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Jürgen C.

11.01.2017,
14:42
 

Kabelmessung - Verzögerung durch Stecker? (Netzwerktechnik)

Ich habe mich mit der Kabelmessung am Profibus auseinandergesetzt und dabei ist mir im Handbuch des Diagnosegerätes, das wir in der Firma verwenden sollen, folgendes aufgefallen:
"Dieses Kapitel veranschaulicht an einem Beispiel den Einfluss von Steckern und Geräten auf die Ermittlung von Leitungslängen.
Stecker: Stellen Sie innerhalb des jeweiligen Kabelsegmentes die Anzahl der 12 MBit/s-fähigen Sub-D Stecker fest und geben Sie die Anzahl in die Segmentkonfiguration ein. Die Längsinduktivitäten in den 12 MBit/s-fähigen Steckern wirken wie ein Verzögerungsglied bezogen auf das Impulsreflexionsmessverfahren und entsprechen ca. 50 cm Leitungslänge.
Geräte: Stellen Sie innerhalb des jeweiligen Kabelsegmentes die Anzahl der PROFIBUS-Geräte fest (Master, Slave, Repeater; typisch nicht mehr als 32 pro Kabelsegment). Die RS485-Treiberstufe eines PROFIBUS-Teilnehmers wirkt am PROFIBUS-Kabel wie ein RC-Glied (Verzögerungsglied). Bezogen auf das Impulsreflexionsmessverfahren entspricht jeder angeschlossene Teilnehmer zusätzlich ca. 20 cm Leitungslänge." http://industrial.softing.com/uploads/softing_downloads/BC700_U_DE_1606_130_L.pdf

Mich würde interessieren, wieso es einmal heißt die Längsinduktivitäten (also L) sind Verzögerungsglieder und einmal das RC-Glied. Ich habe mir das Impulsreflexionsverfahren angeschaut und hätte erwartet, dass es an den Stellen der angeschlossenen Teilnehmer zu Reflexionen kommt, aber nicht dass die wie nochmal ein Stück Kabel (?) verzögernd wirken. Ansonsten ist RC doch ein Tiefpass und würde die Flanken des Signals maximal noch "runder" machen, aber doch nicht verschieben oder so? Kann mir das hinter der Verzögerung steckende Prinzip jemand erklären?

Mikee

12.01.2017,
12:42

@ Jürgen C.

Kabelmessung - Verzögerung durch Stecker?

Hallo,

» Ansonsten ist
» RC doch ein Tiefpass und würde die Flanken des Signals maximal noch
» "runder" machen

Du hast es doch gerade selbst erklärt. Die Verrundung des Signals bedeutet,
dass der Wechsel von 1 nach 0 oder umgekehrt eben etwas später erkannt wird.
Die Induktivität liegt hierbei in Reihe zur Übertragungsstrecke (Tiefpass) ebenso
wie der RC-Tiefpass (R in Reihe, C parallel).

Mikee

geralds(R)

Homepage E-Mail

Wien, AT,
12.01.2017,
14:13

@ Jürgen C.

Kabelmessung - Verzögerung durch Stecker? - Ersatzbild

hi,

» Mich würde interessieren, wieso es einmal heißt die Längsinduktivitäten
» (also L) sind Verzögerungsglieder und einmal das RC-Glied. Ich habe mir das
» Impulsreflexionsverfahren angeschaut und hätte erwartet, dass es an den
» Stellen der angeschlossenen Teilnehmer zu Reflexionen kommt, aber nicht
» dass die wie nochmal ein Stück Kabel (?) verzögernd wirken. Ansonsten ist
» RC doch ein Tiefpass und würde die Flanken des Signals maximal noch
» "runder" machen, aber doch nicht verschieben oder so? Kann mir das hinter
» der Verzögerung steckende Prinzip jemand erklären?

--
Guck mal, was das Kabel so macht entlang dessen Länge:
https://de.wikipedia.org/wiki/Leitungsbel%C3%A4ge

Stecker sind ein Teil der Strecke mit dessen Übergängen.
Somit entstehen auch hier die entsprechenden Effekte.
Zudem - das Kabel ist zumeist aus Kupfer mit Isolation Drumherum,
aber die Stecker sind noch komplexer, weil sie unterschiedliche spezifische Eigenschaften aufweisen.
-> zB versch. Steckermaterialien werden aneinander gedrückt.
In Summe ist alles Passive ein "Tiefpass". Ein "Hoch-, Bandpass" :-D kann das auch sein.
Freche Behauptung nicht wahr? - Auf die Höchstfrequenzen hin betrachtet ist's ein Tiefpass mit Hub dazwischen.

https://books.google.at/books?id=DkGHBAAAQBAJ&pg=PA145&dq=Tiefpass+mit+Hub&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjzraL21bzRAhXMB8AKHeucAtwQ6AEIWzAJ#v=onepage&q=Tiefpass%20mit%20Hub&f=false

Gerald
---

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...und täglich grüßt der PC:
"Drück' ENTER! :wink: Feigling!"

Hartwig(R)

12.01.2017,
20:51
(editiert von Hartwig
am 12.01.2017 um 21:02)


@ Jürgen C.

Kabelmessung - Verzögerung durch Stecker?

Hallo,
Für die impulsreflektrometrische Messung wird ein Meßfehler von 50cm je Sub-D Steckverbindung genannt. Ich kenne eine Daumenregel, die besagt, daß ein eindrähtiger Leiter etwa ein Induktivität von 1nH/cm hat. (also kein Leiter mit 50mm² ;-) ). also geht es um eine Leitungsinduktivität von etwa 50nH. (auch wenn die Leitungen twisted pairs sind, sind ja die Pins im Stecker nicht verdrillt ) Diese Induktivität wird höchstwahrscheinlich nicht durch Sub-D Steckstifte entstehen. Allerdings gibt es eine Reihe verschiedener Verbindungstypen, z. T. mit zuschaltbaren Abschlußwiderständen. Die meisten Sub-D Felbus/Profibusstecker weichen in den äußeren Abmessungen und im Preis erheblich von den üblichen Sub-D steckern ab. Kann es sein, dass in diesen Steckern z.B. Ferritperlen für Entstörszwecke verbaut sind? Sub-D Stecker/Buchsen in solcher Ausführung gibt es. Dann könnt ich mir den Effekt erklären.
Grüße
Hartwig