DSL-Abschaltung / Glasfaser-Migration

Wer einen DSL-Anschluss für seinen Internet-Zugang und Telefon-Anschluss hat, der wird vielleicht denken, dass er diesen Anschluss ewig haben wird. Das ist falsch gedacht. Denn die DSL-Technik ist im Prinzip nur einen Übergangs- oder Brückentechnik, bis im gesamten Festnetz bis zum letzten Anschluss im hintersten Wickel Glasfaser gelegt ist. Die Technik, die Kupferkabel als Übertragungsmedium verwendet, ist ein totes Pferd. Damit wir von dem Pferd runterkommen fordert die EU-Kommission, dass der Übergang zur Glasfaser bis 2030 europaweit abgeschlossen sein sollte. Bis dahin soll jeder Haushalt in der EU einen Internet-Anschluss mit Gigabit-Geschwindigkeit haben. Das geht aber nur mit einem Glasfaser-Anschluss. In Deutschland wird es erfahrungsgemäß länger dauern. Vorsichtig optimistisch vermutlich bis 2032.

Sind die Tage der DSL-Technik wirklich gezählt? Warum?

Dazu müssen wir das Rad der Geschichte mit seiner technischen Entwicklung ein ganzes Stück zurückdrehen: Als es üblich wurde, dass man als Privatperson im eigenen Haus oder der Wohnung einen Zugang zum Internet haben wollte, hat man die Internet-Verbindung bei einem analogen Telefonanschluss mit einem analogen Modem und bei einem ISDN-Anschluss mit einer ISDN-Karte im PC realisiert. Der Telefonanschluss war aber nie für eine dauerhafte Verbindung zu einem Netzzugang, beispielsweise für das Internet, ausgelegt, sondern für bedarfsweise, geschaltete und taktweise abgerechnete Verbindungen. Deshalb wurde die DSL-Technik und die Kabelmodemtechnik entwickelt und eingeführt, um auf den vorhandenen Kupferkabeln eine dauerhafte Internet-Verbindung zu realisieren. Zeitweise mit der parallel arbeitenden Telefontechnik oder TV-Signalen. Die DSL-Technik wurde schon damals vom Bedarf nach schnellen Internet-Zugängen überrollt. Die DSL-Anschlüsse waren immer zu langsam. Was daran lag, dass die vorhandenen Kupferkabel für hohe Übertragungsraten auf langen Strecken nicht ausgelegt waren. Fachleute haben damals schon vorausgesehen, dass längerfristig kein Weg am Übertragungsmedium Glasfaser vorbei führt. Sowohl die DSL-Technik als auch die Kabelmodemtechnik sind aus technischer Sicht Übergangslösungen, damit Netzbetreiber an den vorhandenen Kupferkabeln festhalten können und die notwendigen Investitionen in das Leitungsnetz nicht vermeiden, aber aufschieben können. Inzwischen sind wir an einen Punkt gekommen, an dem die DSL-Anschlusstechnik in die Jahre gekommen ist. Das heißt, die Technik ist teilweise schon so alt, dass sie ersetzt werden muss. An der Stelle stellt sich auch ein Netzbetreiber, der bisher die Umstellung auf Glasfaser im Netz verzögert hat, die Frage, ob man nicht auch gleich die Anschlusstechnik zur Glasfaser migriert, wenn man schon investieren muss.

Im Detail: Warum die Migration von DSL auf Glasfaser notwendig ist

  1. Technischer Rückstand
  2. Stromverbrauch
  3. Breitbandbedarf nimmt zu
  4. Keine technische Weiterentwicklung mehr

1. Technischer Rückstand

Weltweit spielt DSL kaum noch eine Rolle. Fast alle Länder sind bei der Umstellung auf Glasfaser viel weiter als in der EU, insbesondere Deutschland.
Auch uns zwingt der technische Fortschritt zur Umstellung auf eine neue Technik. Es wird in den nächsten Jahren zunehmend schwieriger, Ersatzteile für die bestehenden DSL-Installationen zu bekommen und passende Router oder Modems für die Kunden anzubieten. Weil die Elektronik-Entwicklung und -Fertigung nicht in Europa stattfindet, orientieren sich die Hersteller am weltweit Bedarf und nicht was wir in Europa, speziell in Deutschland, wollen.

