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Mit dem Eilzug durch die Geschichte.... (Bauelemente)

verfasst von Jogi, Da, 25.01.2014, 14:11 Uhr

vielleicht darf man da mal an dieser Stelle einige Anmerkungen im historischen Kontext dazu machen, angereichert mit landläufigen Darstellungen, die nicht als Abhandlung für verwöhnte, mit hochkarätigen Bausteinen nur so gespickten High-End-Audio-Entwicklungsingenieuere gedacht sind.
Hier könnte also eher der Bastler profitieren, es sei denn es kommt jemand mit falsch hohem Anspruch und zerredet wieder alles.

Also. Den 741 in der Luft zu zerfetzen, ist ihm nicht angemessen, man war froh das man so ein Element damals bei Markteinführung überhaupt an die Hand bekam und noch dazu für kleines Geld.
Der 741 ist schlicht der Standard-Anwendungs-OPAMP gewesen, um den kein von auch nur entferntest mit Audio befaßter Hersteller herum gekommen wäre.
Heute haben wir andere Zeiten, viele wollen oder können sich nichtmal mehr mit Gewalt zurück versetzen in Verhältnisse um 1970 herum. Die Verweigerungshaltung Nachgeborener ist enorm und hartnäckig.

So und nun zum Rauschen des 741 in Standard-Anwendungen.
Viele reputierte Hersteller verwendeten den 741 nicht nur in Heimaudio-Geräten, sondern auch in hochpreisiger Studiotechnik. Mischpultanbieter benutzten ihn gerne für alle Stufen eines Mischpultes vom Eingangs-Verstärker, über den Mixer, über den Klangsteller bis hin zum Ausgangstreiber, da evt. mit direkt gekoppelter Germanium-Endstufe.
Einzig die Anwendung als Eingangsverstärker muß aus heutiger Sicht als nicht mehr zeitgemäß bis unbrauchbar angesehen werden. Alles andere ist tolerierbar.

Wir haben damals, nachdem ein "Könner" den 741 als Entzerrer-Vorverstärker in einem ELA-Steuerverstärker einplante, einen ziemlichen Mehraufwand gehabt, diesen da wieder weg zu konstruieren und den altbekannten diskreten, direkt gekoppelten, zweistufigen Transistorverstärker dort wieder einzusetzen (kennt jeder, diese Standardapplikation von Intermetal). Der Erfolg war ein Rückgang des Rauschens an mittelmäßig empfindlichen Lautsprechern bei einem Meter Hörabstand von "bei Endanschlag des Lautstärkestellers gerade eindeutig hörbar" auf "bei Endanschl... gerade nicht mehr eindeutig hörbar". In Zahlen - ich erinnere mich nur noch vage - müßte das so von knapp 50dB auf 67dB zurück gegangen sein.
Radio-RIM (jedem bekannt) machte ähnliche Erfashrungen in seiner gehobenen Mixer-Serie M6S, Revox (jedem bekannt) in einem seiner Tonbandgeräte, und Elektor (jedem bekannt) baute sogar den berühmt gewordenen Edwin-Vorverstärker wieder zurück von IS (709/741) auf Transistoren.

Halten wir also fest, der 741 ist für Audio-Anwendungen brauchbar, aber nicht als hochverstärkende Eingangsstufe zu empfehlen - weil, immer die erste aktive Stufe bestimmt das Gesamtrauschen der Gesamtschaltung.

Warum ist der 741 dennoch heute nicht mehr uneingeschränkt zu empfehlen?
Weil es für weniger Geld bessere Audio-OP gibt.

Was ist heut empfehlenswert für den Bastler mit dem nicht highendigen Anspruch? Exoten nehme ich bewußt aus, wo soll Bastler die kriegen.

TL071/072/074 Standard JFET-OPAMP mit hoher Eingangsimpedanz und geringem Rauschen - handelsüblich
NE5532/...34 Audio-OPAMP mit sehr geringem Rauschen - handelsüblich
LM387/NE542 - Spezial-Audio-Doppel-OPAMP mit sehr geringem Rauschen für unsymmetrische Versorgung
LM833 Spezial-Audio-Doppel-OPAMP mit sehr geringem Rauschen und Klirrfaktor - spezialhandelsüblich

weitere, hochgezüchtetere IS benötigt der Normalverbraucher nicht und der High-End-Audio-Entwickler hat schon bis hier hin garnicht mehr mitgelesen.