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ickke

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14.02.2021,
21:32
 

Tuner/Radio (70er Jahre) knallt beum Umschalten (Elektronik)

Guten Abend,
Es geht um einen Tuner "Ultrasound St-5000" (Stereo Radio) aus den 70er Jahren.

Vorab: das Problem war damals, das beim Knopfen die linke Box ausfällt.
Hier der Link: https://www.elektronik-kompendium.de/forum/forum_entry.php?id=284228

Aktueller Stand ist nun, das ich den Problemverursacher gefunden habe. Beim vorsichtigen Klopfen eines Elkos (4,7 µF, 25V), fiel die Box aus und konnte durch wiederholtem Klopfen auch wiederbelebt werden - eine kalte Lötstelle (kann man sogar auf dem zweiten Foto erkennen). Den habe nun durch einen gleicher Bauart ersetzt, den ich seit bestimmt über 10 Jahren mal ausgelötet habe. Ich habe ihn vorher mit einem Multitester getestet, er scheint noch in Ordnung zu sein. Nach dem Tausch tauchte das Problem auch nicht mehr auf, egal wo ich klopfe. So weit so gut, nun geht es um etwas anderes, was auch schon im alten Thread thematisiert wurde.

Und zwar gibt es einen lauten Knall aus den Lautsprechern beim Umschaten von "mw" auf ukw stereo" mit dem Band-Umschalter - aber nicht andersherum. Ansonsten ist mir noch aufgefallen, dass es ebenfalls einen Knall beim Ausschalten gibt. Der ist nicht ganz so laut wie beim Band-Umschalter. Beim Einschalten jedoch gibt es keinen Knall. Und wenn ich die Sender schnell wechsel, knallt es auch manchmal.

Damals schrieb Hartwig dazu:

» Das läßt mich vermuten, dass beim Umschalten am Schalter eine
» Spannungsdifferenz liegt, z. B. durch einen Koppelkondensator mit einem
» Leckstrom, der zu hoch ist. Beim Umschalten wird diese Spannung dann
» plötzlich kurzgeschlossen. Das ergibt den Knack. Und das passiert dann so
» ja auch nicht zwangsläufig beim Zurückschalten.
(Danke nochmal Hardwig für Deine groß Hilfe!!!)

Nun meine Frage: wie finde ich diesen Koppelkondensator? Sollte ich jetzt einfach die Leiterbahnen des Umschalter verfolgen und die ersten Kondensatoren die ich dabei finde checken?

Vielen Dank und einen schönen Restsonntag noch!

Hier zwei Fotos. Einmal von vorne und einmal von hinten:
https://www.bilder-upload.eu/bild-339994-1613334125.jpg.html
https://www.bilder-upload.eu/bild-fa3acd-1613334185.jpg.html

Hartwig(R)

14.02.2021,
22:06

@ ickke

Tuner/Radio (70er Jahre) knallt beum Umschalten

hallo,
da antworte ich jetzt nochmal:
- die Erklärung ist eine Vermutung - so könnte es sein, grade weil der Effekt nur in einer Richtung auftritt. Auch wenn ich nicht davon ausgehe - aber ein Kontaktproblem kann das natürlich auch sein.
- zur Suche nach dem möglichen Übeltäter: Das geht eigentlich nur mit Schaltplan! Du mußt im Schaltplan den entsprechenden Schalter mit seinen Kontakten ausfindig machen und dann die relevanten Kontakte die bei der AM/FM Umschaltung ein Signal schalten, identifizieren. Die an diesen Kontakten liegenden Bauelemente würde ich grundsätzlich verdächtigen, Elkos sitzen dabei in der ersten Reihe. Auch bei AM/FM Umschaltung ist es durchaus möglich, dass im NF-Teil z.B. Filter umgeschaltet werden.
- Es gibt Empfänger, bei denen waren AM-Empfang und FM-Empfang schaltungstechnisch weitgehend getrennt, beim Umschalten wurden hauptsächlich zwischen Stereodekoder-Ausgang und AM-Demodulator umgeschaltet. Den Stereodekoder (LA3350) hast Du ja schon gefunden. In der Ecke könnte das Problem durchaus liegen...
Aber die Schaltkontakte wurde ich trotzdem ansehen - Mechanik.....
Viel Erfolg
Hartwig

ickke

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15.02.2021,
02:33

@ Hartwig

Tuner/Radio (70er Jahre) knallt beum Umschalten

Hey Hartwig, so liest ma sich wieder! Danke für Deine Unterstützung.