Ja, die DSL-Technik ist eine technische Meisterleistung, aber auch eine Notlösung, um die Umstellung auf die Glasfaser hinauszuzögern, in dem man versucht, das technisch machbare aus dem Kupferkabel heraus zu quetschen. Und wir sind da angekommen, wo das weitere Quetschen nicht mehr lohnt.

2. Stromverbrauch

Schon aufgrund der mangelhaften Energieeffizienz hat das Kupferkabel keine Zukunft mehr. Denn Kupferkabel-Anschlüsse sind richtige Stromfresser. Während Glasfaser-Anschlüsse nur einen Verbrauch von etwa 2 Watt pro Haushalt haben, liegt DSL bei 4 Watt und TV-Kabel sogar über 6 Watt. Rechnet man die Differenz auf 40 Millionen Haushalte in Deutschland hoch, dann kommt man auf rund 100 Megawatt Leistung. Pro Jahr könnte man 900 Megawattstunden sparen.

3. Breitbandbedarf nimmt zu

Ein Wechsel ist auch deshalb nötig, weil der Breitbandbedarf kontinuierlich zunimmt. Ein Ein-Personen-Haushalt sollte mindestens 100 MBit/s haben. Das reicht auch noch für gelegentlich im Home-Office arbeitende Paare. Das reicht aber nicht, wenn mehrere Vielnutzer durch Beruf, Schule und Studium am gleichen Anschluss hängen. Wir wissen heute (Stand 2025) dass ein Internet-Anschluss mit 250 MBit/s, wie man ihn mit der VDSL2-Technik bekommen kann, in ein paar Jahren nicht mehr ausreichen wird. Denn es gibt nicht nur Gelegenheitsnutzer, sondern auch Haushalte mit mehreren Kindern, Studenten-WGs und Selbständige, die dauerhaft im Home-Office arbeiten. Außerdem gibt es viele kleine Unternehmen bei denen die kümmerliche VDSL2-Geschwindigkeit schon jetzt nicht ausreicht.
Unter Berücksichtigung was die Kunden in 5 oder 10 Jahren brauchen werden, ist das, was die deutschen Netzbetreiber mit DSL zu bieten haben ein schlechter Witz. Und der Rest der Welt lacht über uns.

4. Keine technische Weiterentwicklung mehr

Nun könnte man denken, dass die technische Weiterentwicklung auf Basis von Kupferkabel mit VDSL3 auch höhere Geschwindigkeiten bringen wird. Leider nein, ein VDSL3 wird es nicht geben. Und auch der denkbare Nachfolger G.fast ist nicht die Lösung. G.fast ermöglicht hohe Datenraten wie bei Glasfaser. Aber nur bei einer sehr kurzen Kupferleitung. Bis dahin muss sowieso eine Glasfaser gelegt werden. Da kann man die Glasfaser die letzten Meter auch bis ins Haus verlegen und kann dort wahlweise mit WLAN und Ethernet die letzten Meter bis zum Endgerät überbrücken.

Faktisch ist das Übertragungsmedium Kupferkabel von technischer Seite ausgereizt. An der Glasfaser führt kein Weg vorbei. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Das wissen wir schon seit es DSL gibt.

Problem: schleppende Nachfrage

Speziell in Deutschland sind die meisten DSL-Kunden mit der Datenrate ihres Internet-Anschlusses völlig zufrieden. Vermutlich liegt das daran, dass viele DSL-Kunden lange darauf warten mussten einen schnellen DSL-Anschluss zu bekommen und sich deshalb an eine langsame Geschwindigkeit gewöhnt haben. Wenn es Ihnen genauso geht, dann sind Sie in bester Gesellschaft. Tatsächlich ist die Nachfrage nach Glasfaser-Anschlüssen deshalb so niedrig, weil viele DSL- und TV-Kabel-Kunden keinen Anlass sehen, zu einer neuen Technik zu wechseln. Schade eigentlich, denn Glasfaser hätte folgende Vorteile:

