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Oszis - wen es interessiert (Elektronik)

verfasst von Hartwig(R), 05.10.2023, 16:27 Uhr
(editiert von Hartwig am 16.10.2023 um 18:28)

kürzlich stand ich vor dem Problem, unterwegs evtl. ein Oszi zu benötigen. Nur wollte ich kein Tischgerät auf Verdacht im Reisegepäck haben. So erinnerte ich mich daran, dass simi7 sich letzte Weihnachten einen Owon HDS242 gegönnt hatte. Da hier bisher keine Klagen von ihm zu hören waren, sah ich das als gutes Zeichen und bestellte ;-) - zum Glück, denn ich brauchte das Gerät dann wirklich. Es ermöglicht mit einiger Übung eine Einhandnutzung, unterstützt durch die reine Drucktastenbedienung. Der Einsatz mit Akku war hilfreich, nicht selten habe ich erlebt, das netzbetriebene Geräte durch Leitungen oder übersehene Erdschleifen auch ihre Streiche spielen. Die Empfindlichkeit des HDS242 ist mit 10mV/div. zwar nicht üppig, reicht aber, ich mach ja keine Labormessungen. Die Triggermöglichkeiten sind begrenzt, aber funktionieren sauber. Unvorhersehbar auftretende einzelne Spikes im nano/micro-Sekundenbereich wurden mit "single sweep" sicher erfasst und dargestellt. Das einfache Abspeichern von Referenzsignalen macht Vergleiche zwischen Komponenten bzw vorher/nacher sehr einfach möglich. Ein grober Test zeigte einen fast ebenen Frequenzverlauf, Die Verstärkerbandbreite von 40MHz scheint durchaus relistisch zu sein, eher besser. Auffallend ist auch die recht kurze Bootzeit, ich schätze mal knapp 1s! Da kann man gut zwischen den Messungen ausschalten, wenn man länger mit der Akkuladung auskommen muß. Die Protokollierung der Messungen als Bitmap oder CSV-Datei ist einfach und ohne zusätzliche Programme möglich. Der Nutzen der beigefügten Software hingegen erschliesst sich mir nicht.
Der beigefügte Tastkopf ist ok - eben ein Billigteil. Gut daran ist, dass beim Aufsetzen des BNC-Steckers am Gerät das Bajonett isoliert über eine "Rutschkupplung" gedreht wird und somit das geräteseitige Gegenstück des Bajonetts, welches ja aus Kunststoff besteht, nicht beschädigt werden kann. Hier hat also jemand mitgedacht - wie z. B. auch beim in der Frontplatte versenkten Einschaltknopf. Der Tastkopf hat die übliche ohmsche Leitungsdämpfung und reduzierte Kabelkapazität. Natürlich ist auch hier im 1:1 Betrieb die Grenzfrequenz extrem reduziert, leider gibt es in den Daten keine Angabe dazu. Also liegt die fu wohl irgendwo im unteren MHz-Bereich (wenn überhaupt). Bei Messungen in Schaltungen mit höheren Quellimpedanzen kann der Tastkopf dennoch hilfreich sein. Der Betrieb ohne die Li-Zellen funktioniert auch. Bei mir sah ich dann im Bild Störungen vom Netzteil, die allerdings direkt in den Messaufbau einstreuten. Bei Kurzschluß des Einganges war der Spuk weg. Eine änderung des Aufbaus löste dann das Problem.
Der Hinweis in der Anleitung auf die Autokalibration (des Oszis) ist durchaus ernst zu nehmen, gerade wenn Spannungswerte von Bedeutung sind.
Über das Multimeter gibt es wenig zu sagen - es tut, was es soll. Die Ansprechzeit bei der Durchgangsprüfung ist gerade noch OK, nicht gerade schnell. Auf den ersten Blick machen die 4mm Messbuchsen innen einen wackligen EIndruck - gebogenes dünnes Blech....Schaut man mal in das Gerät, sieht man, dass die Kontakte in einem soliden Kunststoffzylinder gehalten werden, die kontaktierung erfolg seitlich, so dass die mechanische Beanspruchung der Lötstelle und Platine reduziert sind. Allerdings fallen mir keine kräftigen Schutzbauelemente (außer einem VDR oder PTC und 2 Bauelemnten im Melf-Gehäuse, wenig im Vergleich zu anderen DMMs. Auch die Daten sagen wenig über den Überlastungsschutz. Somit würde ich das HDS242 eher für Messungen an Kleinspannung einsetzen, für höhere Spannungen / Netzspannung würde ich es nur mit größter Vorsicht benutzen - möglichst aber nicht....
Abschließend ein kleiner Vergleich: Ein kurzer Impuls (5ns Anstieg, 10ns Dauer, 5ns Abfall) wurde an den HDS242 (40MHz 250MSa/s) und einen Rigol 1052E (50MHz 1GSa/s) abgegeben. Der Impuls wurde manuell ausgelöst und per single sweep erfasst. Der Anschluss erfolgte über RG58U, beidseitig mit 50 Ohm abgeschlossen. Im Vergleich dazu und als "Referenz" wurde der gleiche Impuls (zyklisch, kein single sweep) mit einem Tek 2336 100MHz Oszi erfasst. An allen Geräten war ein Zeitmassstab von 10ns/div eingestellt. Der Tek-Oszi zeigte eine deutlich höhere Amplitude (~+25%). Das ist erklärbar, da der HDS242 und der 1052E nahe ihrer oberen Grenzfrequenzbetrieben wurden, die +25% des Tek passen also zu der -3dB / 70,7% Amplitudenreduktion. Um den Vergleich der Impulsmorphologie zu vereinfachen, wurde die Amplitudendarstellung des Tek auf den Bereich der anderen beiden Geräte eingestellt. Dafür, dass der HDS242 den Impuls aus nur 5 "samples" nachbildet, kommt er dem Tek sehr nahe. Der Rigol macht am Ende noch mal einen ausgedehnten "Unterschwinger" (bei 20 Samples!) - evtl. macht sich da ein Filter zur Bandbreitenbegrenzung bemerkbar? Aber das wird schon Kaffeesatzleserei. Für mich ist wichtig, dass der HDS selbst an seinen Grenzen noch plausible Werte liefert. Das ist leider nicht bei allen Oszis dieser Preisklasse der Fall.







Achtung: der Tek hat ein anderes Raster. Daher ist die Position der zentralen Y-Achse irreführend. 1 Raster horizontal entspricht immer 10ns! Die Triggerung erfolgt auf dem Niveau der zentralen x-Achse (mittlere Horizontale) oder einfach 2 div. von links...



Gesamter Thread:

Oszis - wen es interessiert - Hartwig(R), 05.10.2023, 16:27 (Elektronik)
Oszis - wen es interessiert - Mikee, 05.10.2023, 19:49
Oszis - wen es interessiert - Hartwig(R), 06.10.2023, 15:55
Oszis - wen es interessiert - bigdie(R), 06.10.2023, 06:24
Oszis - wen es interessiert - Offroad GTI(R), 06.10.2023, 08:49
Oszis - wen es interessiert - Hartwig(R), 06.10.2023, 14:58
Oszis - wen es interessiert - Offroad GTI(R), 06.10.2023, 21:03
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Oszis - wen es interessiert. - schaerer(R), 06.10.2023, 11:53
Oszis - wen es interessiert - JBE(R), 07.10.2023, 20:26
Oszis - wen es interessiert - Hartwig(R), 08.10.2023, 11:36