Vom Overload-Stromsensor zur
elektronischen Sicherung
Praxis: Teil II
- Elektronik-Minikurse: Inhaltsverzeichnis WICHTIG: Diverse technische Infos
- Elektronik-Minikurse: Philosophie (Sinn, Vorwissen, Praxisbezug)
- Hilfe bei Leserfragen. (WICHTIG: Unbedingt zur Kenntnis nehmen!)
- Simulieren und Experimentieren, ein Vorwort von Jochen Zilg
- Autor: Thomas Schaerer Opamp-Buch Timer555-Buch
Elektronische Sicherung
Das Funktionsprinzip des Stromsensor ist im
Theorieteil
im Kapitel "Einstellbare Highside-Stromsensorschaltung" mit
Bild 6
beschrieben. Einziger Unterschied hier: Die beiden Eingänge des
Operationsverstärkers IC:A, der ebenfalls als Komparator arbeitet, sind
vertauscht. Im Betriebszustand hat IC:A am Ausgang Pin 6 HIGH-Pegel,
also beinahe die Spannung von +Ue und bei Überlastung LOW-Pegel, also
beinahe GND. Dieser LOW-Pegel öffnet mit Hilfe des RS-Flipflop den
Relaiskontankt. Es fliesst kein Strom mehr zum äusseren Lastkreis
zwischen +Ua und GND und die Spannung über dem Shuntwderstand Rs
(Parallelschaltung der beiden Rs'-Widerstände) beträgt 0 VDC.
Damit ist die Spannung am nichtinvertierenden Eingang (Pin 3) erneut
höher als die am invertierenden Eingang (Pin 2), wodurch der Ausgang
(Pin 6) wieder auf HIGH liegt. Dies hat keinen Einfluss auf das Relais,
weil das RS-Flipflop, bestehend aus den CMOS-NAND-Gattern IC:B1 und
IC:B2, den Ausschaltzustand speichert. Erst die Betätigung der Taste EIN
setzt mit seinem LOW-Pegel das RS-Flipflop erneut und das Relais
schaltet den Kontakt ein. Ist die externe Überlast zwischen +Ua und GND
jedoch nicht beseitigt, erfolgt sogleich wieder die Ausschaltung des
Relaiskontaktes. Dazu weiter unten mehr in der Funktion von Verzögerung
und Trägheit.
Die Spannung am Ausgang von IC:A (Pin 6) kann +Ue und GND nicht
erreichen, weil absichtlich kein spezieller
Rail-to-Rail-Operationsverstärker zum Einsatz kommt. Dies dient dem
Zweck einer möglichst hohen Produkte-Unabhängigkeit. Man erkennt dies in
Bild 1 unten links in der zweiten Textzeile "IC:A". Dass die Eingänge
von IC:A trotzdem bis zur positiven Betriebsspannung funktionsfähig sind
(Common-Mode-Bereich), ist schaltungstechnisch bedingt. Bipolare
Operationsverstärker (BJT) haben eine
NPN-Eingangsstufe
und BiFET-Operationsverstärker eine
P-Kanal-JFET-Eingangsstufe.
So genannte Single-Supply-Operationsverstärker eignen sich nicht, dafür
sind diese bis auf GND einsetzbar. Typische Vertreter sind LM358, LM324
(BJT) und TLC271/72/74 (LinCMOS). LinCMOS-Operationsverstärker erlauben
in der Regel eine maximale Betriebsspannung von 15 VDC.
Stromsensor: Wenn der Strom von +Ue via Rs nach +Ua den Wert von
10 A überschreitet, wird die Spannung über Rs grösser als 110 mV. Damit
dieser Zustand die elektronische Sicherung auslöst und den Relaiskontakt
öffnet, muss Trimmpot P1 auf 0.55 k-Ohm eingestellt sein, damit der
konstante Strom von 0.2 mA an P1 eine Spannung von exakt 110 mV erzeugt.
Der P1-Einstellbereich geht von 0 bis 200 mV.