Ich habe zwei Kondensatoren gefunden die ich nicht ganz identifizieren kann, vielleicht hat ja jemand Daten dazu:



Gruß

Sel(R)

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Radebeul,
15.02.2021,
09:11

@ ickke

Tuner/Radio (70er Jahre) knallt beum Umschalten

»
10nF Kondensator, vielleicht 63 Volt

»
Könnte ein Tantalelko 47µF sein, 10 Volt. Aber das weiß ich nicht genau.

LG Sel

Hartwig(R)

15.02.2021,
09:29

@ Sel

Tuner/Radio (70er Jahre) knallt beum Umschalten

» »
» 10nF Kondensator, vielleicht 63 Volt
Nach EIA stünde das H für 50V, K für +/- 10%.
»
» »
» Könnte ein Tantalelko 47µF sein, 10 Volt. Aber das weiß ich nicht genau.
»
Durch das vorgestellte R wohl eher 0.47uF, das C könnte wieder nach EIA für 16V stehen. Für das N habe ich keine Erklärung...

ickke

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15.02.2021,
11:07

@ Hartwig

Tuner/Radio (70er Jahre) knallt beum Umschalten

ich bin immer wieder über Euer Wissen verblüfft!

ich habe den "R47" Kondensator durchgemessen, er scheint 463nF zu haben, somit hat Hartwig wohl mit seinen 0,47µF Recht und der Kondensator ist noch in Ordnung. 16V könnten auch hinkommen, ein benachbarter Kondensator hat ebenfalls 16V.

Ich habe auch noch zwei gelbe Elkos gefunden. Hat die Farbe eine Bedeutung? (Sicherheitskondensator, low-ESR o.a.?)
Hier zwei Fotos vom gelben Elko (auf dem ersten Foto ist sogar ein Styroflexkondensator zu sehen!):
https://postimg.cc/jDR8Hxrp
https://postimg.cc/TpMNPjNY

Hartwig(R)

15.02.2021,
11:21

@ ickke

Tuner/Radio (70er Jahre) knallt beum Umschalten

Hallo,
Image-Hoster klickt hier nicht jeder an - ich auch nicht. Da wird man bestenfalls nur mit Werbung zugemüllt, unterwegs ist das auch noch zusätzliches Datenvolumen. Aber zu Deiner Frage: Die Farbe von Elkos ist rein herstellerspezifisch. Für weitere Daten wie z.B. ESR braucht man die Herstellerdaten oder man zieht entsprechende Rückschlüsse aus der Anwendung.
Grüße
Hartwig

ickke

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15.02.2021,
11:26

@ Hartwig

Tuner/Radio (70er Jahre) knallt beum Umschalten

» Hallo,
» Image-Hoster klickt hier nicht jeder an - ich auch nicht. Da wird man
» bestenfalls nur mit Werbung zugemüllt, unterwegs ist das auch noch
» zusätzliches Datenvolumen. Aber zu Deiner Frage: Die Farbe von Elkos ist
» rein herstellerspezifisch. Für weitere Daten wie z.B. ESR braucht man die
» Herstellerdaten oder man zieht entsprechende Rückschlüsse aus der
» Anwendung.
» Grüße
» Hartwig

Danke für den Hinweis.


ickke

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15.02.2021,
11:43

@ ickke

Tuner/Radio (70er Jahre) knallt beum Umschalten

Ich habe noch einen Kondensator gefunden der ebenfalls gewechselt werden sollte. Er sieht aus wie der "IH103K"-Kondensator (siehe https://www.elektronik-kompendium.de/forum/forum_entry.php?id=287627&page=0&category=all&order=time), ist also wahrscheinlich auch ein Tantal-Kondensator. Er hat den Aufdruck 182K 50 (ich nehme mal an das heißt 1800pF, 50V, liege ich richtig?)
Kann ich diesen auch durch einen Keramikkondensator o.a. tauschen?

Hartwig(R)

15.02.2021,
15:39

@ ickke

Tuner/Radio (70er Jahre) knallt beum Umschalten

» Ich habe noch einen Kondensator gefunden der ebenfalls gewechselt werden
» sollte. Er sieht aus wie der "IH103K"-Kondensator (siehe
» https://www.elektronik-kompendium.de/forum/forum_entry.php?id=287627&page=0&category=all&order=time),
» ist also wahrscheinlich auch ein Tantal-Kondensator. Er hat den Aufdruck
» 182K 50 (ich nehme mal an das heißt 1800pF, 50V, liege ich richtig?)
» Kann ich diesen auch durch einen Keramikkondensator o.a. tauschen?

