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Mikee

11.12.2017,
07:31
 

Kuriose 2N3055 Transistoren (Elektronik)

Hallo,

Bei der Planung eines neuen Netzteils mit zwei 2N3055 am Ausgang habe ich ein möglichst gleiches Pärchen gesucht.
Dabei ist mir aufgefallen, dass die meisten einen Stromverstärkungsfaktor von etwa 20 haben, drei Expemplare aber auch einen deutlich höheren.
Mein Lügen-Transistortester meint die Transistoren hätten 170, 260 und einer sogar 500.
Dem wollte ich auf den Grund gehen.
Bei UCE = 10V ergaben sich für einen normalen und den Exoten Werte wie im Bild unten.
Der mit Beta =16 passt exakt zu dem erwarteten Verhalten (nur das Messgerät ist ein bisschen zu pessimistisch).
Aber der andere?


Hartwig(R)

11.12.2017,
11:00

@ Mikee

Kuriose 2N3055 Transistoren

Hallo,
die erste Generation des 2N3055 wurde von RCA in der sogenannten "Hometaxial" - Technologie gefertigt, später wurde dann auf das Epitaxial-Verfahren umgestellt, aber die Bezeichnung blieb bei vielen Herstellern erhalten. Abgesehen von diesem großen Unterschied im Aufbau gibt es weitere Unterschiede, die auch teilweise in den Datenblättern zum Ausdruck kommen. Das alles könnte vielleicht den gemessenen Unterschied erklären. Allerdings würde mich das hohe Beta auch skeptisch machen und ich würde eine Fälschung nicht ausschließen - in den meisten Fällen erreichen die Fälschungen nicht annährend die max. Leistung, also würde ich einen Test im oberen Leistungsbereich machen.
Da der 2N3055 (wohl aufgrund alter Schaltpläne, der ehemals weiten Verbreitung und des Mythos um die angebliche Qualität des alten Geraffels) noch heute gefragt ist, gibt es oft Fälschungen. (Aber den Bodensatz der Bastelkiste sollte man natürlich aufbrauchen ;-) , nur Vorsicht, sogar in den 70ern gab es bereits Fälschungen (einfach umgestempelt), die gerade in den Sonderangeboten der damals noch verbreiteten Bastelläden zu finden waren).
Grüße
Hartwig

schaerer(R)

Homepage E-Mail

Kanton Zürich (Schweiz),
11.12.2017,
12:01

@ Hartwig

Kuriose 2N3055 Transistoren

Hallo Hartwig,

Ich sehe, Du bist ein 2N3055-Guru. :-D

Ich erinnere mich noch schwach, dass ich den 1970/80er-Jahre alternativ zum 2N3055 den BD182 verwendet habe. Der wurde sogar als Anternative angespriesen und billiger. Datendetails weiss ich natürlich nicht mehr und gucke jetzt auch nicht nach.

Frage: Kennst Du Dich auch damit aus? Probleme hatte ich jedenfalls nie mit dem BD182.
Naja, lang ist's her... :lookaround:

--
Gruss
Thomas

Buch von Patrick Schnabel und mir zum Timer-IC NE555 und LMC555:
https://tinyurl.com/zjshz4h9
Mein Buch zum Operations- u. Instrumentationsverstärker:
https://tinyurl.com/fumtu5z9

Mikee

11.12.2017,
12:15

@ schaerer

Kuriose 2N3055 Transistoren

Hallo,

ich kenne eigentlich den BD130 als 2N3055 Alternative.
Die genannten 2N3055 stammen aus 1981, Hersteller ?

Mikee

gast

11.12.2017,
12:16

@ Hartwig

Kuriose 2N3055 Transistoren

....
» Da der 2N3055 (wohl aufgrund alter Schaltpläne, der ehemals weiten
» Verbreitung und des Mythos um die angebliche Qualität des alten Geraffels)
» noch heute gefragt ist, gibt es oft Fälschungen. (Aber den Bodensatz der
» Bastelkiste sollte man natürlich aufbrauchen ;-) , nur Vorsicht, sogar in
» den 70ern gab es bereits Fälschungen (einfach umgestempelt), die gerade in
» den Sonderangeboten der damals noch verbreiteten Bastelläden zu finden
» waren).
» Grüße
» Hartwig

Suchmaschine " 2N3055 fake" gibt recht nette Bilder zu dem Thema

Mikee

11.12.2017,
12:21

@ Hartwig

Kuriose 2N3055 Transistoren, Teil II

Hallo,

Fälschung schließe ich aus, da die Teile aus professionellen Geräten ausgelötet wurden.

