VDSL2-Vectoring / ITU-T G.993.5 / G.vector

Bei VDSL2-Vectoring handelt es sich um eine Erweiterung für VDSL2, um auf der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) eine höhere Datenübertragungsgeschwindigkeit für einen DSL-Anschluss zu erreichen. Dazu müssen "alle" abgehenden Teilnehmeranschlussleitungen am gleichen DSLAM angeschlossen sein, der sich um die Signalaufbereitung für alle DSL-Anschlüsse gemeinsam und in Abhängigkeit zueinander kümmert. Dadurch werden Störungen reduziert und gleichzeitig die Datenrate gesteigert.

VDSL2-Vectoring entspricht der ITU-T Norm G.993.5 alias G.vector und muss mehrere Voraussetzungen erfüllen, was Konsequenzen für den Netzausbau und die TK-Regulierung hat.

  • Der Kabelverzweiger (KvZ) zwischen der örtlichen Vermittlungsstelle (VSt) und dem Teilnehmeranschluss (TA) mit einem Glasfaserkabel verbunden sein. Nur die letzten Meter zum Teilnehmeranschluss darf ein Kupferkabel sein.
  • Im Kabelverzweiger muss ein Outdoor-DSLAM enthalten sein, an dem alle zu den Teilnehmeranschlüssen abgehenden Kupferkabel angeschlossen sein müssen.
  • Alle Kommunikationsdienstleistungen (Telefon, Internet, Fernsehen) müssen über einen VDSL2-Anschluss in Form von All-IP realisiert werden.

VDSL2-Vectoring im Vergleich

Bei VDSL2-Vectoring unterscheidet man zwischen verschiedenen Profilen und Bandplänen. In Deutschland sind die für VDSL2 die Profile 8b, 17a und 35b relevant. Die Datenraten sind die maximale Geschwindigkeit der jeweils der verfügbaren Anschlüsse.

VDSL2-ProfilProfil 8bProfil 17aProfil 35b
Standard ITU-T G.993.2 ITU-T G.993.5
(Annex A)
ITU-T G.993.5
(Annex Q)
ITU-T G.998.2
Bezeichnung-VectoringSuper-Vectoring, VplusBonding
Datenrate
(Downlink)
50 MBit/s 100 MBit/s 250 MBit/s 500 MBit/s
Datenrate
(Uplink)
10 MBit/s 40 MBit/s 40 MBit/s 80 MBit/s
Leitungslängemax 1.500 mmax. 1.000 mmax. 500 mmax. 500 m
Signalpegel20,5 dBm14,5 dBm17 dBm17 dBm
Bandbreite8,832 MHz17,664 MHz35,328 MHz2 x 35,328 MHz
Kanalabstand4,3125 kHz4,3125 kHz4,3125 kHz4,3125 kHz
Anzahl Töne2.0484.0968.1922 x 8.192
Bit pro Ton15151515
  • Die Frequenzen zwischen 17 und 35 MHz, die bei Super-Vectoring zusätzlich zum Einsatz kommen, bringen nicht so viel. Signale über 17 MHz werden auf der Leitung spürbar stärker gedämpft.
  • Das VDSL2-Profil 35b arbeitet mit der doppelten Sendeleistung im Vergleich zum Profil 17a. Dadurch ist die Reichweite höher.
  • Die VDSL2-Profile 17a und 35b erlauben ein gemeinsames Vectoring. Dadurch kann man beides an einem DSLAM betreiben.
  • Kann ein Modem nicht mit dem VDSL2-Profil 35b synchronisieren, dann kann es mit Profil 17a zumindest mit einer reduzierten Bandbreite synchronisieren.
  • Unterstützt das Modem kein Vectoring existiert ein Fallback-Modus, bei dem mit Profil 17a synchronisiert wird, aber nur bis 2,2 MHz, was ADSL2+ entspricht. Somit wird der Vectoring-Betrieb der anderen Anschlüsse nicht gestört.
  • Bei VDSL2 geht 50 % des Frequenzspektrums nur dafür drauf, mit Vectoring das Übersprechen zu kompensieren.

Vectoring: VDSL2-Profil 17a

Das VDSL2-Profil 17a für VDSL2-Vectoring sieht die Nutzung des Frequenzbereichs bis 17 MHz vor. Dabei erreicht ein VDSL2-Vectoring-Anschluss in Downlink-Richtung Datenraten zwischen 50 und 100 MBit/s.

Super-Vectoring: VDSL2-Profil 35b

Das VDSL2-Profil 35b hat die doppelte Sendeleistung wie das Profil 17a. Das bedeutet, dass eine höhere Reichweite bei gleicher Geschwindigkeit oder eine höhere Geschwindigkeit bei gleicher Reichweite realisierbar ist.
Mit Super-Vectoring können Übertragungsraten von 400 MBit/s über 300 m Leitungslänge erreicht werden. Bei 800 m Leitungslänge könnte mit Super-Vectoring noch 100 MBit/s im Downlink erreicht werden.

Bei den typischen Kabellängen im Bereich von 200 bis 300 m hat ein VDSL2-Anschluss mit Super-Vectoring 250 MBit/s im Downlink und 50 MBit/s im Uplink. Wobei in Deutschland im Uplink nicht mehr als 40 MBit/s angeboten werden (wegen identischem Bandplan von Profil 17a und 35b).
Von den maximal 250 MBit/s sind nach Angaben der Deutschen Telekom 200 normalerweise verfügbar. Nur mindestens 175 MBit/s sind garantiert.
In etwa einem Viertel der Fälle ist die Teilnehmeranschlussleitung zu lang für 175 MBit/s. Zum gleichen Preis muss der Kunde dann mit normalerweise 145 und mindestens 105 MBit/s zufrieden geben.
Beim Upstream gibt es zwischen Vectoring und Super-Vectoring keinen Unterschied. Der zusätzliche Frequenzbereich von Super-Vectoring wird ausschließlich für den Downstream verwendet.

Im VDSL2-Profil 35b mit Bonding erreicht man sogar bis zu 500 MBit/s im Downlink. Beim Bonding werden zwei VDSL2-Anschlüsse logisch zusammengeschaltet.

Netzarchitektur für VDSL2-Vectoring

VDSL-Vectoring-Technik

Typischerweise wird VDSL2-Vectoring in einer FTTC-Netzstruktur eingesetzt und ermöglicht die Versorgung vieler Teilnehmeranschlüsse.
Da das Vectoring über alle Adernpaare angewendet werden muss, bedeutet das, dass eine einzelne Kupferdoppelader nicht für ein anderes Drittunternehmen herausgelöst werden kann. Alle Teilnehmeranschlussleitungen (TAL) dürfen nur noch von einem Anbieter genutzt werden.
Das ist auch der Grund, warum ein Drittunternehmen dann keine TAL mehr mieten kann. Diese technischen Umstände müssen beim Wettbewerbsrecht und beim regulatorischen Rahmen berücksichtigt werden.

Übersicht: VDSL2

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