überspannungen, aufgetreten sind. Das war ganze Arbeit: Wenn schon Zerstören, dann gleich perfekt. Wenn schon nicht ökologisch, ökonomisch ist diese Abhängigkeit von elektronischen Zerstörungsmechanismen auf jedenfall. Fragt sich bloss für wen. Das ist schnell erklärt: die Netzteilhersteller verdienen ihr Geld und ebenso die Hersteller von Motherboards und Festplatten. Fette Beute, so eine kleine Störung mit Überspannung. Eine eigentliche Verschwörung ist dazu nicht nötig. Es genügt das allseits lebendige Wirtschaftsdogma der Gewinnmaximierung. Ein solcher Prozess entsteht dadurch quasi automatisch…

Wäre das ökologische dem ökonomischen kollektiven Bewusstsein überlegen – ich weiss das ist reinste Utopie! – würde ein solch unsinniger Zerstörungsvorgang nicht passieren. Warum nicht? Ganz einfach, der ökonomisch denkende Hersteller von Computernetzteilen würde vor jedem Spannungsausgang eine Thyristor-Crowbar-Schaltung einsetzen, die im Falle einer zerstörerischen Überspannung den Ausgang oder die Ausgänge sofort kurzschliesst und es so bei der Selbstzerstörung des Netzteiles bleibt. Die einzigen Unkosten die man hat, ist der Kauf eines neuen Netzteiles, das wegen der Thyristor-Crowbars ein klein wenig teurer wäre. Dafür jedoch entfallen die wesentlich höheren nicht unmöglichen Folgekosten durch die Anschaffung eines neuen Motherboards und einer neuen Festplatte, ganz abgesehen vom Ärger der dadurch entsteht.

Fazit: Das weitsichtigere Denken eines Herstellers von Computernetzteilen, der seine Produkte mit Thyristor-Crowbars ausrüstet und per Werbung dem Kunden (Computerproduzenten) klarmacht, dass diese paar wenigen Euros zusätzlich den Computer wesentlich schützt, regt vielleicht manchen an die paar Euros zusätzlich auszugeben. Da der Endkunde, also der Computerkäufer, von technischen Details oft keine Ahnung hat, müsste die Werbung für ihn, dass er für wenige zusätzliche Euros einen betriebssicheren Computer kauft, einleuchtend und klarverständlich formuliert werden. Vielleicht im Sinne davon, dass für die wenigen zusätzlichen Euros eine nicht zu unterschätzende Risikoquelle, die seinen Computer zerstören kann, nicht vorhanden ist und ein Computer der länger lebt, ist schliesslich auch gut für die Umwelt. Damit sind wir beim ökologischen Ansatz!

Man unterschätze den heutigen modernen Menschen nicht allzusehr bezüglich Umweltbewusstsein. Es gibt nicht wenige, die nur schon mit diesem ökologischen Argument bereit sind, ein paar Euros mehr auszugeben. Das sind z.B. ganz bestimmt diejenigen, welche bereit sind für den Ökostrom mehr als nur ein paar Euros mehr hinzublättern. Ein gewisses Umdenken findet durchaus statt, auch wenn’s an den eigenen Geldbeutel geht.

Da wir es im Elektronik-Kompendium mit Elektronik zu tun haben, möchte ich dieses Vorwort zum neuen Newsletter mit Elektronik schliessen. Wir befassen uns in diesem Vorwort mit der Schaltung des Thyristor-Crowbars ganz am Rande. Hier wurde erklärt, was die Schaltung im Prinzip kann, nämlich eine gefährlich hohe Spannung mittels gewolltem Kurzschluss sofort unterbinden. Ein Elektronik-Minikurs von mir, denes bereits seit fast sechs Jahren gibt, führt in’s Detail und zeigt dem interessierten Elektroniker, wie er so etwas leicht selbst realisieren kann. Mehr dazu in:

Eine besonders wirksame Methode, wie man eine teure Schaltung mit minimalem Aufwand vor Überspannungen schützen kann! Zum Auftakt, hier ein Bild mit einer einfachen und einer komplexeren Thyristor-Crowbar-Schaltung:

Computer-Netzteil1

Gruss

Thomas Schaerer

5 Gedanken zu „Computernetzteile zerstören Computer!

  1. Sowas ist mir einmal passiert, dass ein NT die Hardware mit in den Tod gerissen hat. Seitdem lege ich Wert auf Markenhersteller. Man erkauft sich zwar damit keine Sicherheit, aber zumindest ein gutes Gefühl von Sicherheit, dass das teure Qualitätsnetzteil im Fehlerfall keine Überspannungen über die Sekundärseite an die Hardware schickt.

  2. Schaltnetzteile haben eine menge an Vorteilen, z.B. kleine Abmessungen, hohe Leistung bei geringer Verlustleistung, geringes Gewicht. Wenn diese allerdings defekt sind, kann es zur grossen Zerstörung kommen.