Das ist bestimmt kein Tantal-Kondensator mit 1800pF, eher Keramik-Vielschicht. Grundsätzlich ersetzbar, hängt aber sehr vom Einsatz ab. Evtl. passt ein Keramik-Vielschicht Typ NPO.
Grüße
Hartwig

ickke

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15.02.2021,
18:34

@ Hartwig

Tuner/Radio (70er Jahre) knallt beum Umschalten

So langsam komme ich durcheinander. Um sicher zu gehen, frage ich nochmal direkt alles ab:

Kann mir jemand folgende Kondensatorentypen identifizeren?:

Grüner "IH103K" Keramik-Vielschicht?



"R47"



"182K" Keramik-Vielschicht?


Die Werte sollten klar sein, jedoch bin ich mir bei den Typen nicht sicher. Ich wäre sehr dankbar wenn mir da jemand Sicherheit geben könnte.

Hartwig(R)

16.02.2021,
08:27
(editiert von Hartwig
am 16.02.2021 um 09:37)


@ ickke

Tuner/Radio (70er Jahre) knallt beum Umschalten

Hallo,
Die grünen Kondensatoren sind Folienkondensatoren, der graue C ist ein Tantal-Kondensator.
Grüße
Hartwig
ps/edit:
Durch Deine Vermutung, der 1800pF-C sei ein Tantal-C, bin ich von einer kleinen Bauform ("Perle";) ausgegangen - also wie eine recht kleine (<5mm) Tantal-Perle - das könnte man evtl. mit einem Tantal-C verwechseln. Nach dem Bild ist der grüne 1800pF-C klar ein Folienkondensator. Eine typische Bauform in asiatischen Geräten der 70er. Die Dinger gab es auch in anderen Farben von div. Herstellern, auch im kommerziellen Bereich. In Europa waren diese Folien-C's eher quaderförmig (Wima, Ero/Vishay, Philips/NXP, Siemens/Epcos).

ickke

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16.02.2021,
11:25

@ Hartwig

Tuner/Radio (70er Jahre) knallt beum Umschalten

Hey, Danke nochmal für Deine super Hilfe.

Ich habe noch zwei besonderheiten gefunden "223K50 X":


Die haben den Aufdruck "X". Ich nehme mal an, es handelt sich hierbei um X-Kondensatoren. Als Ersatz habe ich leider nur folgendes finden können:
https://www.wima.de/de/produkte/funk-entstoerkondensatoren/mkp-x1-r/
Die bekomme ich leider nicht in den üblichen Shops. Gibt es eine alternative von einem anderen Hersteller oder so?

Und kann ich für die grünen Folien-Kondensatoren auch Vielschicht-Keramik-Kondensatoren verwenden? Ich finde leider keine passenden Folienkondensatoren :(

Hartwig(R)

16.02.2021,
13:26

@ ickke

Tuner/Radio (70er Jahre) knallt beum Umschalten

Hallo,
was auch immer das X da soll - das ist bestimmt kein x-Kondensator: Diese sind zur Entstörung z.B. in Netzzuleitungen gedacht und müssen genau definierten Spezifikationen entsprechen - deshalb findet man auf denen immer die Prüfungs-/Zulassungsinformationen. Die hat der gezeigte Kondensator aber nicht. Und sowas findet man auch nicht auf einer Empfängerplatine irgendwo neben einem Filterbecher.
Du tausch da jetzt offenbar Folienkondensatoren - sind die sicher defekt? Die Dinger auf "gut Glück" zu tauschen halte ich für keine gute Idee, die Kollateralschäden können da schnell den Nutzen übersteigen, und so unterhaltsam ist das ja auch nicht ;-)
Will man Folienkondensatoren durch Keramik-Vielschicht-Kondensatoren ersetzen, muss deren Auswahl unter genauer Berücksichtigung der Anwendung bzw. Funktion in der Schaltung erfolgen. Vielschichtkondensatoren (MLCC = Multi Layer Ceramic Capacitor) gibt es über weite Kapazitätsbereiche und dementsprechend mit unterschiedlichen Dielektrika. Deswegen mein Hinweis zuvor auf NP0-Typen. Es gibt aber Dielektrika, die geben gerade Kondensatoren mit hoher Kapazität Eigenschaften (Temperatureinfluß, Spannungsabhängigkeit der Kapazität etc), die z. B. nur einen Einsatz als Abblockkondensator zulassen, aber in frequenzbestimmenden Schaltungen, Zeitgebern oder selbst als Koppelkondensatoren zu Fehlfunktionen führen würden. Grundsätzlich gibt es solche Unterschiede auch bei Folienkondensatoren, aber dort sind diese nicht so gravierend. Also wenn man die Funktion des Kondensators in der Schaltung nicht genau kennt, ist der Austausch gegen MLCC nicht zu empfehlen.
Als direkten Ersatz könntest Du evtl. die Panasonic ECQ-Kondensatoren nehmen, die hat Mouser z.B. - ich weiß jetzt nur nicht. ob die an privat verkaufen. Aber das sind Folienkondensatoren, radial bedrahtet mit langen Anschlußdrähten. Bei Bürklin gab es kürzlich noch Folienkondensatoren von Teapo (Taiwan) in der Bauform, allerdings abgekündigt.
Ich würde da keine Klimmzüge machen sondern nur im Fehlerfall einen solchen Folienkondensator ersetzen, dann mit einem für die Anwendung passenden Typ von z.B. Wima. Den Kondensator würde ich dann je nach Gegebenheiten entweder per zusätzlicher Bohrung(en) in die Platine einfügen oder die Anschlüsse sauber verlängern (löten, dann Schrumpfschlauch).
Grüße
Hartwig