Konstant-Stromquelle: Der konstante Strom von 0.2 mA resultiert
aus der konstanten LED-Spannung von 1.7 V (rote LED) bei einem Strom von
etwa 1 mA, minus der Basis-Emitter-Spannung von T1 von 0.7 V und
dividiert durch R2. Sehr präzise sind diese Spannungen nicht, doch für
den Zweck hier genügt es. Der LED-Strom von etwa 1 mA, begrenzt durch
R1, ist um ein Vielfaches grösser als der T1-Basisstrom. Daraus
resultiert, dass der LED-Strom nicht nennenswert vom T1-Basisstrom
beeinflusst wird. Mit einem BC550C (T1) im Einsatz resultiert ein
T1-Basisstrom von etwa 3 µA. Beim Kollektor- bzw. Emitterstrom von 0.2
mA ergibt dies eine Stromverstärkung von fast 700. Es muss also nicht
zwingend ein BC550C sein. Man kann ebenso den BC550A oder praktisch
jeden Kleinsignal-NPN-Transistor einsetzen, weil eine Stromverstärkung
von etwa 100 ausreicht. Die maximal zulässige Kollektor-Emitterspannung
Uce0 muss grösser sein als +Ue. Beim
BC550_oder_BC547
sind es 45 V. Die Temperaturdrift wird weitgehend durch LED und und T1
kompensiert, da beide den selben Wert aufweisen von etwa -2 mV/K. Die
Eigenerwärmung ist wegen der sehr geringen Verlustleistung bedeutungslos.
Mehr zu dieser Thematik liest man im Elektronik-Minikurs:
Funktionsweise der Schaltung: Wird die Schaltung in Betrieb
gesetzt, ist C1 zunächst entladen. Sofort startet die Ladung von C1 über
R3 und R4. Im noch entladenen Zustand bis zu einer gewissen Spannung von
ungefähr Uz/2 (z = Z-Diode ZD) erzeugt C1 an Pin 1 des RS-Flipflop,
bestehend aus den beiden NAND-Gattern IC:B1 und IC:B2, ein LOW-Pegel.
Dadurch ist das RS-Flipflop zurückgesetzt. Der Relaiskontankt ist offen.
Diese Inbetriebsetzung der Schaltung löst einen stabilen Autoreset aus.
An Pin 3 von IC:B1 liegt ein HIGH-Pegel (Uz = +12V), an Pin 11 von IC:B3
und am Gate von T2 (N-Kanal-MOSFET) ist es ein LOW-Pegel. T2 sperrt und
der Relaiskontakt bleibt offen.
Erst die Betätigung der EIN-Taste setzt das RS-Flipflop, sofern C1 durch
R3 und R4 geladen ist und an Pin 1 von IC:B1 ein HIGH-Pegel anliegt. Pin
3 von IC:B1 schaltet auf LOW, Pin 11 von IC:B3 auf HIGH, der
N-Kanal-MOSFET T2 schaltet das Relais ein und an +Ua steht die
Betriebsspannung für die folgende Anwendung zur Verfügung. +Ua hat
praktisch den Wert von +Ue, weil Rs mit 11 m-Ohm (beide Widerstände Rs'
parallel) sehr niederohmig ist. Bei 10 A beträgt der Spannungsabfall
über Rs 110 mV. Ist das zuviel, muss man Rs reduzieren und P1
entsprechend anpassen. Grundsätzlich darf man Rs sehr niederohmig, bis
in den unteren m-Ohm-Bereich, wählen. Die Einstellung von P1 muss dann
die DC-Offsetspannung von IC:A mitberücksichtigen. Die Temperaturdrift
der DC-Offsetspannung ist eher unkritisch, weil dieser Wert bei den
genannten Operationsverstärkern im unteren 10µV/K-Bereich liegt. Dazu
kommt, man hat es hier nicht mit präziser Messtechnik zu tun.
Sicherungs-Funktion: Bei Überlast zwischen +Ua und GND kippt der
Ausgang (Pin 6) von IC:A von HIGH (beinahe +Ue) auf LOW (beinahe GND),
C1 wird durch R5, P2 und D1 schnell entladen und das RS-Flipflop wird
zurückgesetzt. An Pin 3 von IC:B1 liegt jetzt HIGH und damit an Pin 11
von IC:B3 LOW. T2 öffnet und damit ebenso der Relaiskontakt.
