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RoHS, Löten und Azubis (Elektronik)

verfasst von cmyk61(R) E-Mail, Edenkoben, Rheinland Pfalz, 04.03.2012, 19:23 Uhr

Hallo Hartwig,

danke für Deine ausführliche Antwort.
Die Sache mit dem "In Verkehr bringen" ist aus meiner Sicht so ne Sache.
Denn alles, was jemand anderes benutzt als derjenige der ein Gerät, eine Baugruppe oder irgendeinen einen Gegenstand gebaut hat, ist im Sinne der Begriffsdefinition ein "in Verkehr bringen".
Was zB die Schule anfgeht, so wären sogar kleine Basteleien, die zB an Schulfesten oder Weihnachtsmarkt verkauft werden auch ein "In Verkehr bringen".

Natürlich sollte man nicht päpstlicher als der Papst sein.
Und daher kann man hier wahrscheinlich eher davon absehen, dies so zu sehen.
Andererseits gibt es Berufsgruppen, die zB handgestrickte Prototypen bauen und sie dann auch benutzen. Sind diese Prototypen dann "in Verkehr gebracht? Ich denke Ja.
Als Beispiel aus meinem Berufsalltag: einer unserer Feuerwerker baute sich eine funkferngesteuerte Pyro-Effekt-Auslösung. Sein Kommentar als ich fragte, ob er einschlägigen Normen und Regeln beim Zusammenbau der einzelnen (Conxxx)-Komponenten beachtet hätte: "das habe ich gebaut und ich bin auch der einzige der das dann benutzt".
Aber die Sekundärwirkung ließ er unter den Tisch fallen, denn er löst mit seinem Gerät Pyroeffekte aus, bei denen nicht nur er, sondern auch Künstler und Publikum anwesend sind. Also bringt er dem Grunde nach sein eigenes, selbstgebautes und auch selbst genutztes Gerät in Verkehr.
Die Verstrickungen können, wie man an diesem Beispiel sehen kann, doch recht kompliziert sein.

Die RoHS-Richtlinie betrifft nicht nur die Massenproduktion (auch wenn sie sich hier gravierender auswirkt) sondern IMHO auch den Prototypenbau, die Einzelfertigung und die Kleinproduktion.
Denn wo liegt dann der Sinn eines Verbots, wenn sich Schlupflöcher finden, durch die sogar große Anlagen schlüpfen, nur weil sie nicht in Massen produziert werden?

Ein spannendes Thema, wie ich finde.

Dass dieses Thema den Hobbylöter nicht betrifft wage ich zu bezweifeln, denn betrachte den Bauteilemarkt, und Du wirst feststellen, dass verdammt viele Bauelemente RoH-konform angeboten werden. Verzinnungen von Drähten und Anschlusspins sind nicht mehr bleihaltig und werden aber dann mit bleihaltigem Lot gelötet. Das wiederum verändert die Zusammensetzung des Lots - wenn auch womöglich nur in Spuren. Aber auch Lötzinn bleifrei wird auf dem Markt angeboten, so dass man durchaus mit der Situation konfrontiert wird, bleifrei mit bleihaltig zu kombinieren.

So, fürs erste dies von mir.

Gruß

Ralf


» Hallo,
» ich habe die deutsche Umsetzung der RoHS-Richtlinie derzeit nicht
» griffbereit, hatte mir die aber vor einigen Jahren genau angesehen, da im
» Zusammenhang damit auch viel Unsinn verbreitet wurde.
» Grundsätzlich zielt die Richtlinie darauf ab, daß gerade bei
» Massenprodukten in der Elektronik (und deren immer kürzer werdenden
» Lebenszeit)die unkontrollierte Verbreitung von Blei verhindert werden
» soll. In Bereichen mit sehr kostspieligen Zulassungsverfahren und aus
» diesem Grund auch langen Produktyzklen werden Ausnahmen gemacht. Das sind
» z.B. die Luft/Raumfahrt, Medizintechnik und Militärtechnik. In vielen
» Bereichen würde die Umstellung auf RoHS für bestehende Produkte eine
» vollständige Neuzulassung mit Langzeittests etc. bedeuten....
» Die Hobbylöter spielen in diesem Zusammenhang nun überhaupt keine Rolle
» (ich gehe mal davon aus, daß deren Zahl ohnehin abnimmt). Daher gilt RoHS
» für diesen Bereich nicht (übrigens auch nicht für Forschung und
» Entwicklung, solange die Geräte nicht in den Verkehr gebracht werden)
» In der Ausbildung kämen für mich daher zwei Gesichtspunkte zum Tragen:
» 1)wenn es bei Schülern um das Grundverständnis für die Elektronik geht,
» ist es durchaus ok, die mit einfachen Mittel zu erlernen. Dabei wäre dann
» der heutzutage eher nostalgisch zu sehende Höhepunkt die Herstellung einer
» Schaltung auf einer konventionellen Platine mit bedrahteten Bauelementen.
» Da würed ich RoHS außer Acht lassen, gegebenenfalls aber im Unterricht
» erwähnen - das wäre quasi Allgemeinbildung.
» 2)Geht es bei den Schülern in der Mehrheit um zukünftige professionelle
» Elektroniker (im weitesten Sinne), dann wäre die klassische Platine wie
» zuvor genannt eher von geschichtlichem Wert, aktuelle SMD-Technik muß da
» im Mittelpunkt stehen. Da spielt auch der Fertigungsprozess eine große
» Rolle, Handarbeit ist da nur noch bedingt möglich mit Einschränkungen im
» Bereich von Reparatur und evtl. Modifikationen. Und da ist RoHS absolut
» ein Thema.
» Fazit (nur meine Meinung!): Da ein Ausbildungsbetrieb i. A. keine Geräte
» in den Verkehr bringt, trifft RoHS nicht zu. Ob und wie RoHS zu
» berücksichtigen ist, sollten von den Ausbildungszielen abhängig gemacht
» werden. (siehe auch die Antwort des "Gastes")
» Grüsse
» Hartwig



Gesamter Thread:

RoHS, Löten und Azubis - cmyk61(R), 04.03.2012, 10:35 (Elektronik)
RoHS, Löten und Azubis - Gast aus HH, 04.03.2012, 10:48
RoHS, Löten und Azubis - Hartwig(R), 04.03.2012, 11:17
RoHS, Löten und Azubis - cmyk61(R), 04.03.2012, 19:23
RoHS, Löten und Azubis - Hartwig(R), 04.03.2012, 20:03
RoHS, Löten und Azubis - geralds(R), 04.03.2012, 20:05
RoHS, Löten und Azubis - Hartwig(R), 04.03.2012, 20:26
RoHS, Löten und Azubis - olit(R), 04.03.2012, 20:45
RoHS, Löten und Azubis - geralds(R), 04.03.2012, 20:53
RoHS, Löten und Azubis - Becker E., 05.03.2012, 10:24
RoHS, Löten und Azubis - Becker E., 05.03.2012, 10:28