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Nullleiter & Schutzleiter (Elektronik)

verfasst von 79616363 , Leinfelden-Echterdingen, 10.12.2012, 14:10 Uhr
(editiert von 79616363 am 10.12.2012 um 14:31)

» Kann der FI Schalter überhaupt noch auslösen, wenn man Null mit Erde
» verbindet? Also ich meine im Falle, dass dann mal ein Strom über das
» Gehäuse fließt! Schließlich kann der Strom dann ja genauso über den
» Nullleiter wie Erde abfließen, oder nicht?

» Kann der FI Schalter überhaupt noch auslösen, wenn man Null mit Erde
» verbindet? Also ich meine im Falle, dass dann mal ein Strom über das
» Gehäuse fließt! Schließlich kann der Strom dann ja genauso über den
» Nullleiter wie Erde abfließen, oder nicht?

Und jetzt kommt ne Aussage, die leider sehr oft missverstanden wird. Selbst gestandene Elis kapieren das oft nicht bzw. interpretieren es falsch.

Bei einem TN-C im Endstromkreis (und das haben wir bei einer klassischen Nullung) ist ein FI sogar verboten!

Wichtig ist hier, dass es um einen Endstromkreis geht und net um die Hauszuleitung (die auch heute noch in den allermeisten Fällen als TN-C ausgeführt ist und auch weiterhin meist so ausgeführt wird).
Das macht aber nix, weil der PEN hier durch den Erder und den PA ausreichend gestützt ist.

Bei Altanlagen ist die Nachrüstung eines eigenen Erders meist nicht gefordert, hier muss der VNB sicherstellen, dass eine ausreichende Erdung da ist.

Allerdings sollt man sich net drauf verlassen. Ich glaub in Thüringen war das mal so ne Sache, wo die kurzerhand die Werte für ein TN-C nimmer einhalten konnten und dann kurzerhand das TN-C in ein TT umbenannt haben (das geht!).
Dumm war nur, dass dann JEDES Haus nen eigenen Erder zur Verfügung stellen musste.

Aber zurück zum FI bei TN-C Endstromkreisen:

Man hätte bei dieser Konstellation andauernd mit Fehlauslösungen des FIs zu kämpfen und das will man ja auch nicht.
Viel schlimmer ist aber, dass wir da keinen N, sondern einen PEN haben, welcher die Schutzfunktion übernimmt. Der Schutzleiter darf aber unter gar keinen Umständen geschaltet sein und genau das würde der FI machen.

Und warum darf das net sein und ist ausgerechnet bei nem PEN so gefährlich?

Stell dir dazu nur vor, dass der L-Kontakt im FI bappt und nicht öffnet (das gab's schon!). Der PEN wird aber unterbrochen. Wenn da jetzt ein SK I Verbraucher dran hängt, dann liegt also über den Verbraucher L am in der Luft hängenden PEN. Prost Mahlzeit, wenn dann einer ans Gehäuse langt - Der ist wach!

Okay, also ist ein FI hier verboten, aber bringt er nicht vielleicht doch Sicherheit? In der geschilderten Ausführung nicht, er bedeutet sogar eine erhöhte Gefahr.

Und jetzt kommt's, sobald man in nem TN-C auch nur eine einzige neue Steckdose setzen will, dann ist FI seit einiger Zeit Pflicht!
Deshalb wäre es hier sogar nötig die ganze TN-C Geschichte komplett raus zu reißen und ein TN-S System aufzubauen.

Das ist in vielen Fällen, wo es z.B. nur um eine einzige zusätzliche Steckdose geht, unzumutbar und da gibt es eine Lösung.
Man verbaut in so nem Fall einen sogenannten Schukomaten statt einer Steckdose und alle sind wieder zufrieden.
Hinter einen Schukomaten können auch noch weitere neue Steckdosen folgen, denn diese werden ebenfalls durch den Schukomaten geschützt.
Nachteil der Geschichte: Ein Schukomat kostet gut 100 Steine
Aber immerhin kann man sich da erst mal um ne komplette Neuinstallation der Anlage herummogeln.

Der Schukomat macht das so. Der spaltet erst mal den PEN des TN-C in PE und N auf, so dass wir ein TN-C-S haben. Damit geht er dann in den eingebauten FI und liefert danach ein TN-S und genau das brauchen wir.

Normal wird bei einer Aufspaltung des PEN zwar ein Mindestquerschnitt von 10mm² gefordert und das hat man wohl in keinem Steckdosenkreis Das würd gar net reinpassen.
Allerdings wird das bei Schukomaten (und nur dort!) geduldet.
Eine optimale Lösung ist das also nicht, aber es ist erlaubt.

Wenn man aber schon so tricksen muss, dann sollt man sich im Klaren drüber sein, dass man in den nächsten Jahren halt doch die Wände aufreißen sollte und die TN-C Altlasten entsorgen darf

Gerade hinsichtlich der EMV ist ohnehin wichtig, dass man einen PEN so früh wie möglich aufspaltet.
Idealerweise findet das bereits im Hausanschlusskasten oder zumindest gleich nach dem Zähler statt. Durch einen zu spät augespaltenen PEN kann es auch zu ner Potentialerhöhung gegenüber der PAS kommen und manche Geräte mögen das nicht (kommt gelegentlich bei Feuerungsanlagen vor, wo das den Flammensensor irritieren kann).
Tja, das sind alles so Problemchen, die man vor 1971 noch nicht hatte bzw. die noch ignorieren konnte.

Rechtlich gesehen ist das ohnehin eine sehr komplizierte Geschichte, wo der (eigentlich gar nicht richtig vorhandene) Bestandsschutz (nach LBO) noch greift und wo wirklich ein Kahlschlag nötig ist. Letzteres ist immer dann der Fall, wenn wesentliche Änderungen an der Anlage vorgenommen werden. Eine reine Reparatur mit 1:1 Ersatz ist dadurch aber gedeckelt.

Viele Grüße,

Uli und die Nasen