Nach der schnellen Entladung von C1 durch R5, P2 und D1
(Trägheits-Funktion) zum Pin 6 des IC:A bis zu dem Spannungszustand wo
D1 nicht mehr leitet, entladet sich C1 über R4 und R3 deutlich langsamer
aber sicher weiter. Dies ergibt eine zusätzliche Sicherheit, dass die
elektronische Sicherung ausgeschaltet bleibt, bis zur erneuten
Betätigung der EIN-Taste.
Schädliche Spielerei unmöglich: C1 hat eine relativ grosse
Ladezeit von etwa drei Sekunden und eine kurze Entladezeit von maximal
0.2 s. Diese einstellbar mit P2. Diese relativ grosse Ladezeit
verhindert, dass das Relais flattert, wenn bei Überlast oder Kurzschluss
ständig auf die EIN-Taste gedrückt wird. Bei der vorliegenden
Dimensionierung des C1-R3-R4-R5-P2-D1-Netzwerkes taktet die Elektronik
das Relais alle drei Sekunden, wenn man die EIN-Taste gedrückt hält, und
schaltet das Relais während maximal 200 Millisekunden (maximale
Trägheit) ein. Der Tastgrad liegt bei 1/15. Der Kontaktabbrand bei
solcher Spielerei ist entsprechend gering und die überlastete oder
kurzschliessende Schaltung, angeschlossen zwischen +Ua und GND, wird
geschont, falls sie nicht bereits defekt ist. Man kann den Tastgrad
erhöhen, in dem man R4 erhöht, wobei sich damit die Ladezeit von C1
verlängert.
Anpassungsfähig: Anders formuliert: Wenn wegen Überlast oder
Kurzschluss der Relaiskontakt öffnet, kann man frühestens in drei
Sekunden die elektronische Sicherung mit der EIN-Taste wieder
aktivieren. Damit ist die VERZÖGERUNG in Bild 1 gemeint. Eine
Überlastung oder ein Kurzschluss muss maximal 200 Millisekunden dauern
bis die elektronische Sicherung ausgelöst wird. Dies ist mit TRÄGHEIT
bezeichnet. Die VERZÖGERUNG kann man durch die Wahl von R4 ändern und
die TRÄGHEIT ist einstellbar zwischen 10 ms (flink) und 200 ms (träge)
mit P2. Weil R4 ziemlich hochohmig ist, empfiehlt sich für C1 ein
Tantalelko oder ein Keramik-Kondensator (Kerko).
R8 und ZD stabilisieren die Betriebsspannung von IC:B auf +12 VDC. Eine
Z-Diode genügt für diesen Zweck anstelle eines Spannungsreglers. Mit D2
schlägt man zwei Fliegen auf einen Schlag. Einerseits verhindert man mit
D2, dass die Spannung an Pin 1 beim IC:B1 zu hoch werden kann. Sie wird
auf etwa 12.7 V begrenzt, wenn der Ausgang von IC:A auf HIGH (beinahe
24V) liegt und deshalb ein Strom fliesst via R3 und D2 zur Z-Diode ZD.
Dieser Strom Ix liegt bei knapp 1 mA. Anderseits ist damit auch gleich
die Ladezeit von C1 durch R4 stabilisiert und daher unabhängig von der
Eingangsspannung +Ue und damit auch von der Ausgangsspannung des IC:A an
Pin 6.
Entstörung des RS-Flipflop: Wozu R7 und C2? Damit wird das
RS-Flipflop künstlich verlangsamt. Es werden Störimpulse mit einer
LOW-Pegelflanke von mindestens 100 Mikrosekunden Dauer an die
RS-Flipflop-Eingänge benötigt, damit das RS-Flipflop unerwünscht
schalten kann. Dies ist selbst dann praktisch unmöglich, wenn z.B. die
230VAC-Netzspannung sehr gestört ist, denn die Störung muss erst den
Gleichrichter und den Ladeelko vor der Betriebsspannung +Ue passieren.
