Schnurlose Telefonie

Mobilteil und Basisstation eines Schnurlosen Telefons Schnurlose Telefone haben ihren Namen durch die fehlende Hörerschnur. Sie wird durch eine Funkstrecke ersetzt. Die Reichweite von schnurlosen Telefonen liegt bei maximal 100 m im freien Gelände. In Gebäuden sind es nur etwa 30 m. Dort liegt auch der Haupteinsatzort. Sind zwischen Mobilteil und Basisstation mehrere Betonwände, reduziert sich die Reichweite auf wenige Meter. Die Basisstation sollte sich nach Möglichkeit im zentralen Bereich der Nutzung befinden, damit der Funkbereich möglichst weitflächig genutzt werden kann.
Angeschlossen werden die Basisstationen an einem Telefonanschluss. Je nach Modell lassen sich an einer Basisstation mehrere Mobilteile betreiben. Jedes dieser Mobilteile wird unter einer eigenen Ziffer in die Basisstation eingebucht und ist innerhalb dieses Systems anrufbar. Die Basisstation schnurloser Telefone funktionieren in der Regel wie kleine Telefonanlagen.

Techniken für die schnurlose Sprachübertragung

Seit dem 01.01.2009 ist der Betrieb von schnurlosen Telefonen mit den Funktechniken CT1, CT1+ und CT2 in Deutschland verboten. Wer die Geräte trotzdem betreibt und Störungen anderer Dienste verursacht, muss mit einem Bußgeld rechnen und gegebenenfalls die Kosten für die Entstörung zahlen.
Vorsicht: Der Verkauf der betroffenen Geräte ist weiterhin erlaubt. Nur weil man diese Geräte kaufen kann, heißt das nicht, dass man sie betreiben darf.
Die frei gewordenen Frequenzen (885 bis 887 und 930 bis 932 MHz sowie 864,1 bis 868,1 MHz) werden von Mobil- und Nahfunkanwendungen genutzt.

CT1

Für den CT1-Standard wurden ursprünglich 40 HF-Kanäle belegt. Sie liegen im Frequenzbereich von 914 bis 915 MHz und 959 bis 960 MHz. Als Modulationsverfahren wurde FSK (Frequency Shift Keying) oder PSK (Phase Shift Keying) eingesetzt. Es standen 40 analoge Kanäle mit einem Abstand von 25 kHz zur Verfügung. Mit einer maximalen Sendeleistung von 10mW konnte eine Reichweite von bis zu 300 m erreicht werden. Die Übertragung der Signale erfolgte analog und nicht abhörsicher.
Nach diesem Standard wurden in Deutschland die ersten schnurlosen Telefone der Post/Telekom betrieben. Die Betriebserlaubnis für Geräte dieses Standards ist seit Anfang 1998 erloschen. Die Frequenzbereiche sind für GSM vergeben. Der Betrieb von CT1-Geräte ist seitdem verboten.

CT1+

Der CT1+ Standard ist ein analoges Übertragungsverfahren für schnurlose Telefone, dem 80 HF-Kanäle zur Verfügung standen. Die Frequenzbereiche liegen zwischen 885 bis 887 MHz und 930 bis 932 MHz und stören den Betrieb der GSM-Funktelefone nicht.
Der CT1+-Standard ist gegenüber DECT strahlungsärmer. Das ist der Grund, warum Geräte mit diesem Standard zeitweise sehr beliebt waren, obwohl der DECT-Standard schon längst etabliert war. Die Geräte mit diesem Standard dürfen seit dem 01.01.2009 nicht mehr betrieben werden.

CT2

CT2 ist ein Standard für die digitale Übertragung von Sprache. Das Nutzsignal (die Sprache) wird mittels ADPCM (Adaptive Differential Pulse Code Modulation) kodiert übertragen. Die Bandbreite von 32 kBit/s bietet dadurch eine dem Festnetz ähnliche Sprachqualität.
Es stehen 40 digitale Kanäle zwischen 864 und 868 MHz, mit einem Abstand von 100 kHz, zur Verfügung. Die Geräte mit diesem Standard dürfen seit dem 01.01.2009 nicht mehr betrieben werden.