Dann habe ich noch zwei Stück, deren Verhalten überhaupt nicht zu erklären ist.
Sowohl am Multimeter im Modus Diodentest, als auch am Oszilloskop am Komponententester verhalten sich die PN-Übergänge Basis-Kollektor und Basis-Emitter vollkommen richtig. In die eine Richtung wird gesperrt, in die andere der Strom durchgelassen.
Am Oszi ergibt sich das bekannte Bild der abgeknickten Linie.
Doch misst man von Kollektor nach Emitter müsste bei offener Basis der Transistor in beiden Richtungen sperren.
Er hat hier aber vollen Durchgang (am Oszi senkrechter Strich) und auch das Multimeter meint Kurzschluss, bzw. Durchlassspannung nur wenige Millivolt.
Wie geht das denn, wenn beide Teildioden sich normal verhalten?



Mikee

Hartwig(R)

11.12.2017,
12:32
(editiert von Hartwig
am 11.12.2017 um 12:34)


@ schaerer

Kuriose 2N3055 Transistoren

» Hallo Hartwig,
»
» Ich sehe, Du bist ein 2N3055-Guru. :-D
na ja, nicht wirklich....
»
» Ich erinnere mich noch schwach, dass ich den 1970/80er-Jahre alternativ zum
» 2N3055 den BD182 verwendet habe. Der wurde sogar als Anternative
» angespriesen und billiger.

es gab schnell viele und wohl auch bald bessere Alternativen, aber RCA hat damals das "Arbeitspferd der Elektronik" wie es immer wieder in den Anzeigen zu lesen war, extrem beworben. Mit Sicherheit war der 2N3055 bei seinem Erscheinen ein sehr gutes Produkt, daher die vielen (Lizenz?)-Fertigungen. Das direkt Äquivalent mit europ. Typenbezeichnung war meines Wissens der BD130, aber der BD182 (neuer?) war bestimmt auch eine Alternative.

» Datendetails weiss ich natürlich nicht mehr und
» gucke jetzt auch nicht nach.
das lohnt auch nicht mehr, es gibt genug npn-Leistungstypen, aber vielleicht war der 2N3055 ja wegen seiner geringen Ft ja nicht so schwingfreudig und deswegen halt beliebt ?
»
» Frage: Kennst Du Dich auch damit aus? Probleme hatte ich jedenfalls nie
» mit dem BD182.
nein, mehr fällt mir dazu auch nicht ein, außer das man wohl davon ausgehen kann, dass unter der Bezeichnung 2N3055 die Daten je nach Hersteller extrem variieren konnten, so daß man es hier eher mit einer "Familie" von npn-Leistungstransistoren zu tun hatte, das konnte sich beim Ersatz durchaus bemerkbar machen.
» Naja, lang ist's her... :lookaround:
eben, als der 2N3055 in der Hometax-Version auf den Markt kam, gab es praktisch keine Leistungs-PNP-Typen. RCA hatte derzeit noch Applikationen für Endstufen in Komplementärtechnik, die einen Si-npn mit einem Ge-npn zusammen in der Endstufe werkeln ließen. Erst mit dem Epitax-2N3055 erschien dann der 2N2955.

Grüße
Hartwig

schaerer(R)

Homepage E-Mail

Kanton Zürich (Schweiz),
11.12.2017,
13:18

@ Hartwig

Kuriose 2N3055 Transistoren

» es gab schnell viele und wohl auch bald bessere Alternativen, aber RCA hat
» damals das "Arbeitspferd der Elektronik" wie es immer wieder in den
» Anzeigen zu lesen war, extrem beworben. Mit Sicherheit war der 2N3055 bei
» seinem Erscheinen ein sehr gutes Produkt, daher die vielen
» (Lizenz?)-Fertigungen. Das direkt Äquivalent mit europ. Typenbezeichnung
» war meines Wissens der BD130, aber der BD182 (neuer?) war bestimmt auch
» eine Alternative.