Dies ist allerdings leicht möglich für sehr steilflankige
Impulstransienten im 10- bis 100-Nanosekundenbereich, jedoch nicht mehr
bei 10 Mikrosekunden und höher. Sehr steilflankige Impulstransienten,
gelangen ungehindert durch das Netzteil zur Schaltung (parasitäre
Koppelkapazitäten), u.a. auch weil die Ladeelkos im Netzteil für diese
Transienten als parasitäre Induktivitäten agieren und nicht als
Kondensatoren. Zu dieser Thematik gibt es den speziellen
Elektronik-Minikurs:
- Das RS-Flipflop und die elegante Entstörung
RS-Flipflop mit Opamp
(siehe Kapitel "Der Spezialfall RS-Flipflop")
Schmelzsicherung SI am Eingang: Auf SI kann man verzichten, wenn
die Schaltung an ein 24VDC-Netzteil mit elektronischer Strombegrenzung
angeschlossen wird. Erfolgt der Anschluss an den Ausgang einer
Kombination aus Trafo, Gleichrichter und Lade-Elko, braucht es SI nicht,
wenn der Primärkreis des Trafo mit einer Schmelzsicherung korrekt auf
den AC-Primär-Nennstrom abgesichert ist. Wird die Schaltung von einem
Akku betrieben, darf man auf keinen Fall auf SI verzichten! Wenn die
Schaltung aus irgend einem Grund mit einem Dauerkurzschluss nicht mehr
funktioniert, muss die Schmelzsicherung sicher reagieren und den
Stromkreis unterbrechen, sonst besteht Brandgefahr! Generell empfiehlt
sich eine träge 16A-Sicherung für die vorliegende Schaltung mit einem
Maximalstrom von 10 A. Man ist frei höhere oder niedrigere
Stromgrenzwerte zu realisieren durch entsprechendes Umdimensionieren der
Komponenten.
Die Relaisschaltung: Der Relaisvorwiderstand R9 ist optional. Er
wird nur dann benötigt, wenn die Spulennennspannung von der
Betriebsspannung +Ue unzulässig nach unten abweicht. Diode D3 arbeitet
als Freilaufdiode. Sie schützt den N-Kanal-MOSFET T2 vor einer hohen
Selbstinduktionsspannung im Augenblick der Relaisabschaltung. Das
vorgeschlagene Relais mit einer Spulenleistung von 0.5 W und einem
maximalen Schaltstrom 16 A ist bei Distrelec als neues Produkt (Januar
2018) erhältlich. Dazu das geeignete
Datenblatt.
T2 ist ein N-Kanal-MOSFET des bekannten Typs
BS170.
MOSFETs sind am Gate spannungs- und nicht stromgesteuert wie es bipolare
Transistoren (BJTs) mit dem Basisstrom sind. Dies hat den Vorteil, dass
man beliebige Lasten (hier ein oder sogar mehrere Relais) einsetzen
kann, bis zu einem Drainstrom von maximal 500 mA. Der typische
Drain-Source-Widerstand, im eingeschalteten Zustand, beträgt 1.5 Ohm.
Die Spannung zwischen Drain und Source beträgt bei diesem Strom jedoch
bereits 0.75 V. Dies muss man evtl. berücksichtigen. Mit dem Relais in
Bild 1 beträgt der Drainstrom nur 24 mA und dies erzeugt zwischen Drain
und Source eine Spannung von nur 36 mV.
HF-Störung unerwünscht: R10 benötigt es grundsätzlich nicht. R10
sorgt jedoch dafür, dass die MOSFET-Schaltung im Augenblick der
Schaltflanke nicht zum hochfrequenten Oszillieren angeregt wird. Der
Widerstandswert von R10 ist unkritisch. Auch 100 Ohm oder 10 k-Ohm würde
funktionieren. Wegen dem extrem hochohmigen Gate-Source-Widerstand
könnte man noch einen sehr viel höheren Widerstandswert wählen. Die
Schaltgeschwindigkeit kann jedoch u.a. wegen der Gate-Source-Kapazität
darunter leiden. Wichtig ist allerdings, dass R10 so nahe wie möglich an
das Gate des MOSFET T2 verlötet wird.
