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Sel(R)

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Radebeul,
13.05.2021,
07:35
 

Anschluss"wickel" warum? "Weiterverwertung" von Baugruppen? (Schaltungstechnik)

Ältere elektronische Geräte (vor allem im Profibereich) haben Verbindungen in so einer Art Wickeltechnik ausgeführt. Reicht es denn nicht eine oder zwei Windungen um die betreffende Stelle zu wickeln und dann den Draht festzulöten? Besonders an Lötstiften auf Leiterplatten, an Relaiskontakten oder Trafoanschlüssen fällt das auf. Dabei fließen dort oftmals weder hohe Spannungen, noch nennenswerte Ströme. Meßtechnik (also wo es auf jedes µA oder mV ankommt) ist auch nicht verbunden. Und es sind auch keine Vibrationen, wie vielleicht bei Motoren, zu erwarten. Also besondere mechanische Belastungen treten definitiv an den Stellen nicht auf. Warum macht man das aber so?



Habe nur eine Stelle mal fotografiert. Da gibts unendlich viele davon (Phillips Oszilloskop, leider nicht reparabel).

Dann ist im Vertikalverstärker (?) ein Transistorarray OQ0127. Sehr interessantes Bauteil. :-)



Könnte so ein (Vor-)Verstärker nicht irgendwie ein zweites Leben bekommen? Und wozu wäre der vielleicht verwendbar? Die technischen Daten (Linearität, Frequenzgang, Bandbreite...) dürften ja regelrecht excellent sein.



LG Sel

Kendiman(R)

13.05.2021,
10:36
(editiert von Kendiman
am 13.05.2021 um 10:43)


@ Sel

Anschluss"wickel" warum? "Weiterverwertung" von Baugruppen?

» Ältere elektronische Geräte (vor allem im Profibereich) haben Verbindungen
» in so einer Art Wickeltechnik ausgeführt. Reicht es denn nicht eine oder
» zwei Windungen um die betreffende Stelle zu wickeln und dann den Draht
» festzulöten?

Diese Wickeltechnik nennt man Wrapverbindung.
Ein paar Windungen mehr um einen kantigen Stift erspart das löten.



siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Wickelverbindung

Hartwig(R)

13.05.2021,
11:08
(editiert von Hartwig
am 13.05.2021 um 11:31)


@ Sel

Anschluss"wickel" warum? "Weiterverwertung" von Baugruppen?

Hallo Sel,
die Weiterverwendung socher Baugruppen bleibt wohl dienen Phantasie und Deinen Bedürfnissen überlassen....
Nach dem Bild (und wenn das IC ein Array ist), dann dürfte das eine Entwicklung der 70er/80er Jahre sein . Das ist auch die Zeit der Wickelverbindung (https://de.wikipedia.org/wiki/Wickelverbindung). Die gab es hier in D in der Fernmeldtechnik, ich kenne die aus den damaligen Minicomputern (Mini = 19-Zoll-Schränke mit vielen Racks und teilweise Kraftstromanschluß). Da waren die Interface-Bereiche auf den Backplanes oft so verdrahtet, ebenso Prototypen/Kleinserien - Boards mit um die 100 ICs. Die Technik war deutlich zuverlässiger als das Löten und war für Fertigungszwecke teilmechanisiert, es gab auch Wrap-Automaten.
Ich denke, das die Verbindung auf dem Foto fertigungstechnische Gründe hatte. Die Verbindung wurde wohl mit Pistole gewickelt, und die waren so gebaut, daß die für die Wickelverbindung erforderliche mindest-Windungszahl sicher erreicht wurde. Und entsprechend wurde der Draht ebenfalls automatisch abisoliert. Je nach Pistolentyp konnten das 6-10 Windungen sein. Die Pistole lief dann (sehr kurz) aus, die Windungszahl hing also von der Drahtlänge ab und war genau auf die "normale" Pfostenwickeverbindung abgestimmt.. Da aber in diesem Fall die Spule wahrscheinlich (nich zu erkennen) keinen Wickelpfosten (meist Bronze , quatratisch) hatte, evtl. sogar verzinnt war, konnten die Anforderungen der Wickeltechnik nicht erfüllt werden, und es wurde verlötet. Der Grund kann auch einfach nur sein, daß die Platinen bestückt und im Schwall gelötet wurden, die Drahtverbindugen zu Bauteilen wurden dann später von Hand gelötet. So eine gewickelte Lötverbindung hält besser als nur gesteckt, ist elektrisch bereits vor dem Löten funktionsfähig und andererseits im Servicefall leicht wieder zu lösen (so man die richtigen Werkseuge hat). Aber wie gesagt, die Anzahl der Windungen ist wahrscheinlich durch die Wickelmechanik / Wickelpistole vorgegeben aber die Wickeltechnik war nicht für das Verlöten gedacht.
Grüße
Hartwig
Edit:
bei genauer betrachtung des Bildes sehe ich, dass nur der linke Wickel "stramm" gewickelt ist. Der rechte Wickel erscheint mir deutlich gößer als für einen guten Sitz am Stift nötig - der muß also zuvor über einen runden Dorn gewickelt worden sein. Das ergibt dann sozusagen eine aus dem Draht hergestellte Löthülse. Wenn diese vor dem Wickeln der Spule im Prozess der Drahtkonfektionierung verzinnt wurde, wird die stabile Hülse zum Wickeln über den Stift des Spilenkörpers geschoben - dann kann sofort gewickelt werden um dann in einem Arbeitsgang beide Drahtenden - z. B. im Tauchbad - zu Löten. Also möglicherweise eine Optimierung der Fertigungstechnik. Bei richtiger Anwendung der Wickeltechnik, wie auch im Posting von Kendiman gezeigt, gibt es keinen Grund, die Wickel nachträglich zu verlöten. Nur wenn bei Reparaturen die Möglichkeit besteht, dass die Pfosten abgenutzt sind oder ein Draht nicht ersetzt werden kann, wäre das eine "Notmaßnahme".

soso

13.05.2021,
12:20

@ Sel

Anschluss"wickel" warum? "Weiterverwertung" von Baugruppen?