  • verlässlichere Verbindung (weniger Störungen durch andere Anschlüsse)
  • höhere Datenraten sind möglich, wenn der Bedarf steigt (höhere Geschwindigkeit)
  • spürbar geringere Latenzen (verringerte Verzögerung und Antwortzeit)
  • geringerer Energieverbrauch

Die schleppende Nachfrage bremst den Glasfaserausbau und schiebt den Zeitpunkt für den Kupferausstieg nach hinten. Und der kommt jetzt. Da können Sie dagegen sein wie sie wollen. Der Zeitpunkt kommt, wo Ihnen kein Anbieter mehr DSL anbieten kann. Nehmen Sie das Angebot an, wenn Sie einen Glasfaser-Anschluss bekommen können. Verzögern Sie die Umstellung nicht. Sonst stehen Sie irgendwann ohne Internet-Anschluss da.
Insbesondere Eigenheim-Besitzer sollten bedenken, dass ein Glasfaser-Anschluss im Haus den Wert für Nachfolger stark aufwertet. Dabei ist zu bedenken, dass ein schneller Internet-Anschluss heute genauso wichtig ist, wie warmes Wasser und Strom.

Darf der Netzbetreiber einen DSL-Anschluss abschalten oder migrieren?

Die Antwort ist ja. Im Telekommunikationsgesetz „§ 34 Migration von herkömmlichen Infrastrukturen“ ist geregelt unter welchen Bedingungen eine Abschaltung bzw. Migration erfolgen darf. Faktisch kann man hier eine Migration nur dann ablehnen, wenn man neue Endgeräte anschaffen müsste. Solange aber an dem wie auch immer gearteten Anschluss ein WLAN-Router mit Telefonanschluss betrieben werden kann, muss der Endkunde jede Art von Anschluss akzeptieren, solange die technischen Rahmenbedingungen vergleichbar sind. Von technischer Seite muss man sagen, dass der Endkunde bei einem Glasfaser-Anschluss sogar eine bessere Leistung bekommt als bei einem DSL-Anschluss. Nehmen wir an, der DSL-Kunde wird von seinem Netzbetreiber auf einen Glasfaser-Anschluss migriert, bei einem vielleicht nur geringfügig höheren Preis, dann muss der Kunde das praktisch akzeptieren.

Wie wird die DSL-Abschaltung in Deutschland ablaufen?

Die Erschließung jedes Grundstücks in ganz Deutschland ist eine riesige Aufgabe, die viele Jahre dauern wird. Aber das Aus für DSL kommt auf jeden Fall, spätestens zwischen 2030 und 2032.
Hilfreich sind die in der EU geltenden Wettbewerbs- und Verbraucherrechte, die bei der DSL-Abschaltung berücksichtigt werden müssen. Eine DSL-Abschaltung ohne Ersatz droht also nicht. Auch ist eine Preisexplosion für Glasfaser-Anschlüsse nicht zu erwarten. Man kann als DSL-Kunde davon ausgehen, dass die DSL-Technik so lange weiterbetrieben wird, bis die Nachfolge-Technik am Start ist. Probleme kann es nur dann geben, wenn man eine Mitwirkungspflicht hat und sich versucht herauszuwinden. Wer eine Umstellung für unnötig hält und Baumaßnahmen verhindert und niemand aufs Grundstück oder ins Haus lässt, der steht in einigen Jahren ohne Anschluss da, wenn die DSL-Infrastruktur endgültig abgeschaltet wird. Netzbetreiber sind nicht verpflichtet eine bestimmte Anschluss-Technik anzubieten. Im Prinzip waren die Jahrzehnte zwischen der DSL-Einführung bis zur DSL-Abschaltung nur eine Übergangsphase, in der man manchmal die Wahl zwischen unterschiedlichen Anschlusstechniken hatte. In Zukunft gibt es nur noch den Glasfaser-Anschluss.
Es ist sinnvoll die beteiligten Personen der Netzbetreiber von der technischen und organisatorischen Seite zu unterstützen, wenn es um die Umstellung von Kupfer auf die Glasfaser geht.

