Vergabe von IPv6-Adressen (Präfix)

IP-Adressen werden von der Internet Assigned Numbers Authority (IANA) verwaltet und an regionale Registries, die Regional Internet Registries (RIR), vergeben. Davon gibt es fünf weltweit. Das RIPE NCC ist beispielsweise das RIR für Europa, Zentralasien und den Nahen Osten. Die RIRs verteilen IP-Adressen an Local Internet Registries (LIR). Von denen bekommen Endkunden ihre IP-Adressen.

Adressvergabe durch den Adressverwalter (RIR)

Die Organisation IANA ist der Verwalter der IPv6-Adressblöcke. Sie übergibt die Adressblöcke an regionale Adressverwalter (RIR). In Europa ist dass das RIPE.
Einen /32-Präfix bekommt heute jedes RIPE-Mitglied ohne Weiteres. Damit lassen sich 4.294.967.296 IPv6-Subnetze bilden (32 Bit Subnet Prefix), die jeweils 18.446.744.073.709.551.616 IPv6-Adressen enthalten (64 Bit Interface Identifier). Einen größeren Bedarf muss man gegenüber dem RIPE ausreichend begründen. Dann kann man auch einen /29-Präfix bekommen, mit dem sich 34.359.738.368 IPv6-Subnetze bilden lassen.

Aufgrund des großen Adressraums von IPv6 ist man in der Lage Präfixe möglichst großzügig zu vergeben. Das verbraucht zwar den Adressraum sehr schnell. Allerdings hält eine großzügige Präfix-Vergabe auch die IPv6-Routing-Tabellen klein.

Adressvergabe durch IPv6-Provider

Der ursprüngliche Plan zur Aufteilung des Adressraums war, dass jeder Kunde ein /48er-Netz bekommen sollte. Dass das zu großzügig ist, hat man schnell erkannt und ist deshalb zu längeren Präfixen übergegangen. Entweder /56 oder /64. /56 sollte normal sein, weil man davon ausgehen muss, dass ein Kunde mehrere Netze betreibt. Unter Umständen auch im Heimbereich. Insbesondere kleine Unternehmen haben dann mehr Spielraum, ohne Einschränkungen hinnehmen zu müssen.
Business-Kunden, die eigene Netze betreiben, bekommen von ihrem Provider in der Regel /48-Netze. Unter Umständen auch mehrere für mehrere Standorte oder Filialen.

Warum werden Präfixe so großzügig verteilt?

Dabei stellt man sich die Frage, warum gibt man so große Adressbereiche so großzügig heraus? Es ist doch ausgeschlossen, dass jemand soviel wirklich benötigt.
Die Idee dahinter ist, dass es einfacher ist, wenn alle IPv6-Umgebungen ähnlich oder fast gleich aussehen. So kann man zum Beispiel viel einfacher Adressen generieren, die eindeutig und global gültig sind.

Desweiteren hat man sich überlegt, dass es aus Sicht des Netzes egal sein sollte, wie die Hierarchie beim Betreiber des Endkunden-Netzes aussieht. Im Prinzip schert man alle Kunden über einen Kamm und teilt ihnen immer einen fast gleich großen Adressraum zu. Unabhängig davon, ob die das brauchen oder nicht. Eine Firma mit mehreren tausend Mitarbeitern bekommt einen fast gleich großen Adressraum, wie die Oma, die vielleicht nur ein Tablet in ihrem Netz betreibt.

Ein weitere Grund ist, dass man für jeden von der IANA bzw. den RIRs zugeteilten Präfixe einen Eintrag in der globalen Routing-Tabelle braucht. Größere Blöcke (bzw. kürzere Präfixe) bedeuten weniger Einträge und damit kleinere Routing-Tabellen. Deshalb findet auch eine relativ großzügige Zuteilung von 32er, 48er und 56er Präfixen statt.

Statischer oder dynamischer Präfix

Typische Endkunden-Internet-Anschlüsse, die von Internet-Service-Providern angeboten werden, bekommen keinen festen IPv6-Präfix, sondern einen dynamischen Präfix, der sich regelmäßig ändert. Das ist wie bei der dynamischen IPv4-Adresse.
Wenn das eigene Netz von außen erreichbar sein soll, dann ist eine statische IP-Adresse bzw. ein statischer Präfix notwendig. Doch in der Regel ist es so, dass man nur dann einen statischen Präfix bekommt, wenn man dafür bezahlt.
Die Fragestellung, wie man sicherstellen kann, dass der eigene Rechner immer unter der selben IPv6-Adresse erreichbar ist, bleibt also erhalten. Denn wenn der Präfix dynamisch vergeben wird, dann hat man immer auch eine andere IPv6-Adresse.

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