Raspberry Pi: Mit dem eduroam-WLAN verbinden

Wer als Student, Lehrbeauftragter oder Dozent an einer Universität eingeschrieben oder tätig ist, der erhält dort in der Regel Zugang zum lokalen Netzwerk. Entweder per Ethernet oder WLAN. Während und außerhalb der Vorlesung können sich Studenten und Dozenten mit dem Uni-Netz verbinden. In der Regel mit Smartphone, Tablet oder Notebook.
Die Anmeldung am Netzwerk erfolgt dabei nicht wie gewöhnlich mit einem WLAN-Passwort, wie man das im Privat-Bereich kennt, sondern mit Benutzername und Passwort. Beide Angaben sind dabei eine Person gebunden.

Die Idee ist, dass man einen Raspberry Pi mit einem eduroam-WLAN verbindet. Leider funktioniert das auf dem Raspbian-Desktop nicht, weil die technischen Erfordernisse der eduroam-Authentifizierung nicht unterstützt werden. Deshalb muss man den "wpa_supplicant" manuell zu konfigurieren.

Leider funktionieren viele Anleitungen nicht, die den Raspberry Pi mit dem eduroam-WLAN verbinden. Das heißt, unter Umständen ist auch bei der folgenden Lösung irgendeine Konfigurationsoption fehlerhaft.

Der technische Unterschied eines eduroam-WLANs zu einem herkömmlichen WLAN ist, dass die Authentifizierung des Benutzers netzseitig über den Standard IEEE 802.1x in Kombination mit Radius erfolgt. Das bedeutet, es existiert eine zentrale Benutzerverwaltung, in der darüber entschieden wird, ob der angemeldete Nutzer berechtigt ist, Zugang zum Netzwerk und damit dem Internet bekommt.

Was ist "eduroam"?

"eduroam" ist die Abkürzung für "education roaming". Es handelt sich dabei um eine Initiative und technische Einrichtung, die der Forschung und Lehre einen weltweiten WLAN-Roaming-Service bietet. Die Teilnehmer, in der Regel Studierende und Lehrbeauftragte, können das WLAN und LAN an allen Standorten der teilnehmenden Universitäten, Institutionen und Forschungseinrichtungen in 72 Regionen der Welt mit einem einzigen Konto nutzen.

In der Praxis vermittelt Eduroam den Teilnehmern die Authentifizierung gegen den RADIUS-Server ihrer Heimat-Institution. Die Idee von Eduroam ist, dass man mit diesem Benutzernamen und Passwort an fast allen Universitäten weltweit Zugang zum Internet bekommen kann.

Voraussetzungen

Zu den Voraussetzungen, um einen Raspberry Pi mit einem eduroam-WLAN zu verbinden, benötigen wir selbstverständlich einen Raspberry Pi mit integriertem WLAN-Adapter oder einen Raspberry Pi mit einem externen USB-WLAN-Adapter. Von Vorteil ist es, wenn man in der gewählten Konstellation bereits zu einem herkömmlichen WLAN eine Verbindung herstellen konnte. Dann sind die Hardware-Voraussetzungen geschaffen, dass es auch mit dem eduroam-WLAN funktioniert.

Desweiteren benötigen wir einen gültigen und funktionierenden eduroam-Account, der aus einem Benutzernamen und einem Passwort besteht. Diesen eduroam-Account bekommt man aber nur, wenn man an einer Universität oder Hochschule eingeschrieben ist oder als Lehrbeauftragter oder Dozent tätig ist.

Hinweis: Bezeichnung der Netzwerk-Schnittstellen

Seit Raspbian Stretch haben die Netzwerk-Schnittstellen für Ethernet und WLAN andere Bezeichnungen. Also nicht mehr "eth0" und "wlan0", sondern "enx..." und "wlx...". Das betrifft per USB angeschlossenen Netzwerk-Adapter, deren Bezeichnung von den hier genannten Bezeichnungen abweichen. Das bedeutet, dass man zuerst die individuelle Bezeichnung ermitteln oder die Namensgebung auf das alte Verfahren umstellen muss.

Netzwerk- und WLAN-Konfiguration

Dann beginnen wir mit der Netzwerk- und WLAN-Konfiguration. Hierzu arbeiten wir auf der Kommandozeile. Zuerst öffnen wir die Datei für die Netzwerk-Konfiguration.

sudo nano /etc/network/interfaces

Im Normalfall sind hier keine Änderungen vorzunehmen. Stellen Sie sicher, dass die folgende Zeilen in der exakten Schreibweise vorhanden sind. Danach die Datei speichern und schließen.

allow-hotplug wlan0
iface wlan0 inet manual
wpa-conf /etc/wpa_supplicant/wpa_supplicant.conf

Dann folgt die eigentliche WLAN-Konfiguration über den Daemon "wpa_supplicant". Der kümmert sich darum, dass die Verbindung zum WLAN hergestellt wird.

sudo nano /etc/wpa_supplicant/wpa_supplicant.conf

In dieser Datei sollten standardmäßig die folgenden drei Zeilen vorhanden sein. Wenn nicht, dann sind sie zu ergänzen.

ctrl_interface=DIR=/var/run/wpa_supplicant GROUP=netdev
update_config=1
country=DE

Desweiteren muss die Datei um eine Sektion "network" für das eduroam-WLAN ergänzt werden.

network={
   ssid="eduroam"
   proto=RSN
   key_mgmt=WPA-EAP
   eap=PEAP
   identity="USER@HOST"
   password="PASSWORD"
   phase1="peaplabel=0"
   phase2="auth=MSCHAPV2"
}

Die Einträge für "USER@HOST" und "PASSWORD" müssen an den eigenen eduroam-Account angepasst werden. Anschließend die Datei speichern und schließen.

Konfiguration für das eduroam-WLAN testen

Dann starten wir den wpa_supplicant manuell, um die WLAN-Konfiguration zu testen.

sudo wpa_supplicant -i wlan0 -c /etc/wpa_supplicant/wpa_supplicant.conf

Der wpa_supplicant wird dann versuchen eine Verbindung zum eduroam-WLAN herzustellen. Dabei werden verschiedene Meldungen auf der Kommandozeile erscheinen.

Eine erfolgreiche Verbindung erkennt man an der Meldung "... success ...".

Vorausgesetzt die WLAN-Konfiguration ist korrekt, wird die Anmeldung am eduroam-WLAN erfolgreich sein. Wenn nicht, dann sollte man sich die Fehlermeldungen anschauen und darin das Problem identifizieren. Ggf. hilft die Google-Suche mit der Fehlermeldung.

Mit Strg + C kann man den wpa_supplicant abbrechen. Dabei wird auch die Verbindung zum eduroam-WLAN beendet.

Automatisch mit dem eduroam-WLAN verbinden

Damit sich der Raspberry Pi automatisch mit dem eduroam-WLAN verbindet ist ein Neustart notwendig. In dem Zug wird sich auch der wpa_supplicant die Verbindung zum eduroam-WLAN herstellen.

sudo reboot

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