Die DSL-Abschaltung ist dabei nur die erste Runde der Kupferabschaltung. Als Nächstes müssen auch TV-Kabelanschlüsse umgestellt werden. Zwar sind diese grundsätzlich gigabitfähig, aber der Upstream, das ist die Übertragungsrichtung vom Anschluss ins Netz, kann mit dem von Glasfaser-Anschlüssen nicht mithalten. Deshalb werden auch TV-Kabel-Anschlüsse irgendwann umgestellt. Wer im Rahmen von Baumaßnahmen die Möglichkeit hat von einem TV-Kabel-Anschluss auf Glasfaser zu wechseln, der sollte das tun.

Die Abstimmungen über das Vorgehen bei der DSL-Abschaltung findet im Gigabitforum statt, das die Bundesnetzagentur eingerichtet hat. Hier tauschen sich Unternehmen, Verbände und Institutionen darüber aus, wie der Übergang gestaltet werden soll. Hier sind auch die Betreiber von Glasfaser-Anschlüssen vertreten. Außerdem die Bundesnetzagentur, das Digital- und Verkehrsministerium, der Länderarbeitskreis Telekommunikation und das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK).

Ausbaustufen für Glasfaser

Die Anschlusszahlen für Glasfaser unterscheiden sich stark voneinander. Das ist dem Umstand geschuldet, dass es unterschiedliche Ausbaustufen gibt. Je nach dem, welche Ausbaustufe man als Basis festlegt ergibt sich eine andere Zahl. In Deutschland unterscheidet man drei Ausbaustufen.

Homes Passed

Die Ausbaustufe „Homes Passed“ bedeutet, dass in der Straße vor dem Haus ein Glasfaserkabel liegt. Es fehlt nur noch die Anschlussleitung ins Haus. Der Hausanschluss ist
also noch nicht fertig gestellt.
In dieser Ausbaustufe gelten die Haushalte bereits als mit Glasfaser erschlossen, weshalb relativ viele Regionen als erschlossen gelten, obwohl man dort noch keinen Glasfaser-Anschluss bekommen kann. Dazu sind weitere Arbeiten nötig. Es fehlt das letzte Stück Leitung ins Haus, der Glasfaser-Anschluss selber oder sogar beides.

Homes Connected

Die Ausbaustufe „Homes Connected“ bedeutet, dass der Glasfaser-Anschluss in der Wohnung vorhanden, aber noch nicht geschaltet ist. Hier könnte man jederzeit den Glasfaser-Anschluss aktivieren und ein Glasfaser-Modem anschließen. Dann würde der Anschluss in die Kategorie „Homes Activated“ fallen.

Homes Activated

Die Ausbaustufe „Homes Activated“ bedeutet, dass der Glasfaser-Anschluss geschaltet ist und aktiv für den Internet-Zugang und optional für weitere Dienste genutzt wird.

Übersicht: Glasfaser-Anschluss

Weitere verwandte Themen:

Lernen mit Elektronik-Kompendium.de

Noch Fragen?

Bewertung und individuelles Feedback erhalten

Freitextaufgaben zum Artikel beantworten, korrigieren lassen und zum Profi werden.

Aussprache von englischen Fachbegriffen

Kommunikationstechnik-Fibel

Alles was du über Kommunikationstechnik wissen musst.

Die Kommunikationstechnik-Fibel ist ein Buch über die Grundlagen der Kommunikationstechnik, Internet der Dinge, Funktechnik, Mobilfunk, Breitbandtechnik und Voice over IP.

Das will ich haben!

Kommunikationstechnik-Fibel

Alles was du über Kommunikationstechnik wissen musst.

Die Kommunikationstechnik-Fibel ist ein Buch über die Grundlagen der Kommunikationstechnik, Internet der Dinge, Funktechnik, Mobilfunk, Breitbandtechnik und Voice over IP.

Das will ich haben!

Artikel-Sammlungen zum Thema Kommunikationstechnik

Alles was du über Kommunikationstechnik wissen solltest.

Internet of Things

Internet of Things

eBook kaufen

Trends in der IT

Trends in der IT

eBook kaufen

Crashkurs IT

Crashkurs IT

eBook kaufen

Digitalisierung

Digitalisierung

eBook kaufen