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Saitenquäler

07.01.2019,
08:11
 

seltsame Endstufe (Elektronik)

Servus zusammen,

ich habe ein Problem mit einer (für mich) recht eigenartigen NF-Endstufe in einem „Music Man RD50“ Gitarrenverstärker.
Wenn ich das richtig sehe, arbeitet diese Endstufe in Gitterbasis-Schaltung, wird über die Kathoden angesteuert und die Längstransistoren in den Kathoden sorgen auch für die Einstellung des Arbeitspunktes. Liege ich soweit richtig?
Nun, da die Steuergitter mit +30V „vorgespannt“ sind, müsste ja eigentlich an den Kathoden (ohne Aussteuerung) so um gut 70V zu messen sein damit sich ein normaler Ruhestrom einstellt.
Das ist hier nicht der Fall. Ich messe hier sehr viel weniger und die beiden Endröhren werden auch "mächtig hell". Die Anoden glühen wie der Teufel.
Lt. Meinem Transistortester, so ein Chinesischer Komponententester, sind die beiden Transistoren jedoch in Ordnung. Lügt mein Schätzeisen? Hier ein Auszug aus dem Schaltplan:



Und hier ein Link zum kompletten Schaltplan:

http://schems.com/bmampscom/musicman/musicman_rd50b.pdf


Das Problem kann doch eigentlich nur bei diesen Transistoren liegen, oder habe ich die Schaltung schlicht nicht verstanden und suche an der falschen Stelle nach dem Fehler?

Gruß
Noel

Altgeselle(R)

E-Mail

07.01.2019,
08:51

@ Saitenquäler

seltsame Endstufe

» Servus zusammen,
»
» ich habe ein Problem mit einer (für mich) recht eigenartigen NF-Endstufe in
» einem „Music Man RD50“ Gitarrenverstärker.
» Wenn ich das richtig sehe, arbeitet diese Endstufe in
» Gitterbasis-Schaltung, wird über die Kathoden angesteuert und die
» Längstransistoren in den Kathoden sorgen auch für die Einstellung des
» Arbeitspunktes. Liege ich soweit richtig?
» Nun, da die Steuergitter mit +30V „vorgespannt“ sind, müsste ja eigentlich
» an den Kathoden (ohne Aussteuerung) so um gut 70V zu messen sein damit sich
» ein normaler Ruhestrom einstellt.
» Das ist hier nicht der Fall. Ich messe hier sehr viel weniger und die
» beiden Endröhren werden auch "mächtig hell". Die Anoden glühen wie der
» Teufel.
» Lt. Meinem Transistortester, so ein Chinesischer Komponententester, sind
» die beiden Transistoren jedoch in Ordnung. Lügt mein Schätzeisen? Hier ein
» Auszug aus dem Schaltplan:
» Und hier ein Link zum kompletten Schaltplan:
»
» http://schems.com/bmampscom/musicman/musicman_rd50b.pdf
»
»
» Das Problem kann doch eigentlich nur bei diesen Transistoren liegen, oder
» habe ich die Schaltung schlicht nicht verstanden und suche an der falschen
» Stelle nach dem Fehler?
»
» Gruß
» Noel
Hallo,
du hast die Schaltung verstanden. Wenn die Transistoren wirklich ok sind,
dann kann die 30V Spannung noch zu groß sein (Z-Diode D9 hochohmig) oder
die Koppelkondensatoren C25 C26 haben Leckstrom.

Grüße
Altgeselle

@@Gast@@

07.01.2019,
09:01

@ Saitenquäler

seltsame Endstufe

» Servus zusammen,
»
» ich habe ein Problem mit einer (für mich) recht eigenartigen NF-Endstufe in
» einem „Music Man RD50“ Gitarrenverstärker.
» Wenn ich das richtig sehe, arbeitet diese Endstufe in
» Gitterbasis-Schaltung, wird über die Kathoden angesteuert und die
» Längstransistoren in den Kathoden sorgen auch für die Einstellung des
» Arbeitspunktes. Liege ich soweit richtig?
» Nun, da die Steuergitter mit +30V „vorgespannt“ sind, müsste ja eigentlich
» an den Kathoden (ohne Aussteuerung) so um gut 70V zu messen sein damit sich
» ein normaler Ruhestrom einstellt.
» Das ist hier nicht der Fall. Ich messe hier sehr viel weniger und die
» beiden Endröhren werden auch "mächtig hell". Die Anoden glühen wie der
» Teufel.
» Lt. Meinem Transistortester, so ein Chinesischer Komponententester, sind
» die beiden Transistoren jedoch in Ordnung. Lügt mein Schätzeisen? Hier ein
» Auszug aus dem Schaltplan:
»
»
»
» Und hier ein Link zum kompletten Schaltplan:
»
» http://schems.com/bmampscom/musicman/musicman_rd50b.pdf
»
»
» Das Problem kann doch eigentlich nur bei diesen Transistoren liegen, oder
» habe ich die Schaltung schlicht nicht verstanden und suche an der falschen
» Stelle nach dem Fehler?
»
» Gruß
» Noel