CT3

CT3 ist eine Weiterentwicklung von CT2. CT3 ist auch unter der Bezeichnung DECT bekannt. CT3 und DECT unterscheiden sich nur in den verwendeten Frequenzen. Während DECT im Bereich von 1.880 bis 1.900 MHz arbeitet, liegt CT3 im Bereich von 862 bis 866 MHz. CT3 hat sich jedoch nie durchgesetzt und hat höchstens regionale Bedeutung.

DECT - Digital Enhanced Cordless Telecommunications

DECT ist aus einer langen Reihe von analogen Standards für die schnurlose Telefonie hervorgegangen. Ursprünglich stand DECT für Digital European Cordless Telephone. Es wurde für die schnurlose Sprachübertragung entwickelt. Später wurde es in Digital Enhanced Cordless Telecommunications umbenannt.
DECT-Geräte sind nicht einfach nur schnurlose Telefone. Mit definierten Zugriffsprotokollen wird DECT über die bisherigen Telefonstandards hinausgehoben. Die sogenannten Access Profile ermöglichen eine reibungslose Interaktion mit verschiedenen Telefonnetzen, wie z. B. ISDN oder GSM. Zusammen mit dem GAP-Standard ermöglicht DECT Anwendungsgebiete, die nur mit Funktelefonen und Funkrufempfängern abgedeckt werden konnten.

Voice over WLAN

Hinter Voice over WLAN steht das Bedürfnis schnurlose Telefonie in die vorhandene IT-Infrastruktur zu integrieren, indem das vorhandene WLAN einfach mitbenutzt wird. Doch WLAN wurde für die schnurlose Datenübertragung entwickelt. Soll es für die Sprachübertragung genutzt werden, dann ist das nur mit Einschränkungen möglich.
WLAN hat ausreichend Bandbreite, muss diese aber mit anderen Anwendungen teilen. Außerdem ist die Reichweite äußerst gering, was in privaten Haushalten nicht gut ankommt. Deshalb kommt man an DECT für schnurlose Telefone bis heute nicht vorbei.

DECT-over-IP

In der DECT-over-IP-Architektur dienen DECT Access Points (DAP) als Funk-Basisstationen. Die Anschaltung erfolgt über die Netzwerkverkabelung am LAN.

Bluetooth

Bluetooth ist eine standardisierte, universelle und lizenzfreie Funktechnik zum Übertragen von Sprache und Daten. Die Funktechnik Bluetooth wird typischerweise in kleine mobile Geräte integriert und für Kurzstrecken verwendet. Für die schnurlose Telefonie wird es in der Regel nur für den Betrieb von Headsets verwendet.

Marktentwicklung: DECT, WLAN oder was?

Diese Frage stellt sich eigentlich nicht. Gerade im Büro- und Heimbereich ist DECT der Standard und die Technik, die unangefochten die Maßstäbe setzt. Da DECT schon seit Jahren sehr gut funktioniert, stellt sich die Frage, ob diese ausgereifte und etablierte Technik durch WLAN ersetzt werden sollte? Während WLAN-Systeme immer wieder unter Empfangsproblemen leiden, glänzen schnurlose DECT-Systeme durch ihre Einfachheit, Zuverlässigkeit und vor allem dadurch, dass sie absolut problemlos funktionieren.

Obwohl in der TK-Technik Voice over IP verwendet wird, gibt es in der schnurlosen Telefonie eine Ausnahme. So hat beispielsweise Voice over WLAN einige technische Schwächen und bringt einen erheblichen Konfigurationsaufwand mit. Die zweite Lösung DECT over IP ist eher eine Lösung für größere Unternehmen, was allerdings keine Vorteile hat.

Für interaktive Dienste gibt es DECT CAT-iq. Damit können Anwendungen, die auf IP basieren, mit DECT übertragen werden.

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