» Ältere elektronische Geräte (vor allem im Profibereich) haben Verbindungen
» in so einer Art Wickeltechnik ausgeführt. Reicht es denn nicht eine oder
» zwei Windungen um die betreffende Stelle zu wickeln und dann den Draht
» festzulöten?

Der von dir angesprochene Drahtwickel, in meiner ehm. Branche (Elektroakustik Studiotechnik) "Waugerl" genannt lässt sich leicht auf der Baustelle herstellen und eignet sich hervorragend um Beidrähte von Schirmungen udgl. miteinander zu verbinden, aber im Bedatfsfall (Erdschleife) doch relativ sauber wieder zu lösen.

Du kannst es als eine Art "fliegende" Lötöse betrachten, wobei die Anschlussdrähte der Bauelemente kaum belastet werden.

bigdie(R)

13.05.2021,
20:23

@ Sel

Anschluss"wickel" warum? "Weiterverwertung" von Baugruppen?

» Ältere elektronische Geräte (vor allem im Profibereich) haben Verbindungen
» in so einer Art Wickeltechnik ausgeführt. Reicht es denn nicht eine oder
» zwei Windungen um die betreffende Stelle zu wickeln und dann den Draht
» festzulöten? Besonders an Lötstiften auf Leiterplatten, an Relaiskontakten
» oder Trafoanschlüssen fällt das auf. Dabei fließen dort oftmals weder hohe
» Spannungen, noch nennenswerte Ströme. Meßtechnik (also wo es auf jedes µA
» oder mV ankommt) ist auch nicht verbunden. Und es sind auch keine
» Vibrationen, wie vielleicht bei Motoren, zu erwarten. Also besondere
» mechanische Belastungen treten definitiv an den Stellen nicht auf. Warum
» macht man das aber so?
»
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»
» Habe nur eine Stelle mal fotografiert. Da gibts unendlich viele davon
» (Phillips Oszilloskop, leider nicht reparabel).
»
» Dann ist im Vertikalverstärker (?) ein Transistorarray OQ0127. Sehr
» interessantes Bauteil. :-)
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»
» Könnte so ein (Vor-)Verstärker nicht irgendwie ein zweites Leben bekommen?
» Und wozu wäre der vielleicht verwendbar? Die technischen Daten (Linearität,
» Frequenzgang, Bandbreite...) dürften ja regelrecht excellent sein.
»
»
»
» LG Sel
Gab es auch in unseren alten CNC Maschinen z.B um bei Speicherkarten den Adressbereich auszuwählen. ist billiger und besser als ein Dil-Schalter und Jumper wurden wahrscheinlich auch erst später erfunden:-D
Die Wickelnadel hab ich mir damals selbst gebaut. Ein Stück Schweißdraht (Autogen) und in die Stirnseite 2 Löcher gebohrt, eins Zentrisch und das 2. außer der Mitte. Dann an der Seite so viel weg geschliffen, bis man das außermittige Loch erreicht hat. alle Löcher schön entgraten fertig. Ins seitliche Loch steckt man nun ein paar cm Wickeldraht von der Stirnseite her, steckt das Teil auf den Stift und dreht.

Mikee

14.05.2021,
13:39

@ Hartwig

Anschluss"wickel" warum? "Weiterverwertung" von Baugruppen?

» 70er/80er Jahre. Das ist auch die Zeit der Wickelverbindung

Nun ja, die Bauteile mit entsprechend dicken Pfosten kann man auch
2021 noch kaufen und es ist kein Restposten, sondern aktuelle Fertigung.

Mikee

Hartwig(R)

14.05.2021,
16:46

@ Mikee

Anschluss"wickel" warum? "Weiterverwertung" von Baugruppen?

» » 70er/80er Jahre. Das ist auch die Zeit der Wickelverbindung
»
» Nun ja, die Bauteile mit entsprechend dicken Pfosten kann man auch
» 2021 noch kaufen und es ist kein Restposten, sondern aktuelle Fertigung.

Das ist mir schon klar, zumal die Technik eben sehr zuverlässig ist. Nur ist der Bedarf daran durch höhere Integrationsdichte und höhere Frequenzen, für die diese freie Verdrahtung nicht taugt, stark zurückgegangen. Ich habe seit Jahren, eher Jahrzehnten keine Neugeräte mit einer nennenswerten Anzahl von Wickelverbindungen im Inneren gesehen. Im Zeitalter der "Minis" von DG oder DEC war das manchmal standard. Ich fand die Technik ja auch nicht schlecht, selbst unter schlechten Lichverhältnissen hatte man keine Mühe mit sicheren Verbindungen (so man den richtigen Pfosten erwischte), und Wraptool sowie eine kleine Spule Draht passten in die Hosentasche.

Sel(R)

E-Mail

Radebeul,
14.05.2021,
22:18

@ Hartwig

Anschluss"wickel" warum? "Weiterverwertung" von Baugruppen?

Und die Krokoklemmen für Meßstrippen halten hervorragend an den Wickeln. Mach das mal an einem SMD-Beinchen!

LG Sel