Es ist auch möglich ein beliebiger Klein-BJT (bipolarer Transistor)
anstelle des N-Kanal-MOSFET für T2 zu verwenden. Es ist dann allerdings
zu bedenken, dass ein BJT (z.B. BC550) im geschaltet und gesättigten
Zustand nur noch eine Stromverstärkung von etwa 20 bis höchstens 30 hat.
Bei einem Relaisspulen-, bzw. BJT-Kollektorstrom (T2) von z.B. 30 mA,
wäre dies ein Basisstrom von 1 bis 1.5 mA. Dieser Strom ist für einen
gepufferten CMOS-Ausgang, wie dies auf das NAND-Gatter von CD4011B
zutrifft, bereits grenzlastig. Die bessere Lösung für T2 ist daher auf
jeden Fall der BS170 oder ein anderer gleichwertigen N-Kanal-MOSFET.
IC:B4 wird nicht benötigt. Die beiden Eingänge müssen entweder mit GND
oder mit +12 VDC verbunden sein. Warum unbenutzte CMOS-Eingängen nicht
offen sein dürfen, liest man im Kapitel "Pullup- und
Pulldown-Widerstände an CMOS-Eingängen" im Elektronik-Minikurs:
P-Kanal-Power-MOSFET als Relais-Alternative: Anstelle eines
Relais kann man auch einen Leistungs-MOSFET (T3) einsetzen. Diese
leistungselektronische Lösung empfiehlt sich stets dann, wenn die
Schalthäufigkeit gross ist, weil es keinen Kontanktverschleiss gibt.
Dies trifft dann zu, wenn die elektronische Sicherung für Tests oder
Experimente eingesetzt wird.
Relais machen Sinn, noch heute: Da hier die Sicherheit von etwas
Bestehenden im Fokus steht, erfolgt eine Abschaltung nur im Störfall,
und dies sollte ein seltenes Ereignis sein. Also kann man hier dem
Relais (Bild 1) den Vorzug zu geben. Es gibt noch ein anderes Argument,
das dem Relais den Vorzug verleiht. Dies ist dann gegeben, wenn das
elektrische Umfeld (z.B. hohe Spannungen, hohe elektrische Feldstärken)
kritisch ist, und man damit rechnen muss, dass es zu einem
Drain-Source-Durchbruch von T3 kommen kann und die Drain-Source-Strecke
kurzschliesst. Natürlich kann man hier entsprechende Massnahmen treffen,
wobei dann wegen dem zusätzlichen Aufwand, doch eher die Wahl des Relais
im Fokus steht. Es gibt gute Gründe warum das Relais bis heute nicht
ausgestorben ist...
Zur Schaltung: Der P-Kanal-MOSFET
DMP4015SK
ist nur gerade ein passendes Beispiel. Es können auch andere
P-Kanal-MOSFETs mit geeigneten Daten zur Anwendung kommen. Bei der Wahl
ist es wichtig, dass der Drain-Source-Widerstand (Rds_on) im
eingeschalteten Zustand sehr niederohmig ist. Er sollte in etwa der
selben Grössenordnung oder noch besser niederohmiger sein als der
Strommess-Widerstand Rs, hier 11 m-Ohm. Um einen solchen MOSFET zu
finden, muss man darauf achten, dass die maximal zulässige
Drain-Source-Spannung im offenen Zustand des MOSFET nicht zu hoch ist.
Beträgt diese Spannung 100 V, dann wird man einen P-Kanal-MOSFET mit
einem solch niederigen Rds_on kaum finden.
Ein Blick in das Datenblatt des
DMP4015SK
(T3) zeigt, dass mit einer Gate-Source-Spannung (Ugs) von 10 V ein
Rds_on von typisch 7 m-Ohm und maximal 11 m-Ohm möglich ist. Die
Drain-Source-Durchbruchspannung liegt bei 40 V im offenen Schaltzustand.
Dies einzuhalten mit einem 24-Volt-Akku oder auch mit einem geregelten
Netzteil ist kein Problem. Bei korrekter Dimensionierung genügt auch die
Spannungsstabilität einer Schaltung aus Trafo, Gleichrichter und
Lade-Elko, weil der Unterschied der Trafo-Sekundärspannung zwischen
Leerlauf und Volllast, bei dieser Leistungsklasse, die es benötigt für
die Sicherungsschaltung in Bild 2, ist gering. Vorsicht gilt beim
Automobilbetrieb, da kurzzeitig recht hohe Spannungen auftreten können.
