Matter

Matter ist ein einheitlicher und lizenzfreier Smart-Home-Standard, der Geräte unterschiedlicher Hersteller miteinander verbindet. Als Kommunikationsprotokoll soll er eine plattformübergreifende Steuerung von Smart-Home-Komponenten ermöglichen, die über Bluetooth, WLAN, Thread oder per Ethernet zu einem HAN (Home Area Network) oder LAN (Local Area Network) verbunden sind. Smart-Home-Geräte können mit Matter im selben Netzwerk herstellerübergreifend und ohne Cloud-Zwang miteinander kommunizieren.
Die Nutzung von Matter über andere Funk- oder Verbindungstechniken ist denkbar. Diese lassen sich aber nur über eine LAN-Bridge in ein Matter-Netzwerk einbinden.

Für Matter ist die Connectivity Standards Alliance (CSA) zuständig. Die Matter-Initiatoren Amazon, Apple, Google, Samsung und viele kleinere Hersteller arbeiten an der Matter-Spezifikation, die im Oktober 2022 in der Version 1.0 veröffentlicht wurde.

Geräte

Matter unterstützt Funktionen für folgende Geräte und Komponenten:

  • schaltbare Steckdosen (Ein/Aus, dimmbar)
  • Leuchtmittel (Ein/Aus, dimmbar, Farbtemperatur, Farben)
  • Sensoren (Kontakt, Licht, Anwesenheit, Temperatur, Druck, Durchfluss, Luftfeuchtigkeit)
  • Schalter (Ein/Aus)
  • Ventilatoren (Ein/Aus)
  • Schließsysteme (Türschlösser, Fensterverschattung)
  • Heizung und Kühlung (Thermostate)
  • Mediengeräte (Lautsprecher)
  • Bridges und Gateways

Es ist davon auszugehen, dass neuere Matter-Versionen mehr Funktionen für weitere Geräte-Typen unterstützen werden.

Vorteile durch Matter

Matter löst verschiedene Probleme, die durch Geräte und Komponenten unterschiedlicher Hersteller im selben Smart Home entstehen:

  • Vereinfachtes Setup: Matter-Geräte zeichnen sich insbesondere durch Interoperabilität aus. Das bedeutet, dass Anwender nicht für jedes Gerät eine spezielle Installations-App auf dem Smartphone installieren und über einen Cloud-Dienst in das eigene Smart Home einbinden müssen. Im Prinzip kann jedes Matter-Gerät mit jeder Matter-fähigen App Inbetrieb genommen werden.
  • Herstellerunabhängigkeit: Unterstützt ein Gerät Matter, dann kann es mit jedem anderen Matter-fähigen Gerät kommunizieren. Somit ist man als Anwender bei der Geräteauswahl nicht mehr nur an die Angebote eines bestimmten System-Anbieters gebunden.
  • Flexibilität: Vor Matter musste sich ein Hersteller, z. B. für smarte Steckdosen entscheiden, ob er Amazon Alexa, Apple HomeKit oder Google Assistant unterstützt. In der Regel hatten die Hersteller unterschiedliche Versionen für die unterschiedlichen Ökosysteme.

Nachteile von Matter

Als technische Voraussetzung verlangt die Matter-Spezifikation außer einem Mindestmaß an Rechenleistung und Speicherkapazität auch die Unterstützung für ein kompatibles Übertragungssystem.

Geräteeinrichtung

Für die Einrichtung eines neuen Geräts braucht ein Nutzer nicht die App des jeweiligen Herstellers. Es reicht eine Matter-fähige App irgendeines Herstellers.
In der Regel erfolgt nach dem Scannen eines QR-Codes eine automatische und stressfreie Installation.
Eine Rechtefreigabe ermöglicht, die Geräte in den getrennten Ökosystemen parallel zu verwenden.

Kommunikation im lokalen Netz

Matter-kompatible Geräte tauschen Schaltsignale und Sensordaten ausschließlich im lokalen Netz aus. Es besteht kein Zwang zur Cloud-Nutzung eines Anbieters.

Datensicherheit

Die Geräte kommunizieren ausschließlich verschlüsselt.

Marktausblick (2023)

Wie bei jedem Smart-Home-Standard steigt und fällt die Anzahl der verfügbaren Geräte mit der Verbreitung des Standards. Da in der Connectivity Standards Alliance IT-Großkonzerne wie Apple, Google, Samsung und Amazon an einem gemeinsamen Ziel arbeiten, ist die Chance groß, dass sich Matter weit verbreitet.
Für Hersteller anderer Systeme als Matter besteht damit die Gefahr, Marktanteile zu verlieren und vom Markt zu verschwinden, wenn sie nicht zum reinen Matter-Gerätehersteller werden. Smart Home findet dann aber nur in den Apps der großen Hersteller statt. Oder in einem Betriebssystem. Kleine Anbieter Matter-fähiger Geräte sind dann zwangsläufig außen vor. Das ist dann unter Umständen kein attraktives Geschäftsmodell. Allerdings sparen sie sich das Entwickeln von teuren Apps für verschiedene Plattformen.

In jedem Fall kommt es durch Matter zu einer enormen Zunahme der Konkurrenz, die schließlich zu einem Preiskampf führt, da sich der Funktionsumfang aller Geräte zu stark ähnelt. Dadurch kann es passieren, dass nur noch die Geräte der großen Hersteller auf dem Markt verfügbar sind und die Auswahl stark eingeschränkt sein wird.
Erst wenn andere Hersteller wieder Alleinstellungsmerkmale entwickeln, kann es sein, dass wieder mehr Matter-fähige Produkte auf den Markt kommen.

Ein weiteres Problem von Matter ist, dass es sich trotz des offenen Gedankens um ein geschlossenes System handelt, bei dem alle selbstgebauten Smart-Home-Geräte ausgeschlossen sind. Eine Eigenentwicklung ist praktisch nicht möglich, wenn es keine offene Implementierung für Matter gibt.

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