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Gerade drübergestolpert, also geb ich halt auch noch.. (Elektronik)
...einen Kommentar dazu ab.
Ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass elektrotechnische Grundlagen nicht mehr richtig in den Schulen vermittelt werden.
Das ist einfach mangelndes Interesse und fehlende Begeisterung fürs Thema. Wie soll man jemanden der z.B. einen Ipod besitzt noch für die Funktionsweise eines Transistors begeistern, der fast genauso groß wie der Ipod ist, aber im Vergleich zu diesem "praktisch überhaupt nichts kann"?
Diese Leute sind einfach "technikverwöhnt" simple Grundlagen wirken da schnell langweilg. Der Weg von einfachen Transistoren, Kondensatoren und Widerständen zum Ipod oder zur Playstation ist eben inzwischen ein sehr langer Weg geworden. Selberbauen ist out, alles was das Technikherz der "Jungen" begehrt gibts inzwischen aus Asien bei Ebay für ein paar Euro.
Ich geb ja zu, ich war früher auch nicht anders, für Transistoren, Kondensatoren und Widerstände konnte ich mich schon schnell begeistern, immerhin brauchte ich die ja für diverse Relaisansteuerungen auf meinem C64, aber wenn es dann um "historische" Schaltungs und Regelungstechniken für Wechselstrommaschinen ging, kam auch bei mir das große Gähnen, ("Steppermotoren cool! Asynchronwechselstrommotoren? Schlupf? Blindleistung? Häh?" ).
Ich glaube ja, dass sich das Problem mit zunehmender Ressourcen- und Energieverknappung demnächst von alleine erledigen wird. Je teurer zukünftig alleine schon der Transport von Hightechprodukten aus Asien zu uns wird, umso interessanter wird es auch wieder, Dinge selbst zu bauen, alte Geräte zu reparieren oder einer neuen Bestimmung zuzuführen! Und wer da mitmachen will, muss sich eben auch wieder mit den Grundlagen beschäftigen!
Witzigerweise ist die "alte" Elektronik verpackt in schicken Gehäusen ja immer noch ziemlich angesagt. Beim Öffnen manches Discounter-"Schnäppchens ist man nicht schlecht erstaunt: Nur für uns untechnische "Noobs" spendieren die Asiaten schon lange keinen IC mehr, wenns auch vier, in fliegender Schaltung zusammengelötete, Dioden, ein Widerstand und ein Transistor tun, und das Gerät erwartungsgemäß sowieso nach acht Monaten in der Tonne landet, ("War ja so billig!" ).
Nicht außer Acht lassen darf man aber auch eine verstärkt technikfeindliche Stimmung in der deutschen Politik. Technik kaufen sollen wir selbstverständlich, nur um Gotteswillen nicht selbst entwickeln. Als reiner Elektronikhobbyist kommt man ja gerade noch mit einem blauen Auge davon. Aber wer es wagt eine Eigenentwicklung nicht nur als Bausatz zum "Selbstkostenpreis" sondern als fertiges Gerät zu verkaufen wird erst einmal von einem Behördendschungel erschlagen. Unterstützung bei der Entwicklung gibts selbstverständlich nicht: "Da könnte ja jeder kommen!". Sobald dann aber jemand in vollständiger Eigeninitiative etwas marktreifes zustande gebracht hat, ist sich keiner mehr zu schade dafür, die Hand aufzuhalten und kräftig mitkassieren zu wollen. Also sagt man lieber ein paar Jungs in Asien wie das Ding "ungefähr" aussehen soll, lässt jemanden ein nichtssagendes "CE"-Zeichen darauf pinseln und importiert es dann über einen anderen europäischen Staat, der auch mal neun gerade sein lässt, anstatt hier in Deutschland neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Na ja, zum Glück bin ich ja nur Hobbyist, da mach doch lieber Open-Source draus bevor ich mir den Stress gebe!
Am schlimmsten erwischt hat es ja die Chemiebegeisterten. Umweltchemie, Lebensmittelchemie, tolle Sache eigentlich, aber jedesmal auf einer Liste potentiell Terrorverdächtiger zu landen nur weil man ein paar Gramm einer Substanz bestellen will, die wir früher als 12-Jährige unter dem Etikett "Haushaltschemikalien" kiloweise problemlos in jeder Apotheke bekamen, ist nicht jedermanns Sache ....
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