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Leitungsinduktivitäten -> mal wichtig mal nicht? (Elektronik)

verfasst von Hartwig(R), 16.11.2015, 14:18 Uhr
(editiert von Hartwig am 16.11.2015 um 14:31)

Hallo,
»
» Ok das habe ich verstanden. Leider fehlen mir da noch etwas konkretere
» Antworten.
»
» Die Sache mit der Leitungsimpedanz von Koaxkabeln etc. ist soweit auf jeden
» Fall richtig und das hatte ich ja auch bereits gewusst. Nur ich dachte bis
» jetzt immer, die ist so niedrig, gerade weil es Koaxkabel sind. Die
» Stromzuführungen sind natürlich "einfache Kupferadern". Der induktive
» Blindwiderstand für eine 1m lange Kupferleitung bei 100Mhz beträgt nach
» Elektronic Developer Desktop ungefähr 1 - 2 Mikrohenry was einem imaginären
» Ohm von ca. 700 - 800 Ohm bei 100Mhz entspricht. Das ist nach meiner
» Auffassung schon relativ hoch für eine Stromzuleitung.
Für eine Stromzuleitung ja, aber für Gleichstrom ist es ja nicht relevant! Aber es verstimmt Deinen Schwingkreis
» Das was du danach beschrieben hast habe ich ja auch schon gewusst, also
» dass die HF-Drossel eine Unterbrechung für die HF darstellt (grob
» gesagt...). Aber genau DESHALB frage ich mich, warum der Schwingkreis
» trotzdem schwingt, er kann sich doch durch die HF Drossel eigentlich nicht
» periodisch elektronen ziehen, oder?

nein, der Schwingkreis muss ja erregt werden, normalerweise wird er mittels eines Verstärkers zum Oszillator. Der Verstärker bezieht seine Versorgung durch die Drossel. Die Drossel könte auch durch einen Transformator ersetzt werden und die HF auskoppeln, z. B. zur Impedanzanpassung an eine Leitung oder Antenne.
» Und andersrum: Wenn der Schwingkreis trotz einer Drossel es geschafft
» kriegt periodisch Elektronen zu ziehen, warum schafft es der Verstärker
» nicht, obwohl seine "Vorinduktivität" durch die 7cm Draht (ca. 200 - 300
» nH) viel kleiner ist als die "Vorinduktivität" des Schwingkreises.
» Verstehst du was ich meine? Der Verstärker wird durch 300nH in der
» Zuleitung enorm gedämpft, der Schwingkreis lässt sich von weiß gott wie
» vielen Mikrohenry aber nicht beeindrucken.

Genau die vielen µH bewirken das indem sie eine sehr hohe Impedanz für die HF darstellen, der Schwingkreis den Anschluß quasi "nicht sieht", der Verstärker aber trotzdem seine Versorgung erhhält, der will ja Gleichspannung/Strom!

Ich verstehe schon was Du meinst. Der Schwingkreis bezieht keine Energie durch die Drossel! Der Verstärker nimmt die Energie auf und moduliert sie in Verbindung mit dem Schwingkreis als zeitbestimmendes Glied mit der HF! In einem Audioverstärker hast Du ja auch keine NF im Netzteil!(Ich weiß, Esotheriker sehen das anders;-)
» Das Parasitäre Kapazitäten vorhanden sind, ist natürlich schade, aber im
» Gegensatz zur Leitungsinduktivität kann ich die Leitungskapazität einfach
» überhaupt nicht abschätzen. Aber lassen wir die Kapazität mal außen vor.

Genau das geht bei 100MHz nicht! Deine 1-2µH/m zusammen mit der Kapazität ergeben die Leitungsimpedanz - deine Eigenen Zahlen bestätigen, dass Du die Kapazität keinesfalls weglassen kannst. Ebenso gut könntest Du sagen: die Leitungsinduktivität spielt keine Rolle, ich lasse die mal weg ....


Dein Problem liegt im Verständnis der Funktionsweise des Oszillators. Die HF-Drossel verhindert ein Belastung des Schwingkreises durch die niedrige Impedanz der Versorgungsspannung. Die Versorgungsspannung muß dem Verstärker im Oszillator mit niedrigem Innenwiderstand zur Verfügung gestellt werden. Der Verstärker (z.B. Transistor) verändert jetzt seine Leitfähigkeit (z. B. C-E - Strecke) im Takt der Hochfrequenz. Damit würde er zunächst nur den Strom der Spannungsversorgung modulieren. Eine ideale Spannungsquelle angenommen, hätte ich nirgendwo Wechselspannung in dem Stromkreis Transistor/Netzgerät. Füge ich jetzt zwischen Transistor und Spannungsversorgung einen Widerstand ein, so habe ich einen Spannungsabfall am Widerstand im Takt der Modulation des Transitors durch den modulierten Stromfluß. Da die Spannungsquelle wechselspannungsmäßig einen Kurzschluß darstellt, kann ich auch zwischen Masse und dem Transistoranschluß (meistens der Kollektor) an diesem Widerstand (=Arbeitswiderstand) eine Wechselpannung messen. Das ist jetzt die HF, die der Oszillator liefert. Der Widerstand (Impedanz) muß für den Arbeitspunkt des Transistors optimiert sein (oder umgekehrt). Eine Drossel bietet da den Vorteil des geringen Gleichstromwiderstandes und geringer Dämpfung verbunden mit hohem Wechselstromwiderstand (was den Einfluß der niedrigen Impedanz der Stromversorgung auf den Schwingkreis auschließt, gleichfalls aber die Gleichstromversorgung des Transistors ermöglicht.) Der Wechselstromwiderstand ist letztlich auch für die Amplitude des Signals verantwortlic - aber das ist jetzt wieder eine Frage der Schaltung (die Du nicht angibst). Der Schwingkreis kann auch selbst Teil des Arbeitwiderstandes sein, dann könnte die Drossel entfallen. Wie das alles zusammenspielt, hängt also von der Art des Oszillators ab. Richtig ist aber auch, dass Du den Schwingkreis nicht durch die Drossel erregen kannst.
Grüsse
Hartwig



Gesamter Thread:

Leitungsinduktivitäten -> mal wichtig mal nicht? - ChristianBocholt(R), 16.11.2015, 12:21 (Elektronik)
Leitungsinduktivitäten -> mal wichtig mal nicht? - Hartwig(R), 16.11.2015, 13:00
Leitungsinduktivitäten -> mal wichtig mal nicht? - ChristianBocholt(R), 16.11.2015, 13:38
Leitungsinduktivitäten -> mal wichtig mal nicht? - Hartwig(R), 16.11.2015, 14:18
Leitungsinduktivitäten -> mal wichtig mal nicht? - ChristianBocholt(R), 16.11.2015, 14:28