Hosted PBX / Cloud-PBX (IP-Centrex)

IP-Centrex, Hosted PBX und Cloud-PBX bezeichnen eine virtuelle "Telefonanlage im Netz". Den einen standardisierten Begriff gibt es dafür nicht. Je nach Marketing-Prägung kommen unterschiedliche Begriffe vor, weil potentielle Kunden dann eher wissen was gemeint sein könnte.

Doch Centrex, im Zusammenhang mit VoIP auch IP-Centrex genannt, und Hosted PBX sind nicht das gleiche und dürfen deshalb nicht einfach so in einen Topf geworfen werden.

Im Prinzip geht es darum, dass der Kunde keine Telefonanlage kauft oder mietet, sondern die gesamte Telefonie, vom Endgerät bis zur Leitung von einem Anbieter als Dienstleistung, Software as a Service (SaaS) genannt, bezieht. Abgerechnet wird über einen festen Betrag pro Arbeitsplatz oder User.

Grob unterscheidet man zwischen internen, lokalen VoIP-Anlagen, was einer Hosted-PBX-Lösung entspricht und einer externen, virtuellen Telefonanlagen aus der Cloud (Cloud-PBX), auch IP-Centrex genannt. PBX steht für Public Branch Exchange. Das ist die englische Bezeichnung für ein privates Vermittlungssystem. Also eine Telefonanlage.

Virtuelle Telefonanlage im Netz

Die bereitgestellten Telefonie-Dienste sind offen für unterschiedliche Endgeräte wie Smartphone, Tablet, Notebook, Desktop-PC oder IP-Telefon. Es kann komplett auf herkömmliche Telefone verzichtet werden. Alle TK-Funktionen können über Softphones bedient werden.
Ein Softphone ist entweder ein installierbares Programm, eine Browser-Anwendung oder eine App. Neben Telefonie, Chat und Video-Konferenz, unterstützen sie zum Beispiel auch Unified Communications and Collaboration. Typisch ist, dass die Erreichbarkeit der Teilnehmer unterwegs, im Büro oder im Home Office immer über die gleiche Nummer möglich ist.
Die Konfiguration erfolgt in der Regel über ein zentrales Web-Interface. Hier besteht die Möglichkeit das Anrufmanagement, Rufweiterleitungen, Ansagen und Mailboxen zu verwalten.

Typischerweise werden die Kosten pro Monat pro Nutzer/Nebenstelle abgerechnet. Telefonverbindungen liegen im Cent-Bereich oder es gibt eine Flatrate (Festnetz oder Allnet). Die meisten Anbieter haben keine feste Vertragslaufzeit oder eine sehr kurze Kündigungsfrist.
Die preislichen Unterschiede liegen im Bereich der Kosten pro Nebenstelle und eventuell bei der einmaligen Einrichtungsgebühr oder pro Nebenstelle.

IP-Centrex / Cloud-PBX

IP-Centrex / Cloud-PBX / Telefonanlage im Netz

Centrex kommt von "Central Office Exchange" und wurde von den Bell Laboratories in den 60er Jahren entwickelt. Es wird vor allem in den USA und Kanada eingesetzt. Dort war es üblich, dass eine Nebenstelle einer TK-Anlage von einer Centrex-Lösung bereitgestellt wurde. In Europa konnte sich diese Lösung nicht durchsetzen. Der Hauptgrund dürfte der hohe Preis für die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) sein. Damit wurde den Anbietern von Centrex-Lösungen der Zugang zur letzten Meile versperrt. Doch im Zuge von "All-IP", einer sehr guten Breibandversorgung und der Öffnung des TK-Marktes hat sich die Situation verändert.

Bei IP-Centrex verzichtet man auf die TK-Anlage und sogar die Verbindung zum klassischen Telefonnetz. Stattdessen lässt man sich von einem Provider die Dienste Internet und Telefonie zur Verfügung stellen. Die Telefonanlage wird dabei vollständig ins Netz ausgelagert und von einem Provider bereitgestellt. Der Provider stellt alle Leistungsmerkmale zur Verfügung, die über das IP-Telefon bedient werden können.
Das Prinzip ähnelt das einer Webhosting-Lösung, bei der der Webserver bei einem Webhoster steht. Der Kunde muss dabei keinen eigenen Server betreiben. Das übernimmt der Webhoster. Der bedient mit einem System gleich mehrere Kunden, genauso wie beim "Shared Webhosting".

