Telefonanlagen

Der Begriff Telefonanlage stammt aus einer Zeit, als ausschließlich Telefone an Telefonanlagen angeschlossen wurden. Mit der Miniaturisierung und Computerisierung entwickelten sich Telefonanlagen zu Telekommunikationsanlagen bzw. Telekommunikationssystemen an denen verschiedene Endgeräte angeschlossen werden konnten. Zum Beispiel Faxgeräte, Modems und Anrufbeantworter.
Der Begriff Telefonanlage wird auch heute noch verwendet. Er begründet sich aus der Hauptnutzung: das Telefonieren.

Bei klassischen Telefonanlagen hat man die Möglichkeit mehrere Telefone an relativ wenigen Amtsleitungen zu betreiben. Die internen Telefongespräche können gebührenfrei geführt werden. Zusätzlich können bei internen Verbindungen einige Leistungsmerkmale genutzt werden, die das Telefonieren komfortabler machen.
Es entstand der Begriff "Nebenstelle". Der kam daher, weil die meisten Telefone nicht direkt erreichbar waren. Um sie zu erreichen, musst man sich über eine zentrale Stelle bzw. ein zentrales Telefon verbinden lassen. Diese zentrale Stelle wird auch heute noch Zentrale oder Vermittlung genannt. In der Regel ist sie über die Durchwahlrufnummer 0 zu erreichen.

In der Anfangszeit der Telefonanlagen gab es keine Durchwahlfähigkeit. Mit Durchwahl wird eine Funktion bezeichnet, die es ermöglicht eine Nebenstelle von außen über seine interne Rufnummer anrufen zu können. Mit ISDN wurde die Durchwahlfähigkeit für alle Telefonanschlüsse eingeführt.

Technisches Prinzip: Unteranlage

Unteranlage

Eine Unteranlage ist hierarchisch einer anderen Telefonanlage untergeordnet. Die Amtsleitungen der Unteranlage werden dabei von der übergeordneten Anlage als Nebenstellen herausgeführt.

Technisches Prinzip: Reihenanlage

Reihenanlage

Der Name Reihenanlage ergibt sich aus der Anschalteart der Telefone. Jede Amtsleitung wird durch jedes Telefon durchgeführt, wodurch das Anschlusskabel einen entsprechenden Durchmesser erreichen kann. Jedes Telefon kann jede freie Amtsleitung belegen oder jeden Amtsanruf entgegennehmen.
Die Telefone können untereinander nicht telefonieren. Die Anwahl erfolgt lediglich im öffentlichen Netz.
Diese Art der Telefonanlage wird schon sehr lange nicht mehr verwendet.

Technisches Prinzip: Wählnebenstellenanlage bzw. Nebenstellenanlage

Wählnebenstellenanlage

Bei der Wählnebenstellenanlage bzw. Nebenstellenanlage hat jede Sprechstelle ihre eigene Rufnummer und kann jede andere Rufnummer über eine Sprechverbindung erreichen. Für die Verbindung zwischen Amtsleitungen und Nebenstellen ist das Koppelfeld zuständig.
Für abgehende Gespräche wird der Sprechstelle von der Telefonanlage eine freie Amtsleitung zugewiesen.
Ankommende Rufe können durch Wahl der Durchwahlnummer einer Nebenstelle zugewiesen werden. Die Abfragestelle, auch Zentrale genannt, erhält alle Anrufe die ohne Durchwahlnummer eingehen (xxx-0).
Dieses technische Prinzip für jede Telefonanlage üblich.

Technisches Prinzip: Hybrid-Anlage

Die Bezeichnung "Hybrid" stammt aus dem lateinischen und heißt zweierlei Herkunft. Hybrid-Anlagen vereinigen die Vorteile von Reihen- und Wählnebenstellenanlagen. Bei dieser Art der Anlage handelt es sich um ein Mikroprozessorsystem.
Diese Art der Telefonanlage wurde vorallem in kleinen Systemen umgesetzt. Zum Beispiel, um mit einer Unteranlage in großen Telefonanlagen die Chef-Sekretär-Funktionen zu realisieren.

Der Begriff Hybrid-Anlage wird auch bei kombinierten ISDN-VoIP-TK-Systemen verwendet.

Telefonanlagen und ihre Anwendungsfälle

Es gab eine Zeit, da waren Telefonanlagen nicht so universell einsetzbar wie heute. Damals gab es für verschiedene Anwendungsfälle unterschiedliche Systeme. Irgendwann haben die Hersteller ihre Anlagen mit Konfigurationsoptionen ausgestattet, um mit einem Anlagentyp verschiedene Anwendungsfälle abbilden zu können. Für bestimmte Branchen, wie Hotels oder Krankenhäuser gibt es auch heute noch bestimmte Anwendungsfälle, die durch bestimmte Betriebsarten und Leistungsmerkmale abgebildet werden können.
Die hier beschriebenen Telefonanlagen sind für einen speziellen Anwendungsfall entwickelt worden. Inzwischen erfüllen die meisten TK-Anlagen entsprechende oder ähnliche Funktionen. Diese Funktionen sind haben meist eine andere Bezeichnung.

Anwendungsfall: Hotelanlage

In Hotels werden Telefonanlagen mit Durchwahlmöglichkeit eingesetzt, die mit einem Abrechnungssystem gekoppelt sind. Neben der eigentlichen Anwendung als Telefonanlage, können mit Hotelanlagen auch diverse Zusatzfunktionen realisiert werden:

  • An- und Abmelden des Zimmerservice per Tastenkombination
  • automatische Weckfunktion
  • Registrierung und Verbuchung der Telefonkosten auf der Gesamtrechnung

Anwendungsfall: Auftragsanlage (ACD-Funktion)

Auftragsanlage

Die ACD-Funktion (automatic-call-distribution) kommt dann zum Einsatz, wenn viele eingehende Anrufe, z. B. auf eine Service-Rufnummer, auf mehrere Nebenstellen verteilt werden müssen. Sind alle Nebenstellen ausgelastet, werden die Anrufe in ein Wartefeld gestellt, in dem Musik oder Ansagen abgespielt werden.
Die ACD-Funktion wird für Auskunfts-, Vermittlungs- und Bestellsysteme eingesetzt.

  • Telefonbuchauskunft
  • Verkehrsauskunft
  • TV-Shopping
  • Interaktive Sprachdialogsysteme
  • Bestellannahme
  • Reservierungssystem

Durch ACD wird eine hohe Auslastung und Verfügbarkeit gewährleistet. Die ACD-Systeme verfügen über eine Anrufverteilung, Platzstatistik und Systemstatistik. Sie waren die Vorgänger der heutigen Call-Center-Lösungen.

Anwendungsfall: Unteranlage als Vorzimmeranlage (Chef-Sekretär-Funktion)

Vorzimmeranlage

Die Vorzimmeranlage wird auch als Chef-Sekretär-Anlage bezeichnet und in modernen Telefonanlagen als Chef-Sekretär-Funktion oder Partnergruppen gelöst. Über eine vorgeschaltete Person (Sektretär) können eingehende Gespräche vorher gefiltert werden, und an die richtige Person (Chef) vermittelt werden. Innerhalb einer Gruppe wird sichergestellt, dass bestimmte Personen nicht direkt erreichbar sind. Innerhalb der Gruppe aber die Erreichbarkeit bestehen bleibt.
Wenn die Chef-Sektretär-Funktion als Leistungsmerkmal innerhalb einer Telefonanlage realisiert ist, dann ist keine Unteranlage notwendig.

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