Die Chronologie kenne ich nicht. Dass der BD182 auch von RCA war, erinnere ich mich noch gut.

» eben, als der 2N3055 in der Hometax-Version auf den Markt kam, gab es
» praktisch keine Leistungs-PNP-Typen. RCA hatte derzeit noch Applikationen
» für Endstufen in Komplementärtechnik, die einen Si-npn mit einem Ge-npn
» zusammen in der Endstufe werkeln ließen. Erst mit dem Epitax-2N3055
» erschien dann der 2N2955.

Dass es einen 2N2955 gab, habe ich nie erfahren. Ich benutzte stets das Motorola-Pendant den MJ2955. Wahrscheinlich kam dies davon, dass der Distributor, wo man sich mit Bauteilen eindeckte, nur 2N3055 und MJ2955 gab.

--
Gruss
Thomas

Buch von Patrick Schnabel und mir zum Timer-IC NE555 und LMC555:
https://tinyurl.com/zjshz4h9
Mein Buch zum Operations- u. Instrumentationsverstärker:
https://tinyurl.com/fumtu5z9

soso

11.12.2017,
14:26

@ Mikee

Kuriose 2N3055 Transistoren, Teil II

» Wie geht das denn, wenn beide Teildioden sich normal verhalten?
Whisker von E zu C ?
https://de.wikipedia.org/wiki/Whisker_(Kristallographie)

xy(R)

E-Mail

11.12.2017,
14:46

@ schaerer

Kuriose 2N3055 Transistoren

» Ich erinnere mich noch schwach, dass ich den 1970/80er-Jahre alternativ zum
» 2N3055 den BD182 verwendet habe. Der wurde sogar als Anternative
» angespriesen und billiger. Datendetails weiss ich natürlich nicht mehr und
» gucke jetzt auch nicht nach.

Ich hab einen Blick ins RCA-Datenbuch von damals geworfen: sieht nach gleichem Die aus.

Hartwig(R)

11.12.2017,
14:52

@ schaerer

Kuriose 2N3055 Transistoren

uups, jetzt habe ich schon aus Versehen "Spam melden" angeklickt.....sorry,


» Dass es einen 2N2955 gab, habe ich nie erfahren. Ich benutzte stets das
» Motorola-Pendant den MJ2955.
eigentlich meinte ich den auch - eben das erscheinen der preisgünsigen Leistungs-Komplementärtypen.

» Wahrscheinlich kam dies davon, dass der
» Distributor, wo man sich mit Bauteilen eindeckte, nur 2N3055 und MJ2955
» gab.
ja, die waren damals ja noch stark Hersteller-bezogen. RCA wurde in D durch die Firma A.Neye vertreten. In der Nähe meines Wohnortes hatten die eine Art Zollbüro, aber auch ein Lager. Ich war noch Schüler und konnte mich über so manche Muster freuen, zu Zeiten, als Transistoren noch richtig Geld kosteten (BC109 <10DM). Und Datenbücher und Applikationsschriften gab es auch .....

Grüsse

Hartwig

xy(R)

E-Mail

11.12.2017,
15:03

@ Hartwig

Kuriose 2N3055 Transistoren

» ja, die waren damals ja noch stark Hersteller-bezogen. RCA wurde in D durch
» die Firma A.Neye vertreten. In der Nähe meines Wohnortes hatten die eine
» Art Zollbüro, aber auch ein Lager.