ickke

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17.02.2021,
10:56

@ Hartwig

Tuner/Radio (70er Jahre) knallt beum Umschalten

Tag,

Danke für Deine Ausführliche Beschreibung! Ich habe die Kondensatoren mal durchgemessen. Alles in Ordnung. Seht selber:
Die "182K" liegen unterhalb von 10% im Toleranzbereich.

Die "IH103" liegen sogar unter 5%.

Die "223K50 X" ebenfalls unter 5%.

Der "IH333" ebenfalls unter 5%.

Der "R47" auch unter 5% .

Zur Stichprobe habe ich mal einen Keramik-Kondensator (500pF) durchgemessen. Das Ergebnis war phenomenal, der aufgedruckte Wert stimmte exakt mit den Messungen überein!

Ich wollte sie damals alle tauschen, da ich bei der Messung einen fehlerhaften 182K-Kondensator gefunden habe. Da hatte ich wahrscheinlich einen Rechenfehler von pF zu nF gemacht oder so. Jedenfalls ergaben die letzten Messungen bei allen Kondensatoren (außer den Elkos) das sie noch in Ordnung sind - zu meiner Freude! Die Elkos werde ich komplett tauschen, denn die ich getestet habe weichen mehr als 20% von den aufgedruckten Werten ab.

Gibt es noch einen Tip was die dicken Elkos ìn Netzteilnähe angeht? Kann ich die einfach durch welche mit gleichen Werten ersetzen oder sind das spezielle (Sicherheits-)Elkos oder ähnliches?

Hartwig(R)

17.02.2021,
11:44

@ ickke

Tuner/Radio (70er Jahre) knallt beum Umschalten

Hallo,
» Die Elkos werde ich komplett tauschen,
» denn die ich getestet habe weichen mehr als 20% von den aufgedruckten
» Werten ab.
Die Toleranzen der Elkos liegen heute bei +/- 20% und sind nur in seltenen Fällen deutlich geringer. Früher waren durchaus -20/+50% üblich.
Aber tauschen kann man die schon, wenn sie an der unteren Grenze liegen und sehr alt sind.
»
» Gibt es noch einen Tip was die dicken Elkos ìn Netzteilnähe angeht? Kann
» ich die einfach durch welche mit gleichen Werten ersetzen

ja, wobei oft das Rastermaß nicht paßt, da die Elkos jetzt kleiner sind. Ich würde u.U. dann für den Ersatz die nächst-höhere Nennspannung wählen. Die Kapazität würde ich grundsätzlich im gleichen Bereich lassen, also keinesfalls Elkos nach dem Motto "viel hilft viel" ersetzen. Durch die Erhöhung der Kapazität reduziert man den Stromflußwinkel der Gleichrichter, was zu höherer Spitzenstrombelastung der Gleichrichter führt (der Spitzenstrom beträgt ein Vielfaches des aus dem Netzteil entnommenen Nennstromes!). Je nach Auslegung kann das Gleichrichter und / oder Trafo ärgern.

» oder sind das spezielle (Sicherheits-)Elkos oder ähnliches?
Spezielle "Sicherheitselkos" sind mir nicht bekannt. In einem normalen linear-Netzteil mit Netzfrequenz paßt fast jeder Elko. Ich würde 105°C-Typen nehmen, niedriger ESR muß nicht sein. Und keine ausgesprochene "Billigware" nehmen. Also nach Panasonic, ChemiCon, Vishay, Epcos/TDK etc. aus laufender Produktion Ausschau halten.

Grüße
Hartwig