R
24.12.2024, 00:48 |
Kennt jemand diese alten 380V-Stecker? (Schaltungstechnik) |
Hallo zusammen!
Ich versuche grade, mein historisches Wissen ein wenig zu erweitern. Kürzlich bin ich an einer Sirokko-Standheizung auf diese alten 7-poligen Bakelitverbindungen gestoßen. Dort werden sie wohl für die Anbindung des abgesetzten Bedienpanels genutzt und mit 12/24 Volt betrieben: https://picclick.de/Sirokko-Dieselheizung-Steckdose-Stecker-Bakelit-7-polig-DDR-226384678169.html
Aber eigentlich kenne ich diese Stecker von der DDR-Armee. Dort waren sie z.B. in den automatisierten Schützengräben auf Truppenübungsplätzen im Einsatz, an den Aktoren, die die Blechkameraden aufgerichtet haben. Dort lagen nach meiner Erinnerung 48 oder 60 Volt Gleichspannung an.
Jetzt habe ich zufällig einen älteren Beitrag bei Mikrocontroller.net gefunden und gesehen, dass solche Stecker auch für 3-Phasen-Kraftstrom 380V/10A im Industriebereich verwendet wurden: https://www.mikrocontroller.net/topic/537939#7603397
Leider kann ich diese Stecker nicht mal fix nebeneinander legen und vergleichen, ob die wirklich identisch waren oder nur oberflächlich ähnlich. Vielleicht kennt ja hier noch jemand diese alten Stecker und kann sich vielleicht sogar an die Bezeichnung der Steckernorm erinnern? Elektrisch scheinen sie mir sogar sicherer zu sein als die alten Kragenstecker Modell "Bauerntod", weil die Stiftanordnung mechanisch verpolsicher ist. Die Polzahl lässt ja durchaus auch Schutz- und Neutralleiter zu, wobei ich mir recht sicher bin dass zu der Zeit als diese Stecker gebräuchlich waren, noch niemand was von Schutzleitern und FI-Schaltern gehört hatte 
Euch ein frohes Fest!
R |
A_Freak
24.12.2024, 07:57
@ R
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Kennt jemand diese alten 380V-Stecker? |
Bild 15 sagt auch was von Drehstrom 10A
https://www.plugsocketmuseum.nl/Obsolete_3hd.html |
bigdie
24.12.2024, 09:14
@ R
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Kennt jemand diese alten 380V-Stecker? |
Die 7-poligen kenne ich nicht für Drehstrom, aber die Bild 14 im Museumslink sehen ähnlich und die gab es in der FFR auch für Drehstrom.
Kann aber durchaus auch sein, das in irgend einer Maschine der 7-polige auch für einen Motor benutzt wurde für Stern Dreieck, Dahlander oder für einen Motor mit Temperatursensor. |
Strippenzieher

Fläming, 24.12.2024, 09:18 (editiert von Strippenzieher am 24.12.2024 um 09:32)
@ R
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Kennt jemand diese alten 380V-Stecker? |
» 380V/10A im Industriebereich verwendet wurden:
» https://www.mikrocontroller.net/topic/537939#7603397
West-D sehr ähnlich äußere Kontur:
https://brandenburg.museum-digital.de/object/70301
Ost-D sehr ähnlich (oder gleiche) äußere Kontur:
Bild 15 link bei A_Freak
» Kragenstecker Modell "Bauerntod"
In der TGL und in der Anleitung war klar geregelt: Schutzleiter ohne N-Funktion,
nur haben sich viele - auch Fachpersonal - darüber hinweggesetzt.
Bei den damals "langjährig erfahrenen Kollegen" wurde PE und N ewig gleichgesetzt.
FI Schutzschalter gab es nur sehr vereinzelt, gewaltige Größe. Brauchte der "Normalbürger" nicht, da im Haus+Hof ohnehin PEN gegenwärtig war. |
Gast
24.12.2024, 11:30
@ Strippenzieher
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Kennt jemand diese alten 380V-Stecker? |
»» FI Schutzschalter gab es nur sehr vereinzelt, gewaltige Größe. Brauchte der
» "Normalbürger" nicht, da im Haus+Hof ohnehin PEN gegenwärtig war.