Sind denn die 6.3V Heizspannung in Ordnung? (zw. Pin 2 und Pin7)

Hartwig(R)

07.01.2019,
09:20

@ Altgeselle

seltsame Endstufe

Hallo,
Die Koppelkondensatoren hätte ich auch in Verdacht - nur scheinen die Anoden beider Endstufen "symmetrisch" zu glühen. Also vielleicht doch die Z-Diode (aber ich würde davon ausgehen, dass der TE die Vorspannung gemessen hat. Ich würde mal schauen, ob die Endstufe nicht vielleicht im HF-Bereich schwingt. Andererseits haben diese Transistortester auch ihre Grenzen aufgrund der sehr geringen Messspannungen. Ich würde den Verstärker mal mit stillgelegter Anodenspannung betreiben, die beiden 6L6 ziehen und dann die Ansteuerung der Kathoden z.B. mit einem Labornetzteil am Kathodenpin der Fassung der 6L6 testen.
Grüße
Hartwig

Saitenquäler

07.01.2019,
09:33

@ Altgeselle

seltsame Endstufe

» Hallo,
» du hast die Schaltung verstanden. Wenn die Transistoren wirklich ok sind,
» dann kann die 30V Spannung noch zu groß sein (Z-Diode D9 hochohmig) oder
» die Koppelkondensatoren C25 C26 haben Leckstrom.
»
» Grüße
» Altgeselle

Servus Altgeselle,

die 30V an den Steuergitter passt genau, die ist nicht zu hoch.
Die zwei Koppelkondensatoren hatte ich schon mal aufgetrennt, daran liegt es also nicht. Ich habe jetzt mal zwei "2N6488" bestellt, die gibt "Music Man" als Ersatztyp für die JE1692 an. Hier, auf der letzten Seite: http://schems.com/bmampscom/musicman/Musicman_Service_Bulletins_All.pdf
Da auch alle Widerstände rund um die Transistoren werthaltig sind gehe ich davon aus, daß mein Chinatester lügt.

Gast:
Die Heizspannung stimmt (da hängt ja auch die ECC83 in der Vorstufe dran)
Aber was soll die mit dem viel zu hohen Ruhestrom der Endröhren zu tun haben?

Hartwig:
Da bräuchte ich ein Netzteil das mir ca. 70 oder mehr Volt liefert, oder?
Ich habe hier nur ein altes (aber robustes) Doppelnetzteil RIM NT 605. Da ist bei 30V Ende.
Aber die Sache mit der Schwingerei werde ich mal prüfen.

Gruß
Noel

Hartwig(R)

07.01.2019,
09:43
(editiert von Hartwig
am 07.01.2019 um 10:08)


@ Saitenquäler

seltsame Endstufe/edit

» Da bräuchte ich ein Netzteil das mir ca. 70 oder mehr Volt liefert, oder?
» Ich habe hier nur ein altes (aber robustes) Doppelnetzteil RIM NT 605. Da
» ist bei 30V Ende.
» Aber die Sache mit der Schwingerei werde ich mal prüfen.
Ja, und was ich nicht erwähnte, die Röhre stellt ja eigentlich eine Stromquelle dar, also würde ich das Netzteil auch so betreiben.
Ein anderer Ansatz wäre es, eine Röhre mal versuchsweise durch einen Festwiderstand (Ausgangswert etwa 50kOhm) zu ersetzen, das entspräche einer Stromquelle von etwa 10mA. Aber Vorsicht, wenn dann der Transistor sperrt, bekommt er die vollen 500 V ab. Mit so etwa 5-7kOhm parallel zum Transistor wäre die Uce auf etwa 50-70V begrenzt.
Grüße
Hartwig

edit:
der TL072 ist gegen Kurzschluß am Ausgang geschützt. Du könntest also deren Ausgänge - vorzugsweise ohne Ansteuerung - kurzschließen und prüfen, was die Ansteuerung macht bzw. ob die OPVs an dem Problem beteiligt sind. Alternativ könntest Du auch die Eingänge der OPVs an Masse legen. Die Koppelkondensatoren würde ich mir ganz genau ansehen und vielleicht auch gegen deutlich spannungsfestere Typen austauschen. Wenn die Transistoren hin sein sollten, können die auch etwas abbekommen haben.

