ADSL2 / ITU-T G.992.3

ADSL2 ist eine Erweiterung von Asymmetric Digital Subscriber Line (ADSL), die viele Probleme, die ADSL in der Praxis mit sich brachte, löst. Dazu zählen:

  • hoher Energieverbrauch
  • hoher Anteil an Daten für die Verbindungsverwaltung
  • gestörte Frequenzbereiche können nicht genutzt werden
  • gegenseitige Störungen auf den Leitungen durch Übersprechen

ADSL2 kam in Deutschland so gut wie nicht zum Einsatz. Statt dessen ist man gleich zu ADSL2+ übergegangen.

Eigenschaften von ADSL2

  • Stromsparfunktionen ohne Synchronisationsverlust.
  • Verringerung der Verwaltungsdaten während der Verbindung. Die eingesparte Bandbreite steht den Nutzdaten zur Verfügung.
  • 1-Bit-Modulation auf einem gestörten Kanal/Frequenzbereich.
  • Reduzierung des Übersprechens durch Leistungsregelung in Abhängigkeit des Signal/Rausch-Verhältnisses (Power-Cutback).
  • Zusätzliche Redundanzen im Datenstrom um fehlerhafte Daten besser erkennen zu können. Damit lassen sich auch Kanäle mit schlechtem Signal/Rausch-Verhältnis nutzen.
  • ADSL2 ist abwärtskompatibel zu ADSL und parallel einsetzbar.

Übertragungsgeschwindigkeit und Leitungslänge

Übertragungsgeschwindigkeit in Abhängigkeit der Reichweite

Mit ADSL2 wird die Geschwindigkeit auf der Leitung erhöht. Im Nahbereich und ohne Störungen liefert ADSL2 12 MBit/s im Downstream. Das bedeutet, das eine bereits vorgegebene Geschwindigkeit durch ADSL2 auf schlechteren oder längeren Leitungen möglich ist. ADSL2 bringt effektiv 50 kBit/s mehr Übertragungsrate. Oder anderes ausgedrückt, bei gleichbleibender Geschwindigkeit 200 Meter mehr Leitungslänge. Bei ADSL-over-ISDN (Annex B) erreicht man 5 km. Die Flächenzunahme um 200 Meter würde 8 Prozent betragen. Orte ohne ADSL bringt das keine ADSL-Versorgung. Aber mancher potentielle ADSL-Nutzer in Ballungsgebieten ohne ADSL-Versorgung erhöht sich mit ADSL2 die Chance auf einen DSL-Anschluss.

Stromsparfunktionen von ADSL2

Aus ökonomischen Gründen ist es nicht sinnvoll ein ADSL-Modem ständig zu betreiben. Doch um die lange Synchronisationsphase zwischen ADSL-Modem und DSLAM in der Vermittlungsstelle zu vermeiden, bleibt das Modem in der Regel immer an.
ADSL2 bietet erstmals mehrere Stromsparfunktionen in Abhängigkeit des Übertragungsstatus. Der L0-Modus ist aktiv, wenn Daten übertragen werden. Werden gerade keine Daten übertragen, dann schaltet sich das Modem in den L2-Modus. Das spart Strom und vermindert die Datenrate. Der Übergang in den L0-Modus ist so schnell, dass der Anwender davon nichts merkt.
Wenn dauerhaft keine Daten übertragen werden, dann schaltet sich das ADSL-Modem in den L3-Modus. Es handelt sich dabei um den Schlaf-Modus. Bei Bedarf wird innerhalb von 3 Sekunden in den L0-Modus geschaltet. Während der Schlaf-Phase bleibt die Synchronisation erhalten.

Power-Cutback

Power Cutback bedeutet Anpassung der Sendeleistung. Dahinter steckt die Idee, dass DSLAM und ADSL-Modem nur mit der Sendeleistung arbeiten, die unbedingt notwendig ist. Durch eine geringere Sendeleistung werden die Auswirkungen von Übersprechen auf andere Leitungen reduziert.
Während der Datenübertragung prüfen ADSL-Modem und DSLAM das Signal/Rausch-Verhältnis (SNR, Signal to noice ratio) von jedem Kanal. Überschreitet es eine bestimmte Schwelle, teilt das DSL-Modem dem DSLAM mit, dass die Datenrate reduziert werden soll. Daraufhin werden Datenrate und Sendeleistung an die veränderten Bedingungen angepasst. Auch wenn ein Übertragungskanal fast unbrauchbar ist, kann ADSL2 ihn mit minimal 1-Bit nutzen.
Generell senkt die Reduzierung der Sendeleistung den Leistungsverbrauch und die Wärmeentwicklung des DSL-Netzes.

SRA - Seamless Rate Adaption

Im Gegensatz zu ADSL, das auf die passende Bandbreite in Verbindung mit der Framestruktur angewiesen ist, kann ADSL2 die Übertragungsgeschwindigkeit an die Übertragungsqualität anpassen. Ohne die Synchronisation zu verlieren kann die Übertragungsrate und Kanalnutzung an den sich ändernden Störungen angepasst werden. Das Verfahren nennt sich Seamless Rate Adaption und erlaubt die Trennung der festen Zuordnung von Modulation, Bandbreite und Framing.
Anstatt die Synchronisation aufzugeben und die Übertragungseigenschaften erneut zu ermitteln wird bei ADSL2 die Geschwindigkeit für eine kurze Zeit einfach gesenkt.

Sonstige Verbesserungen

  • ADSL2 hat mehr Diagnosemöglichkeiten zur Ermittlung der Leitungsqualität. Das erleichtert dem Netzbetreiber die Fehlersuche, -analyse und -beseitigung ohne Vor-Ort-Einsätze.
  • ADSL2 beherrscht das Bonding. Damit wird die Bündelung mehrerer ADSL2-Anschlüsse bezeichnet. Dabei wird schon auf der ATM-Ebene die Leitungen gebündelt, so dass sie für die weiter oben liegenden Schichten und deren Protokolle wie ein Kanal aussehen.

ADSL-Technik

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