Nicht war, noch immer ist! |
bigdie
24.12.2024, 11:34
@ Strippenzieher
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Kennt jemand diese alten 380V-Stecker? |
Gab in der DDR auch noch kleinere Metall Stecker. Die waren codiert es gab da 220V 2polig + PE und 400V 3pol. +PE und auch eine Kleinspannungsversion 2polig + PE
Das ist die 380V Version
https://www.ebay.de/itm/186220905453?
Davon gab es das volle Programm, also Stecker, Kupplungen Steckdosen und auch Einbau Steckdosen und Stecker und das dann für 3 verschiedene Spannungsklassen
In der 220V Version wurden die auch oft als Ersatz für Schukostecker verwendet bei großen Verbrauchern ähnlich wie heute mit der blauen CEE |
R
24.12.2024, 12:28 (editiert von R am 24.12.2024 um 12:32)
@ bigdie
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Kennt jemand diese alten 380V-Stecker? |
» https://www.ebay.de/itm/186220905453?
» Davon gab es das volle Programm, also Stecker, Kupplungen Steckdosen und
» auch Einbau Steckdosen und Stecker und das dann für 3 verschiedene
» Spannungsklassen
Die gab es bei dem von mir verlinkten Typen auch, hab ich beim Stöbern gesehen, finde jetzt aber den Link nicht mehr. Diese Kreaturen sahen echt wild aus. Der Einbaurahmen und (bei der Feuchtraum-Version) die Klappe in weißem Bakelit, die eigentliche Buchse in schwarzem Bakelit.
Heute bei weihnachtlichem Tageslicht habe ich dann auch realisiert, dass die Steckerbindung an den Sirokko-Heizungen 7-polig ist und die ähnliche 380V-Version 5-polig. Das habe ich letzte Nacht gar nicht mehr gesehen.
Insgesamt wirkt diese Steckerform wie ein Zwischenschritt zwischen den "Bauerntod"-Kragensteckern und den heutigen CEE-Steckern. Die Stifte waren schon verpolsicher angeordnet, das Gehäuse aus nichtleitendem Material und augenscheinlich PE und N beide kontaktierbar.
Ich bin mir nur nicht sicher, ob der Bauerntod auch wirklich der ältere der beiden Stecker ist. Ich war heute Vormittag bei einem altgedienten Spengler zum Weihnachtsbesuch (Muss man sich mal reinziehen: Das alte Männlein hat 76 Arbeitsjahre geleistet!) Der hat seine Lehre 1942 begonnen und seine Werkstatt 1946 eingerichtet. Da habe ich an der Wand auch solche Steckdosen gesehen. So wie ich ihn kenne, hat er das in den letzten 80 Jahren nicht mehr verändert - funktioniert schließlich heute noch.
Wo ich das gesehen habe dachte ich: Womöglich ist das noch nicht mal eine DDR-Norm sondern sogar noch eine Reichsnorm? |
Strippenzieher

Fläming, 24.12.2024, 13:25 (editiert von Strippenzieher am 24.12.2024 um 14:25)
@ R
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Kennt jemand diese alten 380V-Stecker? |
» Wo ich das gesehen habe dachte ich: Womöglich ist das noch nicht mal eine
» DDR-Norm sondern sogar noch eine Reichsnorm?
Das war vor unserer Zeit, mein Bauchgefühl meint: Nachkriegszeit, West kurz später in Ost nachgemacht. 25, 40, 63A, Gehäuse Alu-Guss oder Stahlguss.
Form Bauerntod gab es auch in West-D (evtl leicht abweichend von Ost), wurde dort aber weit früher abgeschafft. Zu meinem Erstaunen sah ich zufällig vor Kurzem in der Bucht solches Material aus Westproduktion, alt, original verpackt. Wer kauft sowas heute u. wozu? Im Osten wurde das Zeug bis zur Wende produziert u. eingesetzt, mangels Alternative. Ost: Mein Lehrmeister zeigte uns Lehrlingen 1983 voller Stolz eine Steckdose CEE5x16A heutiger Norm aus Ost-Produktion (Grimma, wie Bauerntod), Kunststoffteile scharfkantig. Seit diesem Tag nie wieder gesehen bis zur Wende. Mangelwirtschaft bitte nie wieder. |
bigdie
24.12.2024, 15:00
@ Strippenzieher
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Kennt jemand diese alten 380V-Stecker? |
Die 7-poligen waren auch an der DDR Punktschweißzange. Da war dann dieses Teil davor
https://opel66-72.de/viewtopic.php?t=10653 |
A_Freak
24.12.2024, 15:50
@ R
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Kennt jemand diese alten 380V-Stecker? |
Den Bauerntod-Stecker gab es definitiv schon im 2. Weltkrieg als den Standardstecker für Drehstrom, auch damals schon genormt als 3L + PE weil Drehstrommotoren keinen Neutralleiter brauchen
Btw: Gefährlich war der nicht weil PE als PEN mißbraucht wurde, sondern weil man den um 180° gedreht einstecken konnte und dann der Stift für PE=Motorgehäuse in die Buchse von spannungsführendem L1 kam. Ästhetische Symmetrie war wichtiger als funktionelle Sicherheit.