Altgeselle(R)

E-Mail

07.01.2019,
09:50

@ Hartwig

seltsame Endstufe

» Hallo,
» Die Koppelkondensatoren hätte ich auch in Verdacht - nur scheinen die
» Anoden beider Endstufen "symmetrisch" zu glühen. Also vielleicht doch die
» Z-Diode (aber ich würde davon ausgehen, dass der TE die Vorspannung
» gemessen hat. Ich würde mal schauen, ob die Endstufe nicht vielleicht im
» HF-Bereich schwingt. Andererseits haben diese Transistortester auch ihre
» Grenzen aufgrund der sehr geringen Messspannungen. Ich würde den Verstärker
» mal mit stillgelegter Anodenspannung betreiben, die beiden 6L6 ziehen und
» dann die Ansteuerung der Kathoden z.B. mit einem Labornetzteil am
» Kathodenpin der Fassung der 6L6 testen.
» Grüße
» Hartwig

Genau so würde ich auch vorgehen (ist schon lange her, dass ich solche Teile
repariert habe).
Es gab hier schon einmal eine Frage zu diesem Verstärker:
https://www.elektronik-kompendium.de/forum/forum_entry.php?id=232354&page=0&category=all&order=time

Wahrscheinlich ist der betreffende Schaltungsteil auf einer Leiterplatte aufgebaut. Eventuell ist
die Masseverbindung zu R50 R53 verloren gegangen.
Grüße
Altgeselle

Saitenquäler

07.01.2019,
10:16

@ Hartwig

seltsame Endstufe

» » Da bräuchte ich ein Netzteil das mir ca. 70 oder mehr Volt liefert,
» oder?
» » Ich habe hier nur ein altes (aber robustes) Doppelnetzteil RIM NT 605.
» Da
» » ist bei 30V Ende.
» » Aber die Sache mit der Schwingerei werde ich mal prüfen.
» Ja, und was ich nicht erwähnte, die Röhre stellt ja eigentlich eine
» Stromquelle dar, also würde ich das Netzteil auch so betreiben.
» Ein anderer Ansatz wäre es, eine Röhre mal versuchsweise durch einen
» Festwiderstand (Ausgangswert etwa 50kOhm) zu ersetzen, das entspräche
» einer Stromquelle von etwa 10mA. Aber Vorsicht, wenn dann der Transistor
» sperrt, bekommt er die vollen 500 V ab. Mit so etwa 5-7kOhm parallel zum
» Transistor wäre die Uce auf etwa 50-70V begrenzt.
» Grüße
» Hartwig

Servus Hartwig,

diese Idee gefällt mir, die ist prima. Wenn ich ca. 25K und in Reihe ein 25K Einstellpoti nehme sollte ja zu sehen sein ob sich die Geschichte auf den gewünschten Strom einpendelt.

Altgeselle:

Ja, ist auf Platine aufgebaut. Aber leider keine Unterbrechung zu Masse. Wäre wahrscheinlich zu einfach...

Auf jeden Fall ist das für mich eine bekloppte Schaltung. :-D

Gruß
Noel

Hartwig(R)

07.01.2019,
10:32

@ Saitenquäler

seltsame Endstufe

»
» diese Idee gefällt mir, die ist prima. Wenn ich ca. 25K und in Reihe ein
» 25K Einstellpoti nehme sollte ja zu sehen sein ob sich die Geschichte auf
» den gewünschten Strom einpendelt.

ja, Du solltest beobachten können, ob der Transistor überhaupt arbeitet - wobei natürlich keine Regelung mehr stattfindet, die Röhre ist ja nicht mehr da. Nur sollte erkennbar sein, ob der Transistor überhaupt den Kathodenstrom beeinflussen kann.
Mehr fällt mir jetzt nicht ein - viel Erfolg!
»

Saitenquäler

10.01.2019,
14:58

@ Hartwig

seltsame Endstufe

» ja, Du solltest beobachten können, ob der Transistor überhaupt arbeitet -
» wobei natürlich keine Regelung mehr stattfindet, die Röhre ist ja nicht
» mehr da. Nur sollte erkennbar sein, ob der Transistor überhaupt den
» Kathodenstrom beeinflussen kann.
» Mehr fällt mir jetzt nicht ein - viel Erfolg!
» »

Servus,

so, die bestellten 2N6488 sind gekommen, habe die Biester eingelötet und der Verstärker tut`s tadellos.
Ich habe die JE1692 noch mal mit einem Multimeter getestet. Mulimeter sagt wie mein Chinatester auch ok. Ich kapier das nicht....
Den Ratschlag mit den Koppelkondensatoren habe ich befolgt, da sind jetzt 63V Typen drin.
Danke noch mal!

Gruß
Noel