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Der Opamp-Antagonismus (Elektronik)
» Ich gebe zu, dass meine Anfrage nicht gerade vor Informationen strotzt,
» aber es geht im Moment nicht um eine spezifische Anwendung. Ich wollte mir
» einfach einen ziemlich universell einsetzbaren Do-it-all Op-Amp in größeren
» Stückzahlen zulegen (als Reserve für die Bastelkiste). Da wollte ich
» einfach mal ein paar Namen in die Runde werfen lassen (als Ausgangspunkt),
» um dann selbst weiter zu recherchieren. Ich werde mir allerdings mehr und
» mehr bewusst, dass ich da wohl nach einer eierlegenden Wollmilchsau suche.
» Trotzdem danke für eure Hinweise!
Dazu kommt - und das macht es manchmal verdammt schwierig - dass gewisse Parameter untereinander Antagonisten sind. Beispiel: Du wählst von einer Opamp-Familie, den Typ der am wenigsten Leistung verbraucht. Prompt handelst Du Dir eine wesentlich niedrige Slewrate und niedere Frequenz-Bandbreite ein und auch die äquivalente Rauschspannungsdichte ist grösser. Vergleiche dazu mal aus der TL-Familie den TL071 mit dem TL061. TL071 eignet sich sehr gut für einen relativ rauscharmen Audiovorverstärker , den TL061 für Batteriebetrieb, aber mit den soeben genannten Nachteilen. Diese TL-Serien sind heute ziemlich veraltet. Kann sein, dass es den TL061 nur noch als Datenblatt gibt. Aber den TL071 (single), TL072 (dual) und TL071 (quas) benutze ich heute noch. TL = "Texas Instruments Linear".
Irgendwann erkannte dies Texas-Instruments (TI) und entwickelte die TLE-Familie (E = Excalibur) mit etwas kleinerem antagonistischen Charakter.
Etwa gleichzeitig entstand die LinCMOS-Familie, die sich für Dich auch lohnt, näher kennen zu lernen. Das Paradepferd dabei ist der TLC271, bei dem man in drei Stufen mittels Beeinflussung des Biasstrom die Leistungsaufnahme und antagonistisch dazu, Bandbreite, Slewrate und Rauschdichte wählen kann.
Kleiner Szenenwechsel.
Kennst Du eigentlich den Unterschied zwischen Slewrate und Bandbreite? Es gibt heute Opamps (ich kenne auswändig jetzt grad keine Typen), die eine hervorragend hohe Unity-Gain-Frequenzbandbteite haben, jedoch eine im Verhaeltnis dazu sehr schlechte Slewrate. Solche Opamps verbrauchen oft verhaeltnismässig wenig Leistung. Sie eignen sich also für batteriebetriebene Vorverstärker, wo nur kleine Signalpegel vorkommen. Und genau auf das kommt es hier an, denn die niedrige Slewrate reduziert die Grosssignal-Bandbreite ganz drastisch. Nur ein wenig zu schnell mit dem Sinus und er erzeugt bereits einen erheblichen Dachschaden bis hin zum verschrumpften Dreieck.
Fazit: Dieses Beispiel soll Dir zeigen, es ist besser ein privates Lager von Opamps knapp zu halten oder man evaluiert vorher seriös was man in Zukunft mehrheitlich tun will und trifft eine Wahl.
Ich hoffe, dies hilft Dir auch etwas weiter.
Meine zum Thema passenden Elektronik-Minikurse, die Dir vielleicht auch nützen können, findest Du hier:
"Verstärkerschaltungen, Operationsverstärker, Instrumentationsverstärker..."
http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/#verstaerker
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Gruss
Thomas
Buch von Patrick Schnabel und mir zum Timer-IC NE555 und LMC555:
https://tinyurl.com/zjshz4h9
Mein Buch zum Operations- u. Instrumentationsverstärker:
https://tinyurl.com/fumtu5z9
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