Das Prinzip von IP-Centrex hat auch Nachteile. Sprachdaten im Netzwerk unterliegen den gleichen Einschränkungen, wie der normale Datenverkehr. Ist der Datenverkehr ins Internet eingeschränkt oder langsam, dann geht auch das Telefon nicht mehr. Sogar interne Gespräche sind dann nicht mehr möglich. Denn die Telefonie ist auf die Erreichbarkeit des Telefonie-Servers beim Netzbetreiber angewiesen. Wenn diese Verbindung nicht funktioniert, dann kann man nicht mehr telefonieren.

Hosted PBX

Hosted PBX / VoIP-TK-Anlage

Es gibt Organisationen deren Sicherheitsrichtlinien vorschreiben, dass der Betrieb des TK-Systems im eigenen Netz erfolgen muss. Für solche Kunden gibt es Hosted PBX. Dabei wird dem Kunden vom Provider ein eigener Server zur Verfügung gestellt. Bei Hosted PBX findet das Prinzip "dediziertes System" Anwendung. Die Hosted PBX wird aber weiterhin vom Provider betreut.

Anforderungen

VoIP-Verbindungen sind IP-basiert und benötigen einen stabilen und kontinuierlichen Datenaustausch zwischen Sender und Empfänger. Wenn der Internet-Anschluss stark aufgelastet ist, dann kann das zu Problemen führen. Bei der Übertragung ins Internet muss man VoIP-Verbindungen priorisieren. Im Idealfall bekommt die VoIP-Anlage einen eigenen Internet-Anschluss und der herkömmliche Internet-Anschluss wird nur als Überlauf oder als Backup verwendet.

Um den Bandbreitenbedarf abschätzen zu können, muss man berücksichtigen, dass bei virtuellen Telefonanlagen die interne Kommunikation in der Regel auch über das Internet läuft. Und zwar einmal rein und einmal raus. Pro Richtung muss man mit einer Bandbreite pro Sprachkanal von 100 kBit/s rechnen.
Des Weiteren empfiehlt es sich weitere Maßnahmen bezüglich Traffic-Optimierung und Bandbreitenmanagement vorzunehmen.

  • Es muss genügend Bandbreite vorhanden sein.
  • Alle Netzkomponenten müssen die Priorisierung der Sprachpakete unterstützen.
  • Mit leistungsfähigen Codecs lassen sich Jitter, Latenzen und Paketverluste im grünen Bereich halten.
  • Die Übertragung lässt sich mit weiteren QoS-Techniken (Quality of Service) und VLAN (virtuelles LAN) optimieren.

Wie sicher ist IP-Centrex?

Bei Telefonie-Diensten aus einem zentralen Rechenzentrum teilen sich Anwender und Kunden die Telefonieanwendung mit mehreren Nutzern des Providers. Hinsichtlich der Risiken, der Datensicherheit und des Datenschutzes muss man dem Anbieter vertrauen.
Hinsichtlich des Datenschutzes ist eine interne Anlage zu bevorzugen.

Ob die Kommunikation zwischen den IP-Telefonen im lokalen Netzwerk und der IP-Centrex-Cloud des Anbieters verschlüsselt und damit sicher erfolgt, hängt vom Anbieter ab. Wenn ja, dann wird hier in der Regel für die Verbindungssteuerung SIP mit TLS (SIPS) und für die Kommunikation SRTP eingesetzt. Spätestens beim Anbieter wird die Verbindung entschlüsselt. Dazu ist der Anbieter durch die Telekommunikationsüberwachungsverordnung (TKÜV) gezwungen. Spätestens bei Verbindungen ins öffentliche Telefonnetz erfolgt die Kommunikation zwangsläufig nicht mehr verschlüsselt.
Wer sicher gehen will, dass die Kommunikation netzintern verschlüsselt ist, der kann ZRTP zum sicheren Schlüsselaustausch einsetzen. Das setzt voraus, das die Kommunikation durchgängig über IP erfolgt und die Gegenstellen ZRTP beherrschen. Und man muss sich selber um die Konfiguration kümmern. Aus Sicherheitsgründen kann man diese Aufgaben nicht an den Anbieter delegieren.

Übersicht: VoIP-Technik und -Protokolle

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