Da müssen spezielle Massnahmen getroffen werden, die hier nicht weiter
thematisiert sind. Wenn man sich dafür interessiert, findet man
Informatives in diesem Elektronik-Minikurs:
Für T2 kann man ebenfalls den MOSFET BS170 einsetzen, wie in Bild 1. Die
maximal zulässige Spannung Ugs von T3 beträgt ±25 V. Das ist knapp für
+Ue = 24 VDC. Für die Drain-Source-Sättigung benötigt man maximal Ugs =
10 V. Mit R9 (10 k-Ohm) und der Z-Diode ZD2 mit 12 V, wird Ugs auf 12
VDC begrenzt. R11 parallel zu ZD2 benötigt es, damit der
T3-Gate-Anschluss im ausgeschalten Zustand von T2 nicht potentialfrei
ist. R11, hier mit 18 k-Ohm, muss so dimensioniert sein, dass Ugs von T3
etwas grösser ist als die Z-Spannung von ZD2, wenn ZD2 nicht im Einsatz
ist. Ohne ZD2 beträgt Ugs von T3 im eingeschalteten Zustand von T2 knapp
17 VDC. Mit ZD2 wird nicht nur Ugs auf 12 VDC begrenzt, ZD2 liefert in
diesem Zustand auch einen sehr niedrigen Quellen-Widerstand. Dieser
unterstützt die Stabilität von T3. Wichtig ist, dass der Knotenpunkt KP1
mit R9, R11 und ZD2 so nahe wie möglich mit dem Gate des T3 verlötet
ist. Dies aus dem selben Grund wie bereits für T2 in Bild 1 weiter oben
erklärt.
BJT statt MOSFET: In der Schaltung von Bild 2 kann man alternativ
für T2 anstelle des N-Kanal-MOSFET BS170 auch einen NPN-BJT, z.B.
BC550_oder_BC547
einsetzen. R9 bleibt gleich. Wenn der Ausgang von IC:B3 (Pin 11) auf HIGH
(+12V) liegt, beträgt der T2-Basisstrom etwa 0.3 mA. Der
T2-Kollektorstrom beträgt etwa 1.2 mA. Die T2-Stromverstärkung von nur 4
ist so niedrig, dass es keine Rolle spielt ob man den A-, B- oder C-Typ
für T2 einsetzt.
IC:A mit IC:B, geht das?: Die folgende Überlegung betrifft
Bild_1 und
Bild_2.
Wenn IC:A am Ausgang Pin 6 logisch HIGH ist, liegt die Spannung etwa
2VDC niedriger als +Ube, also etwa 22 VDC. Das macht kein Problem, weil
die nachfolgende Schaltung dafür sorgt, dass an Pin 1 von IC:B1 die
HIGH-Spannung auf etwa 12.7 VDC (R3, D3, ZD1) begrenzt ist. Diese 12.7
VDC an Pin 1 werden erreicht wenn C1 geladen ist. Das wäre nach etwa der
5-fachen R4*C1-Zeitkonstante von etwa 15 Sekunden der Fall. Diese 0.7 V
oberhalb der Betriebsspannung von IC:B1 ist knapp, weil die
Worstcasebedinungen liegen gemäss Datenblatt bei 0.5 V. Problematisch
kann das aber nur werden, wenn aus irgen einem Grund es zu einem auch
nur sehr kurzen Spannungseinbruch der 12 VDC kommen kann. Dabei fliesst
von C1 ohne R15 ein Entladestrom in Pin 1 und könnte einen
Latchup-Effekt
auslösen, trotz IC-interner Schutzschaltung. Die einfache Massnahme mit
R15 verhindert dies, weil der Strom von C1 zum Pin 1 dadurch enorm
reduziert wird. Es ist der Strom der den Latchup-Effekt auslöst.