    Die vorgestellte Schaltung könnte dieses zwar eindämmen, aber …. wenn diese Schaltung in Funktion geht, also den schützenden Kurzschluss auslöst und im schlechtestem Fall die automatische Abschaltung des Netzteils nicht funktioniert, dann wird die Zerstörung weitaus grösser werden. Z.B. abbrennen des PC’s und der Wohnung. Um das zu verhindern, müste alles mehrfach redundant sein, was nicht nur ein paar Euro ausmachen würde.

  3. ***************************************
    Antwort an Mounty:

    > Schaltnetzteile haben eine menge an Vorteilen, z.B. kleine Abmessungen, hohe Leistung bei geringer Verlustleistung, geringes Gewicht. Wenn diese allerdings defekt sind, kann es zur grossen Zerstörung kommen.

    Solches weiss ich.

    > Die vorgestellte Schaltung könnte dieses zwar eindämmen, aber …. wenn diese Schaltung in Funktion geht, also den schützenden Kurzschluss auslöst und im schlechtestem Fall die automatische Abschaltung des Netzteils nicht funktioniert, dann wird die Zerstörung weitaus grösser werden.

    Warum reicht hier nicht eine korrekt dimensionierte Primaer-Feinsicherung und vielleicht zusaetzlich noch eine kleine Thermosicherung zum sicheren Ausloesen?

    > Z.B. abbrennen des PC’s und der Wohnung. Um das zu verhindern, müste alles mehrfach redundant sein, was nicht nur ein paar Euro ausmachen würde.

    Falls das wirklich noetig sein wird. Mal sehen, ob es noch alternative Antworten geben wird und dann vielleicht einen statistischen Mittelwert bilden koennen. 😉

    Gruss
    Thomas

  4. Hi,hab einen PC von einem Bekannten gehabt,da war auch das NT kaputt.Mit dem NT ging auch das Board und der RAM.Beim Testen des PC’s wurde dann,bis dahin einwandfrei funktionierende Maus/Tastatur mit zerstört.Der PC war ein PC „von der Stange“,da wird leider meistens am NT gespart….Selbst nehme ich BeQuiet! oder HEC…Ist halt ein beruhigendes Gefühl!!…Gruß Netzwerk

  5. Hallo Netzwerk (toller Nick 🙂 ) !

    Netzwerk hat geschrieben:
    > Hi,hab einen PC von einem Bekannten gehabt,da war auch das NT kaputt.Mit dem NT ging auch
    > das Board und der RAM.Beim Testen des PC’s wurde dann,bis dahin einwandfrei
    > funktionierende Maus/Tastatur mit zerstört.

    Zusammenfassend laesst sich sagen, das Netzteil, das wenig kostet, kann locker einen ganzen Computer zerstoeren. Solche Netzteile sind also sehr teurer. Und deshalb lohnt sich die Integration von Thyristor-Crowbars und dass der Netzteilhersteller natuerlich auch fuer eine primaere serioese Absicherung sorgen muss, ist klar. Das mit dem moeglichen Computerbrand durch den Einsatz von Thyristor-Crowbars ist ein inakzeptables Argument. Wenn der Kunde weiss, was ein Idioten-Netzteil anrichten kann – so bin ich ueberzeugt, waeren viele bereit 20 oder 30 Euro mehr auszugeben. Jedenfalls Leute, die etwas weiter als nur bis zur Nasenspitze denken!

    > Der PC war ein PC „von der Stange“,da wird
    > leider meistens am NT gespart….

    Da wo ich arbeite wurden mal DELL-Computer gekauft. Ich habe auch so einen seit etwa 3.5 Jahren. Holz anlangen, es gab bis heute nie solche Probleme.

    Dann hat jemand andere anschaffen muessen, und da sind schon oft Netzteile ausgefallen, einer eben mit den erwaehnten folgen. Diese Computer heissen NOISE-CONTROL, jedenfalls ist es das einzige das drauf steht. Vielleicht heissen sie tatsaechlich so. 🙂

    Uebrigens, die sind sogar teurer als die DELLs. Grund der Anschaffung dieser NOISE-CONTROLs, die Hardware ist konsistenter als bei den DELLs und dies eignet sich besser fuer die Verwendung als LINUX-Computer. Das wird allerdings auch von andern in Frage gestellt. Ich selbst verstehe davon zu wenig.

    > Selbst nehme ich BeQuiet! oder HEC…Ist halt ein
    > beruhigendes Gefühl!!…

    Okay, diese NT sind zwar ruhig. Bloss, was nuetzt es wenn es die andern Venti im Computer nicht sind? Und woher weisst Du, dass diese NT sowas wie Thyristor-Crowbars enthalten? Was ist also wirklich besser als bei den FEWAWI-Netzteilen?
    (FEWAWI = Feld-Wald-und-Wiesen)

    Gruss
    Thomas

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