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also, wie explizit gefordert, meine Meinung: (Elektronik)
Hallo,
da ist was dran. Schlußendlich kann man die ursprüngliche Frage aber nicht beantworten, es ei denn, unser Grundlagenforscher will in einer Behörde oder Konzernadministration arbeiten, wo Abschlüsse (die u. U. lange zurückliegen) mehr zählen als eigene Fähigkeiten. Nur dann wäre es klar, der höchste Abschluß ist immer der beste, gleich wer ihn hat.
Tatsächlich wird im Studium heutzutage größtenteils Wissen vermittelt, Fertigkeiten spielen eine untergeordnete Rolle, ebensowenig die Allgemeinbildung, die wurde schon viel früher "abgewählt". Sprachen sind immer wichtiger, und manche qualifizierte Spezialisten scheitern daran, daß sie andere Kulturen nicht verstehen (internationale Zusammenarbeit - heute keine Ausnahme mehr!) In einigen Bereichen zeigt das bereits Auswirkungen.
Soziale Kompetenz, Überzeugungsfähigkeit und Motivationsvermögen spielen derzeit in der Ausbildung eine eher untergeordnete Rolle - gerade hier fehlt es aber bei den meisten Führungskräften oder solchen, die es sein wollen.
Für mich war es so, daß sich schon einige Jahre nach Abschluß der Ausbildung bei Bewerbungen niemand mehr wirklich für meine Zeugnisse oder gar Arbeiten interessiert hat - letztlich zählte die aktuelle Berufserfahrung.
Aus meiner Sicht ist es wichtig, die eigenen Fähigkeiten sinnvoll auszubauen, eigene Schwächen zu erkennen und, wenn möglich, auszugleichen. Daraus läßt sich dann ein eigenes Entwicklungskonzept ableiten. Mit dessen Planung kann man dann die "Institutionen" wählen und auch jederzeit eine "Positionsbestimmung" (soll/ist) machen.
Gerade in der beruflichen Entwicklung halte ich die Methode "je mehr, je besser" für fragwürdig. Man treibt sich dadurch an die eigenen Grenzen, an denen man schließlich scheitert (Peter-Prinzip). Leider habe ich sehr viele steile Karrieren mit anschließendem Absturz mit ansehen müssen. Aber wenn man nur Geld und Macht als Ziel hat, ist kein Mitleid angebracht, der Aufschlag kann nicht hart genug sein.
Und das alles führt dann zu dem Ergebnis, letztlich die eigene Persönlichkeit eine große Rolle spielt, die Ausbildung ist ohne Zweifel ein wichtiges Entwicklungswerkzeug, sollte aber nicht überbewertet werden. Wer z. B. in der Grundlagenforschung erfolgreich sein will, ist auf eine solide Grundlagenausbildung (also wirklich nach der besten Uni schauen!!) möglicherweise mehr angewiesen als der "Generalist", der interdisziplinär und systemübergreifend arbeitet(Hier dürfte Erfahrung eine deutlich größere Rolle spielen!). In beiden Fällen wird aber ständiges Lernen wichtig sein. Die Uni muß also eher vermitteln, wie man lernt - Inhalte können schnell überholt sein. Aufgabe der FH ist es wohl eher, "anwendungsbezognes" Wissen zu vermitteln. Andererseits ist es so, daß in manchen Firmen/Organisationen vieles sehr formell gesehen wird (Man hat im Management dann nur eine Chance, wenn man von der Business School kommt, auf der auch der amtierende CEO war . . . ). Wo Rangordnungen und Prestige eine Rolle spielen, sind Fähigkeiten zuweilen nicht wichtig. Dort hat man dann Chancen nach dem Motto "Kleider machen Leute" - ich könnte das auch noch böser mit Beispielen aus der Welt der Primaten beschreiben...(Da unterscheiden sich Großfirmen un Behörden manchmal nur wenig) Man muß daher auch entscheiden, wo man arbeiten will und wo nicht (letzteres ist manchmal wichtiger).
Die Entscheidung ist also komplexer als die Frage Uni oder FH....
Viele Grüße
Hartwig
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