Wenn IC:A am Ausgang Pin 6 logisch LOW ist, liegt die Spannung auf etwa
+2 VDC. Es stellt sich dabei die Frage ob ein Eingang eines
CMOS-NAND-Gatters diese +2 VDC als LOW-Pegel akzeptiert. Man öffne dazu
das Datenblatt des Quad-2-Input-NAND-Gatter
CD4011
und man betrachte auf Seite 4 "Typical Performance
Characteristics" die ersten zwei Diagramme "Typical Transfer
Characteristics" für den CD4011B. Die Eingangsspannung bei der
es zur Logik-Umschaltung am Ausgang kommt, ist unterschiedlich davon
abhängig, ob ein Eingang konstant auf HIGH gesetzt ist (Diagramm 1) oder
beide Eingänge mit der Signalquelle verbunden sind (Diagramm 2). In
beiden Diagrammen erkennt man, dass die Umschaltspannung deutlich genug
entfernt ist von +Ub (Vdd) und GND. Auf jeden Fall, wenn die
Betriebsspannung +Ub (Vdd) +10 VDC oder höher ist. Wenn +Ub = 5 VDC,
wird es knapp und man muss für IC:A ein rail-to-rail-fähiger
Operationsverstärker oder Komparator einsetzen und evtl. ein Teil der
Schaltung anders realisieren. Für die vorliegenden Beispielschaltungen
in Bild 1 und Bild 2, genügen "normale" Operationsverstärker oder
Komparatoren, wobei die Common-Mode-Eingangsspannung bis zu +Ub (Vdd)
funktionieren muss, wie man jetzt schon weiss...
In Bild 1 und Bild 2 geht es darum, dass das RS-Flipflop (IC:B1,B2)
zuverlässig schalten kann. Dies geschieht jeweils mit dem LOW-Pegel. Mit
der Taste EIN ist es klar. Pin 6 von IC:B2 wird kurzzeitig mit GND
verbunden. An Pin 1 von IC:B1 ist es anders. C1 wird über R5, P2 und D1
via Pin 6 von IC:A rasch entladen (Trägheits-Funktion). Die
Restentladung erfolgt zusätzlich von C1 über R4 und R3 ebenfalls via Pin
6 von IC:A. Pin 2 von IC:B1 liegt in diesem Moment auf HIGH. So erzeugt
bei einer Betriebsspannung von IC:B von nur 10 VDC statt 12 VDC bei
einer halbwegs Entladespannung von C1 beim Unterschreiten von etwa 6 VDC
den Reset beim RS-Flipflop (IC:B) und MOSFET T3 schaltet aus.Betrachten
wir dazu das vergrösserte
Diagramm 1
aus dem Datenblatt des
CD4011
(IC:B) auf Seite 4. Diese Abschaltung funktioniert sicher.
Es stellt sich noch die Frage, darf man denn einen digitalen
CMOS-Eingang überhaupt mit einer langsam sich ändernden Spannung
steuern. Im Prinzip nein, ausser der digitale Eingang hat
Schmitt-Trigger-Eigenschaft. In der vorliegenden Situation ist es jedoch
zulässig, weil die langsam sinkende Spannung durch die kreuzweise
Rückkopplung eh den erwünschten Schaltvorgang (Kippvorgang) auslöst.
Trotzdem, wenn der Ausgang eines solchen RS-Flipflops nachträglich eine
flankensensitive Schaltung (Counter, Schieberregister) ansteuert, kann
es zu falschen Resultaten kommen, weil u.U. durch das sehr kurzzeitige
Oszillieren des NAND-Gatter im Moment des Schaltens wirksam sein könnte.
In so einem Fall müsste man anstelle des CD4011B den
CD4093B
einsetzen. Die Schmitt-Trigger-Version des CD4093B hätte hier den
geringfügigen Nachteil, dass wegen der Hysterese der LOW-Triggerpegel
anstelle von 6 VDC etwa bei minimal 3.8 VDC liegt. Ich habe dies nicht
getestet, es könnte aber gerade noch funktionieren. Fazit, man kann auf
diese gewisse Unsicherheit verzichten, wenn man den CD4011B einsetzt.