Hartwig(R)

11.12.2017,
15:09

@ Mikee

Kuriose 2N3055 Transistoren, Teil II

Hallo,

darüber habe ich vor vielen Jahren bereits einmal nachgedacht, das Fehlerbild ist bei mir auch im Falle von klarer Überlastung aufgetreten - auf jeden Fall ein Totalschaden.
Betrachtet man den schematischen Aufbau eines Dies, dann kann ich mir schon vorstellen, daß unter bestimmten elektrischen und thermischen Bedingungen eine Brücke zwischen E und C als Schadensbild auftritt, aber das ist natürlich keine Erklärung, vielleicht weiss es hier ja jemand. "Whisker" wäre natülich auch eine Möglichkeit, nur wenn ich mich recht erinnere, hatten einige Hersteller einen Schutz dagegen vorgesehen.
Grüße
Hartwig

Hartwig(R)

11.12.2017,
15:29

@ xy

Kuriose 2N3055 Transistoren

hallo xy,
das wundert mich jetzt nicht, wahrscheinlich hast Du noch mit David Sarnoff ein Bier getrunken ;-)
Grüße
Hartwig

xy(R)

E-Mail

11.12.2017,
15:36

@ Hartwig

Kuriose 2N3055 Transistoren

» das wundert mich jetzt nicht, wahrscheinlich hast Du noch mit David Sarnoff
» ein Bier getrunken ;-)

Mit dem nicht, aber mit Methusalem schon. ;-)

schaerer(R)

Homepage E-Mail

Kanton Zürich (Schweiz),
11.12.2017,
17:18
(editiert von schaerer
am 11.12.2017 um 17:24)


@ Hartwig

Meine BC109C-Story mit dem Deal des Tages !

» Ich war noch Schüler und konnte mich
» über so manche Muster freuen, zu Zeiten, als Transistoren noch richtig Geld
» kosteten (BC109 <10DM).

Ich lese BC109, da kommt mir eine lustige und auch gleich nostalgische Geschichte in den Sinn... :ok:

Es begab sich zur Zeit als an der ETH-Zürich das alte Physikgebäude abgerissen wurde. Dies geschah mittels Kugelschläge auf das Beton, dem Bohren von Löchern für das Stopfen von Sprengsätzen. Dann ertönte das Horn des Sprengmeisters und wir Zuschauer, guckend durch die Fenster im Nachbargebäude, mussten aus Sicherheitsgründen von den Fenstern verschwinden. Auf das dritte Hornzeichen kam der Knall mit viel Rauch. Danach durfte man wieder weiter zuschauen...

Bevor dies begann, kam das Zeichen für alle Mitarbeiter, dass man jetzt für einen Tag durch all die alten Räume hindurchlaufen darf und wenn man noch irgendwas elektronisch Brauchbares findet (man durfte auch Apparate von den Wänden abschrauben), durfte man dies mitnehmen und auch für private Anwendungen behalten.

Als ich gerade beim Abschrauben von zwei dicken 24V-Trafos war, erblickte ich einen Kollegen vorbei huschen durch die Gänge. Ich habe grad noch gesehen, wie er einen mit etwas gefülltem Papiersack davon zischte. Ich grübelte, was der wohl gefunden hat... :lookaround: :-| :-| :lookaround:

Als ich wieder an meinem Arbeitsplatz im Labor war, klopfte es später an der Tür und der vorher gesehende herumzischende Kollege besuchte mich mit dem 3/4 gefüllten Papiersack.

Der Kollege schlug mir einen Deal vor, der da lautete: "Wenn ich ihm einen der 24V-Trafo gebe, darf ich kräftig in seinen Papiersack langen und eine grosse handvoll BC109C-Transistoren rausholen. Soviel BC109C auf einmal. Das war für mich schon fast Weihnachten.

Die C-Version hatte eine maximale Stromverstärkung von 900.

» Und Datenbücher und Applikationsschriften gab es auch .....

Die NSC hatte dabei die Nase ziemlich vorne...
Ich schätzte das sehr.

Und nicht vergessen, NSC, TI und Philips organisierten immer wieder prima Vorträge von Entwicklungsingenieuren in Hotels, die inklusive Mittagessen oft sehr preiswert, manchmal sogar gratis waren. Natürlich war auch Werbung für ihre Produkte dabei.

--
Gruss
Thomas

Buch von Patrick Schnabel und mir zum Timer-IC NE555 und LMC555:
https://tinyurl.com/zjshz4h9
Mein Buch zum Operations- u. Instrumentationsverstärker:
https://tinyurl.com/fumtu5z9