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Induktive Lasten entstören (Schaltungstechnik)

verfasst von cmyk61(R) E-Mail, Edenkoben, Rheinland Pfalz, 19.01.2019, 23:45 Uhr
(editiert von cmyk61 am 19.01.2019 um 23:50)

Hi,

Deine Erfahrungen hinsichtlich mangelhafter Professionalität kann ich nur bestätigen.
Einerseits wird viel überreguliert und andererseits wird viel stillschweigend vorausgesetzt und damit Fehlerquellen übersehen.
In unseren Anlagen hatten wir nach einiger Zeit reichlich Ausfälle von (Finder-)Relais, weil die Kontakte falsch dimensioniert waren bzw die Kontakte mit zu geringen Strömen beaufschlagt und damit ein Selbstreinigungseffekt durch Abbrand nicht gegeben war. Sporadische Anlagenstörungen waren die Folge.
Aktuell kämpfen wir mit Ausfällen von Inkrementalgebern. Keiner weiss (oder will wissen oder ist imstande herauszufinden) weshalb die Biester kaputt gehen. Auch Bremsgleichrichter falls zeitweise massenhaft aus. UNd dann sind da noch die Stromüberwachungsrelais der Bremsmagnete deren Messwiderstände reihenweise durchbrennen.
Was den TÜV angeht, so sind die Jungs zwar bemüht, aber oft nicht in der Lage über den Tellerrand hinaus zu blicken.
In einer selbstgebauten, sicherheitsrelevanten Steuerung wollte sich der TÜV lediglich die Funktion zeigen lassen. Da war kein Nachfragen nach Schaltplänen oder nach dem Konzept der Steuerung. Und ICH weiß, dass da Fehler in der Steuerung waren, weil die Anlage in Betrieb
genommen wurde ohne dass ich meine Freigabe wegen ein paar Auslegungsfehlern gegeben hatte. Die Kollegen haben sich einfach in meiner Abwesenheit die Steuerung unter den Nagel gerissen - as it was.
Auch Softwareeinspielungen ohne die Bedienmanuals auf den aktuellen Stand zu bringen oder Anlagenumbauten ohne dies in der umfänglichen Dokumentation zu vermerken, ist eine Katastrophe die wir meist zufällig bemerken.
Dokumentationen - die sucht man oft vergebens, ebenso wie Gefährdungsbeurteilungen.
Auch andere sicherheitsrelevante Problem nagen an unseren Nerven: SIL3-Überwachung - aber trotzdem fahren Antriebe ohne Fahrbefehl und bringen Menschenleben in Gefahr - natürlich nicht den Bediener, der sitzt sicher am Steuerpult. Ein absolutes Unding. Meines Erachtens ein Grund der Anlage die Betriebserlaubnis zu entziehen.
Aber es kräht kein Hahn danach.
Was die Kabelproblematik angeht: ist Dir bewusst, dass auch Netzwerkkabel altern, dies aber nur selten auffällt, weil die Netzwerkkomponenten diese Verschlechterung der Kabelparameter bis zu einem bestimmten Grad auszugelcihen vermag - aber dann in nicht reproduzierbaren Zeiträumen sporadisch Fehler auftreten - abhängig von Temperatur, Luftfeuchte Störspektrum etc pp?

Es wäre Zeit, mal eine allgemeingültige und doch umfängliche Checkliste für den Bau von Steuerungen und elektronischen Geräten zu erstellen.

Gruß
Ralf

» »
» » http://www.comat.ch/news/d/pdf/TA_ICEC_Stoerbeeinfl_de.pdf
»
» Vielen Dank, das ergänzt, was in dem Siemens- Artikel stand mit ein paar
» Angaben zur Dimensionierung, sehr schön, sehr ausführlich. Zitat:
»
» "Grundsätzlich sollten in einer Steuerung alle mit Kontakten geschalteten
» induktiven Lasten beschaltet werden. Das vermeidet die Störbeeinflussung
» und verlängert - bei richtiger Dimensionierung - massiv die Lebensdauer der
» Kontakte. Eine grundsätzliche Beschaltung ist somit wirtschaftlich, weil
» Unterhaltskosten gespart, EMV Probleme, Fehlersuche und teure Nachrüstung
» vermieden werden."
»
» Also sollte man das konsequent machen und beim Schaltungsentwurf
» berücksichtigen. Was mich nur vor ein großes Rätsel stellt, ist das Google
» zu dem Thema praktisch nichts findet und auch in den einschlägigen Foren
» auf konkrete Fragen diesbezüglich kaum jemand etwas weiß, anwesende
» ausgenommen. Bei der Konkurrenz wurde ich sogar angetrollt nach dem Motto
» "selbst zusammengeschusterte Elektronik" - ohne überhaupt auf die konkreten
» Fragen zur Dimensionierung etc. einzugehen.
»
» Wahrscheinlich wird die Beschaltung im professionellen Bereich einfach
» weggelassen weil R-C-Glieder relativ teuer sind und die Kontakte erst nach
» Ablauf der Garantie verschlissen sind. Die Elektriker bauen die Schütze so
» ein wie sie aus der Packung kommen und fertig. Ich bekam vor ein paar
» Jahren mal einen Geschmack davon. Wir haben einen Elektrikermeister damit
» beauftragt, einen Stromzähler auszubauen und zwei Stränge auf einen
» zusammenzulegen. Dazu hat er die Messersicherungen in der Hauptzuleitung
» gezogen, hat aber die Sicherungen der Unterverteilungen drin gelassen.
» Deshalb hat es ziemlich gefunkt als er sie wieder hineingesteckt hat. Beim
» Aufzug war hinter einem ziemlich dicken Trafo die Steuerplatine auf der ein
» Spannungswandler auf 5,1V verbaut war. Der mochte die durch die Funken und
» die davon beeinflussten Trafos entstandenen Transienten gar nicht und hat
» sich verabschiedet. Das haben alles Profis gemacht. Der Elektrikermeister
» hätte das wissen müssen und alle Unterverteilungssicherung herausschrauben
» müssen und nach und nach alles wieder ans Netz bringen müssen. Die
» Herstellerfirma der Elektronik ist so dreist für eine Platine auf der nicht
» mal für 50€ Komponenten verbaut sind weit über 1000€ zu verlangen, aber für
» das Geld war kein Überspannungsschutz für den Spannungswandler drin.
» Wahrscheinlich fehlte da die Rückstromdiode oder so. Nachher waren das ein
» paar tausend Euro Schaden und total vermeidbar wenn die Profis ihre Arbeit
» richtig gemacht hätten. Mal davon abgesehen das unsere Firma eine Woche
» nicht mehr ans Lager kam bis der Aufzug repariert war. Wenn der TÜV es
» nicht in der Luft zerreißen würde, hätte ich ja für kleines Geld eine
» externe 5,1V-Quelle gebaut und die Elektronik für ein paar Euro wieder ans
» Laufen gebracht, aber das ist ja alles total verboten. Selten so eine
» Diskrepanz zwischen zwei Reparaturmöglichkeiten erlebt … 10€ zu 2.500€ oder
» so.
»
» Ich entwerfe alle paar Jahre mal eine Platine, muss mich dafür mit
» "zusammenschustern" anflamen lassen, dafür mache ich es aber richtig, weil
» es auf die paar Euro für eine richtige Entstörung nicht ankommt.



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