Alternativ mit Bandgap-Referenzspannung: Teilbild 3.1 wiederholt
die Stromsensor-Schaltung von Bild 1 und Bild 2 auf der Grundlage von
Konstantstromquelle und Widerstand (Trimmpot P1). Teilbild 3.2 zeigt die
Alternative mittels Bandgap-Referenzspannung von 1.2 VDC, erzeugt mit
LM385-1.2.
Diese Schaltung ist einfacher und erst noch stabiler in Bezug auf den
Einfluss der Temperatur, falls es darauf ankommen sollte. Da stellt sich
die Frage, warum dann den "Umweg" mit der Stromquellenschaltung.
Einfacher Grund, es ist eine praktische Anwendung zum
Elektronik-Minikurs bei dem es um die
transistorisierte_Konstantstromquelle
geht. In diesem Zusammenhang empfehlenswert ist das Kapitel "Die
Transistor-LED-Präzisions-Konstanstromquelle." Dazu kommt, dass der
Leser für seine praktische Anwendung selbst entscheiden kann, was er
einsetzen möchte. Spielt die Präzision eine nicht so grosse Rolle, was
bei einer elektronischen Sicherung in der Regel auch der Fall ist, kann
man locker zu Transistor (BJT) und LED greifen. Erst recht dann, wenn
man keine Bandgap-Referenzen an Lager hat, jedoch rote LEDs, BJTs und
Widerstände in grosser Zahl, weil man diese Teile häufiger braucht.
Zur Schaltung in Teilbild 3.2: Anstelle einen konstanten Stromes,
der durch einen variablen Widerstand (Trimmpot P1) fliesst und so eine
stabile einstellbare Spannung erzeugt, wirkt hier eine hochstabile
Spannungsquelle BG die nach dem
Bandgap-Prinzip
arbeitet. Es gibt diverse ICs dieser Art.
Eine Empfehlung ist der
LM385-1.2.
Der LM385-1.2 wird wie eine Zener-Diode beschaltet. Die Referenzspannung
beträgt nominal 1.235 VDC mit einer Toleranz von ±1 %. Für die Anwendung
in Teilbild 3.2 spielt die Spannungstoleranz keine Rolle, weil die
effektive Referenzspannung mit P1 auf 110 mV kalibriert wird. Wichtiger
ist die Temperaturstabilität von typisch 20 ppm/K. Der minimale Strom
beträgt 15 µA, deshalb ist der LM385-1.2 auch für Batterieanwendungen
geeignet. Hier liegt der Strom bei knapp 1 mA (+Ue = 24 VDC). Der
dynamische Widerstand beträgt maximal 1.5 Ohm. R2 plus P1 erzeugen keine
nennenswerte Belastung. Der Strom liegt bei etwa 0.2 mA. Da hier mit BG
eine deutlich höhere Stabilität gewährleistet ist, empfiehlt sich ein
Bi-FET-Operationsverstärker zum Einsatz, weil die Eingänge deutlich
hochohmiger und die Biasströme vernachlässigbar niedrig sind. Beispiele
dafür sind der
LF356,
TL071 oder
TL081.
Vollständigkeitshalber sei noch erwähnt, es gibt auch den
LM385-2.5
mit 2.5 VDC und den mit frei dimensionierbarer Referenzspannung
LM385.
Man beachte hier die reichhaltigen Application-Notes.
Hochsicherheits-Netzteil: So etwas macht Sinn um teure
Schaltungen, bzw. ICs zu testen, wobei möglichst nichts zerstört werden
darf, wenn z.B. wegen eines Latchup-Effektes ein zu hoher Strom
auftreten würde. Oder auch Überlastung oder Kurzschluss durch
Fehlmanipulation, dürfen möglichst keine negativen Folgen nach sich
ziehen. Ich erwähne dies hier, weil es in gewisser Weise zum Thema
passt, - eine flinke Überstromabschaltung. Hier der Link:
Thomas Schaerer, 23.10.2000 ; 26.06.2002 ; 15.10.2002 ; 14.03.2003(dasELKO) ; 21.12.2003 ; 19.11.2004 ; 18.05.2006 ; 26.01.2018 ; 27.06.2018