» Ich bin mir nur nicht sicher, ob der Bauerntod auch wirklich der ältere der
» beiden Stecker ist. Ich war heute Vormittag bei einem altgedienten Spengler
» zum Weihnachtsbesuch (Muss man sich mal reinziehen: Das alte Männlein hat
» 76 Arbeitsjahre geleistet!) Der hat seine Lehre 1942 begonnen und seine
» Werkstatt 1946 eingerichtet. Da habe ich an der Wand auch solche Steckdosen
» gesehen. So wie ich ihn kenne, hat er das in den letzten 80 Jahren nicht
» mehr verändert - funktioniert schließlich heute noch.
»
» Wo ich das gesehen habe dachte ich: Womöglich ist das noch nicht mal eine
» DDR-Norm sondern sogar noch eine Reichsnorm? |
A_Freak
24.12.2024, 15:55
@ A_Freak
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Kennt jemand diese alten 380V-Stecker? |
Btw2:
Original amerikanisch scary is der NEMA10-30 Stecker für Wäschetrockner und Schweißgeräte, bis 1996 völlig legal und wird heute immer noch gerne oder sogar aus Trotz neu installiert
Der hat 2*L mit 30A abgesichert, 240V für Heizelement oder dicken Trafo, und einen PEN über den der Strom vom Lüftermotor und Timer fliest. Wenn der PEN mal Kontaktprobleme hat dann hat der Wäschetrockner satte 120V auf dem Gehäuse. Einen FI kann man natürlich prinzipiell nicht einbauen wegen PEN |
Gast
24.12.2024, 17:33
@ A_Freak
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Kennt jemand diese alten 380V-Stecker? |
» Btw: Gefährlich war der nicht weil PE als PEN mißbraucht wurde, sondern
» weil man den um 180° gedreht einstecken konnte
Aber auch nur, wenn der Stecker defekt war. Gegen das Verdrehen gab es eine Nase am Stecker, die in der Kupplung nur eine richtige Einführungsmöglichkeit bot.
https://www.plugsocketmuseum.nl/Obsolete_3hd.html
Bilder 24 bis 26 |
Gast
24.12.2024, 17:35
@ A_Freak
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Kennt jemand diese alten 380V-Stecker? |
» Einen FI kann man natürlich prinzipiell nicht einbauen wegen PEN
Das geht sehr wohl, auftrennen in PE und N. Wird so auch praktiziert. |
R
24.12.2024, 17:36
@ A_Freak
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Kennt jemand diese alten 380V-Stecker? |
» Btw: Gefährlich war der nicht weil PE als PEN mißbraucht wurde, sondern
» weil man den um 180° gedreht einstecken konnte und dann der Stift für
» PE=Motorgehäuse in die Buchse von spannungsführendem L1 kam. Ästhetische
» Symmetrie war wichtiger als funktionelle Sicherheit.
Also Modell Bauerntod wurde oft sachfremd verdrahtet. L1 auf P1, L2 auf P2 und P3 und L3 auf P4. Dann die Verpolschutznase abgefeilt und PE auf das Gussgehäuse. Schwupps fertig war der Phasenwender. Das kenne ich sogar noch vom Kompressor meines Opas. |
R
24.12.2024, 17:47
@ bigdie
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Kennt jemand diese alten 380V-Stecker? |
» Die 7-poligen waren auch an der DDR Punktschweißzange. Da war dann dieses
» Teil davor
» https://opel66-72.de/viewtopic.php?t=10653
Jetzt wo ich das seh erinnere ich mich auch ganz dunkel an irgendwelche Experimentiertrafos aus dem Physikunterricht mit diesen Anschlüssen. |